MSN-Messenger nicht mehr AOL-kompatibel

Microsoft zieht im Messenger-Konflikt mit AOL vorerst die Notbremse.

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Von
  • Holger Bleich

Überraschende Wendung im Messenger-Konflikt zwischen Microsoft und AOL: Die brandneue Vorab-Version (2.0b) des MSN Messenger Service ist nicht mehr kompatibel zum Konkurrenzsystem von AOL. Damit geht AOL aus dem seit Monaten andauernden Kampf um Messaging-Standards vorerst als Sieger hervor. Yusuf Mehdi, Marketingdirector der Microsoft-Internet-Division, fährt zur Begründung der Maßnahme harte Geschütze auf: "AOL blockierte die MSN-Kompatibilität zum AOL-Instant-Messenger, in dem sie einen sehr gefährlichen Fehler in ihre Client-Software einbauten." Um Pfründe zu sichern, so Mehdi, setze AOL seine Kunden bewusst einem hohen Sicherheitsrisiko aus. Diese Politik veranlasse Microsoft, die Notbremse zu ziehen, um seine Kunden zu schützen.

Mit dem AOL Instant Messenger (AIM) und ICQ verfügt der Konzern gleich über zwei derartige Systeme und ist mit fast 80 Millionen registrierten Messaging-Kunden der erfolgreichste Dienst dieser Art. Dem stehen momentan lediglich 4,5 Millionen Messenger-Nutzer von Microsoft gegenüber. Um die Systeme kompatibel zu machen, drängt Microsoft schon seit langem auf einen offenen Protokoll-Standard. Im August veröffentlichte der Konzern gar seine eigene Messenger-Spezifikation. Microsoft kündigte an, auch künftig für einen offenen Messenger-Standard zu kämpfen.

Aus der AOL-Zentrale war heute keine Stellungnahme zum neuen Microsoft-Schachzug zu erhalten. In früheren Statements betonte die Firma offiziell stets ihre Kooperationsbereitschaft zur Schaffung eines offenen Standards. Allerdings müsse zuerst über Kundenschutz und Privacy geredet werden, bevor man die Microsoft-Vorschläge aufgreife. (hob)