Mac-Pionier Andy Hertzfeld gestaltet Googles Facebook-Konkurrenten

Der legendäre Programmierer durfte sich beim Interface Design von Google+ austoben – trotz anfänglicher Vorbehalte.

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Selbst Mac-Blogger John Gruber, sonst gerne ein Kritiker von Googles Produktansatz, zeigte sich beeindruckt: "Das ist einer der besten Beweise dafür, dass es guten Geschmack bei Google gibt", schrieb er zum Start des neuen Social-Networking-Angebotes Google+, mit dem der Netzriese einmal mehr Facebook Konkurrenz machen will.

Einer der möglichen Gründe für das hübsche Design ist mittlerweile identifiziert: Hinter der Interface-Gestaltung steckt kein Geringerer als Andy Hertzfeld, Mitglied des Original-Mac-Teams von 1984 und für einige der Pioniertaten Apples mitverantwortlich. Der in Mac-Kreisen vor allem für seine Tätigkeit als Computerhistoriker bekannte Programmierer arbeitet bereits seit 2005 bei Google, durfte sich dort laut einem Bericht des IT-Nachrichtendienstes Wired News allerdings nur beschränkt austoben. Bei Google+ sei dies anders gewesen, hier habe er mehr Freiheit gehabt.

Er habe gehört, Google-Chef Larry Page sei ein Feind von Animationen gewesen, meinte Hertzfeld. "Das hat mich aber nicht davon abgehalten, viele davon einzubauen. Larry hat mir jetzt gesagt, dass er die liebt." Offenbar habe auch Apples Wiederaufstieg der letzten Jahre dazu beigetragen, bei Google eine Lockerung herbeizuführen. Hertzfeld trägt die offizielle Position des "Design Leader" bei Google+, das den firmeninternen Codenamen "Emerald Sea" hatte. [Update:] In einem Google+-Posting äußert sich Hertzfeld im Detail zu seinen Aufgaben bei dem Dienst. [/Update]

+Circles soll helfen, die sozialen Sphären beim Posting voneinenader zu trennen.

Beobachter hatten lange bereits auf eine Antwort von Google auf den großen Erfolg von Facebook gewartet. Google+ besteht aus mehreren Elementen, die ineinandergreifen: "+Circles" steht für die verschiedenen Freundes-, Kollegen- und Bekanntenkreise, denen man angehört – und die viele Surfer nach Ansicht von Google mit bestehenden sozialen Netzwerk zu sehr vermischen (obwohl es zum Beispiel mit Facebook-Gruppen die Mittel zur Trennung gibt). +Circles – im Dienst offensichtlich durch Kreise repräsentiert – soll helfen, die sozialen Sphären des Surfers beim Veröffentlichen von Statusmeldungen schärfer voneinander zu trennen. Man startet bei Google+ nicht bei Null, sondern importiert die Adressdaten aus dem persönlichen Adressbuch bei Google.

"+Sparks" soll dem Benutzer als eine Art personalisierter News-Aggregator Stoff zu den Themen liefern, die ihn interessieren – sozusagen als Input für +Circles: "Fügt einfach eure Interessen hinzu, und ihr habt immer etwas zum Anschauen, Lesen und Teilen." In +Huddle trifft man sich zum Textchat, bei +Hangouts zum browserbasierten Videochat. Natürlich gibt es bereits auch eine "+Mobil"-App für Android-Geräte, mit der Teilnehmer zum Beispiel Handy-Fotos hochladen und ihren Standort mitteilen können. Außerdem scheint eine iOS-Version geplant zu sein, an der Hertzfeld vermutlich beteiligt sein dürfte.

Google+ befindet sich derzeit im geschlossenen Testbetrieb; Google will neue Benutzer nach und nach einlassen, weist aber darauf hin, dass sich der Dienst noch im Betabetrieb befindet und noch Ecken und Kanten aufweist. Aber selbst wer eine der seltenen Einladungen für diesen Testbetrieb ergattert, hat derzeit Schwierigkeiten, in das System zu kommen: Man wird von der Fehlermeldung begrüßt, die Kapazitäten der Systeme seien derzeit ausgeschöpft, man solle es später noch einmal versuchen. Marcus Schwarze von der Rhein-Zeitung berichtet in seinem Blog von ersten Eindrücken. (jo) / (bsc)