MSN vs. AOL: Microsoft zieht nach

Alle PC-Hersteller sollen verpflichtet werden, bei Vorinstallation von Windows XP auch Microsofts Online-Dienst einzurichten.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Kampf der beiden Online-Dienste AOL und MSN um die potenziellen Kunden nimmt langsam an Schärfe zu: Alle PC-Hersteller sollen angeblich verpflichtet werden, bei Vorinstallation von Windows XP auch Microsofts Online-Dienst einzurichten.

Vor wenigen Tagen erst wurde bekannt, dass AOL zum Ausgleich, dass der Online-Dienst mit seiner Client-Software nicht mehr automatisch in Windows XP vertreten ist, mit den PC-Herstellern direkt verhandelt – und mit Compaq schon einen Partner gefunden hat, der die AOL-Software auf Rechnern mit Windows XP vorinstallieren wird. Das soll AOL angeblich sogar 35 US-Dollar pro entsprechend konfiguriertem Rechner wert sein.

Nun zieht Microsoft nach – stellt aber nach Ansicht der Redmonder nur die Lizenzbestimmungen klar. Danach sind PC-Hersteller, die Windows XP auf ihren Rechnern vorinstallieren wollen, dazu verpflichtet, einen Icon zu MSN auf dem Desktop zu platzieren. Laut einem Bericht des Wall Street Journal machte eine Microsoft-Sprecherin deutlich, dass sich die Lockerung der Lizenzbestimmungen nicht auf Links und Icons für Microsofts Online-Dienst beziehe. Microsoft hatte als Reaktion auf den Urteilsspruch des Berufungsgerichts im Kartellprozess gegen den Softwarekonzern PC-Herstellern durch Änderung der Lizenzbestimmungen gestattet, Links und Icons zu anderen Web-Browsern als Microsofts Internet Explorer einzubauen und die entsprechenden Symbole für den IE vom Desktop und aus dem Startmenü zu entfernen. Die Änderung der Lizenzbestimmungen will Microsoft aber nur auf den Web-Browser angewendet wissen; selbst wenn zum Internet Explorer konkurrierende Produkte installiert werden, müssten danach die PC-Hersteller ein Icon für MSN einrichten.

Das Bundesberufungsgericht in Washington hatte Ende Juni zwar die von einer niedrigeren Instanz wegen Kartellrechtsverstößen verhängte Strafe einer Zerschlagung des Konzerns aufgehoben. Es bestätigte jedoch die Urteilsfindung, der zufolge die bisherigen Windows-Nutzungsbedingungen für Computerhersteller wettbewerbswidrig die Verbreitung von Web-Browsern anderer Unternehmen behindert. Bislang sieht Microsoft offensichtlich durch sein Vorgehen mit MSN vergleichbare Probleme nicht auf sich zukommen, hofft aber anscheinend, AOL in die Schranken weisen zu können. (jk)