MSN will auf eigenen (Such-)Beinen stehen
Microsofts Online-Dienst lässt nun den Vertrag mit dem Suchmaschinenbetreiber Looksmart auslaufen.
MSN will seinen Vertriebs- und Lizenzierungsvertrag mit Looksmart nicht verlängern. Das derzeit gültige Abkommen läuft am 15. Januar 2004 aus. Für den Suchmaschinenbetreiber ein herber Verlust, denn nach eigenen Angaben war Microsofts Online-Service bislang für 65 Prozent der Einnahmen aus Listings und sogar für sämtliche Lizenzeinnahmen des zweiten Quartals 2003 verantwortlich. Künftig könnten Looksmart zwei Drittel des bisherigen Umsatzes fehlen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen bis zu 152 Millionen US-Dollar Umsatz.
"Wir sind sehr enttäuscht über die Entscheidung von MSN", sagt Looksmart-CEO Jason Kellerman. Obwohl man einen wichtigen Partner verloren habe, werde sich das Unternehmen weiter auf das Suchgeschäft konzentrieren und neue Such- und Abrechnungstechniken entwickeln. Immerhin habe Looksmart 30.000 Anzeigenkunden.
Der Schritt von MSN war seit Juni absehbar. Seitdem experimentiert der Online-Dienst mit einem Webspider, um auf dem Portal MSN bald mit eigener Software Google Konkurrenz zu machen. Da hilft es anscheinend auch nicht, dass Looksmart im April einen eigenen Webspider ins Netz geschickt hat. Microsoft investiert offensichtlich Millionenbeträge in die Entwicklung eigener Suchtechniken, um einen gehörigen Teil des von Marktforschern auf 2 Milliarden US-Dollar großen Marktes der bezahlten Listings abzuschöpfen.
Wie das aussehen könnte, soll die kommende Version von MSN zeigen. Es soll eine Funktion enthalten, die digitalisierte Fotografien mit bestimmten Motiven herausfischen kann. Weitere Entwicklungsfelder sind die personalisierte und themenbezogene Suche sowie ein einheitliches Dateisystem zum schnelleren, gleichzeitigen Durchforsten von E-Mails, Dokumenten und anderen Datenquellen.
Auch die Entwickler beim Marktführer Google schauen derweil, wie die Zukunft der Suche aussehen könnte. In einem Interview mit ZDNet zeigt sich Produktmanagerin Marissa Mayer "glücklich" über die wachsende Konkurrenz durch Microsoft. Das zeige, wie wichtig das Suchen im Internet für Unternehmen sei. Je mehr sich an dem Problem abarbeiten, desto eher werde es möglich sein, gewünschte Informationen zu finden. Und obwohl Google nach eigenen Angaben 10.000 Linux-Server betreibt, ist das Unternehmen augenscheinlich auch nicht über das Störfeuer von SCO besorgt. "Wir sind nicht nervörs. SCO hat eine Diskussion losgetreten, die sehr interessant ist", meint Mayer lapidar. (anw)