MINT-Fachkräftemangel sinkt, weniger Stellen ausgeschrieben​

Fachkräftemangel ist auch nicht mehr das, was er mal war: Zwar gebe es noch eine Lücke, aber die fällt laut MINT-Herbstreport des IW kleiner aus als zuvor.​

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Junger Mann an einem Serverschrank

(Bild: Alexandru Chiriac/Shutterstock.com)

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Trotz der abgekühlten Wirtschaftslage fehlen laut dem aktuellen MINT-Herbstreport des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) rund 209.200 MINT-Fachkräfte im deutschen Arbeitsmarkt. Der Mangel gefährde auch die Innovationsfähigkeit Deutschlands, schlagen die Studienautoren Alarm. Allerdings zeige sich der starke Konjunktureinbruch in diesem und dem vergangenen Jahr auch beim MINT-Bereich im Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitssuchenden. MINT steht für die Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Nach Bereichen differenziert zeigten sich die größten Engpässe in den Energie- und Elektroberufen mit rund 68.600, in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik mit rund 41.500, in den Bauberufen mit rund 30.800, in den Berufen der Metallverarbeitung mit rund 30.300 und in den IT-Berufen mit rund 18.700 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr schrumpfte die Lücke besonders bei den IT-Berufen – nämlich um 24.900. Weniger Abnahme gab es bei Energie-/Elektroberufen mit einem Minus von 13.300, in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik um 12.300 weniger sowie in den Bauberufen (-7000) und in den Berufen der Metallverarbeitung (-7900).

Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Mangel an Fachleuten deutlich gesunken: 2022 vermeldete das IW etwa noch eine Lücke von 326.100 Fachkräften im MINT-Bereich, 2023 waren es noch 280.480. Das dürfte vor allem an der sinkenden Zahl ausgeschriebener Stellen liegen: 2022 zählte das IW noch 502.200 zu besetzende Stellen, 2023 hingegen 476.400. Und im MINT-Herbstreport für 2024 sind es inzwischen nur noch 418.200.

Demgegenüber stünden aktuell 226.295 arbeitslos gemeldete Personen, die gerne einem MINT-Beruf nachgehen würden. Das ergebe unbereinigt mindestens 191.905 offene Stellen in MINT-Berufen, die nicht besetzt werden könnten. Rechne man falsche Qualifikationen heraus, ergebe sich über alle 36 MINT-Berufskategorien besagte Arbeitskräftelücke von 209.200. Mit rund 109.100 seien dabei die MINT-Facharbeiter die größte Engpassgruppe, gefolgt von rund 77.700 mit Hochschulabschluss und rund 22.300 in den Meister- und Technikerberufen.

Im längeren Vergleichszeitraum sieht das IW auch einen leichten Rückgang an MINT-Stellen: So sei der Anteil der MINT-Beschäftigten an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen dem vierten Quartal 2012 und dem ersten Quartal 2024 von 21,4 auf 20,6 Prozent gesunken. Lediglich deutliche Zuwächse im Bereich der IT-Jobs hätten dafür gesorgt, dass der Rückgang im Gesamtfeld gering ausfalle. Über alle Qualifikations-Niveaus habe es dort in der Vergleichszeit das größte Plus gegeben, während andere Arbeitsfelder wie die chemische Industrie Federn ließen.

Nach wie vor lockten MINT-Jobs aber mit attraktiven Arbeitsbedingungen, höherem Durchschnittslohn und weniger Befristungen als in anderen Berufen, ist man sich beim IW sicher. Gerade Bildungsaufsteiger hätten sehr gute Chancen mit diesen Fächern. Um dem Mangel zu begegnen, schlägt man beim IW unter anderem vor, auf Zuwanderung zu setzen, mehr Frauen für den Berufszweig zu gewinnen, Ältere länger zu binden und die MINT-Bildung zu verbessern.

(axk)