MPAA-Manager wird Direktor bei der Internet Society

Mit Paul Brigner wechselt ein hochrangiger Manager des Branchenverbands der großen Hollywood-Studios zur Internet Society. Dort wird er Direktor des Regionalbüros für Nordamerika.

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Mit einer unerwarteten Postenbesetzung lässt die Internet Society (ISOC) aufhorchen. Direktor des Regionalbüros für Nordamerika wird Paul Brigner. Dieser war nach etwa zehn Jahren in leitenden Funktionen bei Verizon zuletzt 15 Monate lang Senior Vice President und Chief Technology Policy Officer bei der Motion Picture Association of America (MPAA), dem Branchenverband der großen Hollywood-Studios.

Die MPAA hatte die Funktion des Chief Technology Policy Officers Anfang 2011 für Brigner neu geschaffen. Er sollte die Strategie der MPAA für neue Technik zum Schutz geistigen Eigentums im Internet vorantreiben. In seinen drei Beiträgen im MPAA-Blog, die allesamt Mitte 2011 erschienen, zeigte sich Brigner als Verfechter des Entwurfs für den umstrittenen Protect IP Act (PIPA).

Brigner wandte sich auch gegen ein Weißbuch der Internet Society, in dem die im PIPA geforderten DNS-Filter kritisiert werden. Er wünschte sich eine technische Weiterentwicklung des Internets, um unerwünschte Webseiten effektiv zensieren zu können. Das Argument, Eingriffe in das Domain Name System würden die DNSSEC-Sicherheitsmaßnahmen unterwandern, wies der MPAA-Manager zurück. DNSSEC solle legale Seiten schützen. Illegale Seiten bräuchten keine sicheren Verbindungen, weil sie gar nicht existieren sollten.

Die vor 20 Jahren gegründete Internet Society ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich um die Erhaltung und Entwicklung der Infrastruktur des Internet kümmert. Ihr gehören über 100 Organisationen und mehr als 50.000 Einzelmitglieder an. Die deutsche Teilorganisation beschreibt die Internet Society mit einem Auszug aus der Online-Enzyklopädie Wikipedia: "Die ISOC beherbergt die für die Internetstandards und Ressourcenverwaltung zuständigen Gremien: IETF, IESG, IAB, IRTF und IANA."

Die Positionen der ISOC in Fragen der Zensur unterscheiden sich meist erheblich von jenen der MPAA. So mancher Kommentator sieht deswegen nun den Bock zum Gärtner gemacht. Andere weisen darauf hin, dass die relativ kurze Tätigkeit für die MPAA schon ihren Grund gehabt haben könnte.

Als Direktor des Regionalbüros soll Brigner als Schnittstelle zwischen den verschiedenen Teilorganisationen (Chapter) der ISOC in den USA und Kanada fungieren. Es ist nicht seine Aufgabe, Standpunkte der ISOC zu nationalen, politischen Themen wie SOPA und PIPA zu bestimmen. (mho)