MP3-Tauschbörse Napster darf vorerst am Netz bleiben

Die einstweilige Verfügung, die Napster gezwungen hätte, seine Server vom Netz zu nehmen, wurde vorerst ausgesetzt.

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Von
  • Jürgen Kuri

"Danke, dass Sie ein Mitglied der Napster-Community sind, und für die Unterstützung, die Sie gezeigt haben." So begrüßte am heutigen Samstag um 9:00 Uhr deutscher Zeit die MP3-Tauschbörse Napster neugierige Surfer. Wäre es nach einer einstweiligen Verfügung des Bezirksgerichts von Nord-Kalifornien gegangen, hätte Napster spätestens zu diesem Zeitpunkt (24 Uhr kalifornischer Ortszeit) seine Server vom Netz nehmen müssen. In einer Eilentscheidung verfügte das Berufungsgericht des 9. US-Justizbezirks aber, dass die MP3-Tauschbörse vorerst am Netz bleiben darf – die einstweilige Verfügung wurde ausgesetzt.

In der Aussetzungsverfügung erklärten zwei Bundesrichter, es seien Fragen aufgetaucht über Begründung und die Form der einstweiligen Verfügung. In ihr hatte die Bezirksrichterin Marilyn Hall Patel erklärt, Copyright-Verletzung sei der einzige Grund für Napsters Existenz.

Die Aussetzung der einstweiligen Verfügung bedeutet nun aber nicht, die MP3-Tauschbörse habe das Verfahren, das die Vereinigung der Plattenlabels angestrengt hat, schon gewonnen – die jetzige Entscheidung hält nur den Status Quo aufrecht, bis im Hauptverfahren über die Vorwürfe entschieden ist, Napster würde wissentlich und absichtlich die Urheberrechte der Musiker und der Musikkonzerne verletzen. Bis Anfang August hat die MP3-Tauschbörse nun Zeit, zu den Anklagepunkten Stellung zu nehmen; die Musikindustrie kann dann darauf bis Anfang September antworten. Frühestens im September ist dann auch mit einer Entscheidung im Hauptverfahren zu rechnen.

In der Zwischenzeit hatte Napster zu einer Protestaktion aufgerufen, die die Firma "Buy-Cott" nannte: Nutzer des Dienstes sollten in die Plattenläden gehen, und mit dem Hinweis, sie seien Napster-User, CDs von Künstlern kaufen, die den Dienst unterstützen. Zu den Musikern, die sich für Napster ausgesprochen haben, gehören unter anderem Chuck D, Cypress Hill, Billy Corgan von den Smashing Pumpkins, die Grateful Dead und Marianne Faithfull. Andere Surfer sind da etwas radikaler: Sie rufen für den August zu einem Boykott der Plattenindustrie aufgerufen.

Siehe dazu auch die Artikel in Telepolis: Napsters laute Beerdigung und Schöner tauschen: Napster und seine Freunde sowie Schöner tauschen: Napsters Konkurrenten - zentralisierte Tauschbörsen. (jk)