MHH implantiert 3D-gedruckten Gehörgang mit Medikamentenfreisetzung

Die medizinische Hochschule Hannover hat erstmals einer Patientin ein per 3D-Druck gefertigtes Ohr-Implantat mit Medikamentenfreisetzung eingesetzt.

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Von
  • Heinz Behling

In der HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde im November einer an einer Gehörgangverengung leidenden Patientin ein per 3D-Druck gefertigtes Implantat eingesetzt. Die MHH ist somit die erste Klinik weltweit, der das gelungen ist. Das Implantat wirkt als Stent, das den trotz mehrfacher vorangegangener Operationen sich immer wieder verengenden Gehörgang auf Dauer offen halten soll. Außerdem enthält es einen Wirkstoffvorrat, der allmählich ans Körpergewebe abgegeben wird und so zu einer schnelleren Heilung führen soll.

Mit diesem Gerät wurde der künstliche Gehörgang an der MHH angefertigt.

"Die ersten Nachuntersuchungen sind bereits sehr vielversprechend", erklärt PD Dr. Verena Scheper. Sie und ihr Team aus der Abteilung Innenohrpharmakologie der MHH haben das Implantat entwickelt und mit einem 3D-Bioplotter gedruckt. Auch der Klinik-Direktor Prof. Prof. h.c. Dr. Thomas Lenarz ist positiv eingestellt und meint "Damit haben wir die Tür zu einer neuen Art der zukunftsweisenden Patientenversorgung aufgestoßen".

Der 3D-Drucker stammt von der Firma Desktop Metal. Ihre Systeme sind imstande, unterschiedlichste Materialien, unter anderem Polymer, Metall, Sand, Keramiken, Schaumstoff und Holz für den 3D-Druck zu verwenden. Der 3D-Bioplotter ist besonders für seine Genauigkeit bekannt. Der Gründer und Geschäftsführer von Desktop Metal, Ric Fulop, sieht in der Herstellung des Ohrimplantats einen Übergang in eine neue Phase des Bioprinting und erklärt: "Die Vorteile des 3D-Bioprinting beginnen gerade erst, sich bei Patienten durchzusetzen, und wir freuen uns über diesen wichtigen Wandel in der Medizin, den die MHH und andere medizinische Innovatoren vorantreiben. […] Unser gesamtes Team freut sich über diese wichtige Leistung der HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover, auf die wir jahrelang hingearbeitet haben."

(hgb)