MIT forscht an drahtloser Stromversorgung

Der Traum von der drahtlosen Stromversorgung blieb bislang unerfüllt, weil schon für 50 W die Nebenwirkungen erheblich sind. Das wollen Wissenschaftler vom MIT mit dem Projekt WiTricity ändern.

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Von
  • Dr. Jürgen Rink

Wissenschaftler vom MIT haben eine Methode verfeinert, um mit resonanten Spulen Energie magnetisch drahtlos zu übertragen. Die Gruppe um Marin Soljačić schickte 60 Watt über zwei Meter, wobei die mögliche Reichweite vom Spulendurchmesser abhängt. Mit sorgfältig aufeinander abgestimmten Parametern konnte die Energie mit einer Effizienz von 40 Prozent übertragen werden, berichtet die Gruppe in ScienceXpress.

Das WiTricity genannte Projekt schürt die Hoffnung, Mobilgeräte oder sogar die Hauselektrizität in Zukunft ohne Kabel zu betreiben. Zwar befreien WLAN, Bluetooth, Infrarot, UMTS und bald auch Wireless USB den Anwender zunehmend vom Kabelgewirr, doch nach wie vor hängt das Mobilgerät am Netzteil wie der Säugling an der Mutterbrust. Bislang waren die Möglichkeiten, um auch das letzte Kabel – das zur Steckdose – zu kappen, nicht umsetzbar. Das Problem ist dabei weniger das Wie, sondern das Wieviel: Um zum Beispiel die für Notebooks erforderlichen 50 bis 60 Watt zu generieren, muss im Fall von Solarzellen das Licht sehr hell oder die Fläche sehr groß sein, der Wind muss kräftig für die durchaus bezahlbaren Windräder blasen, und Antennen müssten stärker strahlen, als es die Grenzwerte vorgeben. Genügend Energie drahtlos gibts also nicht ohne Gesundheitsrisiko. Sender und Empfänger können nur dann enorme Leistungsmengen übertragen, wenn dazwischen niemand stört – das ist im Umgang mit Mobilgeräten oder gar im Haushalt normalerweise nicht der Fall.

Ob die MIT-Experimente dem Traum der drahtlosen Energieversorgung näher kommen, darf deshalb bezweifelt werden. RFID-Plaketten, Sensoren, Grafiktablettstifte und manche Computer-Mäuse werden auch heute schon drahtlos versorgt, doch bis der autonome Betrieb von Handy und Notebook Realität wird, müssen wohl noch einige Leonardos geniale Ideen ausbrüten. (jr)