MacExpo schmeißt Greenpeace raus

Gerade einmal vier Stunden durften Greenpeace-Aktivisten auf der MacExpo in London Bio-Äpfel verteilen, dann machte die Messeleitung den Stand dicht.

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MacExpo London: Tausende glückliche Macianer streifen mit leuchtenden Augen durch die Gänge und schauen sich die bunt-glitzernden Dinge an, die es für ihre Lieblingsgeräte zu kaufen gibt. Zwischen iPod-Zubehör und Adobe-Demos hatte diesmal auch Greenpeace einen Stand für die Initiative "Green my Apple" gebucht. Statt im Pazifik Jagd auf japanische Walfänger zu machen, wollen die Naturschützer diesmal ein bisschen am glänzenden Image des Computerkonzerns aus Cupertino kratzen. Apple soll umweltbewusster und sozialverträglicher produzieren.

Auf der MacExpo in London sah das so aus: Junge und nicht mehr ganz so junge Menschen verteilen Flugblätter und Bio-Äpfel. Sie wollen die Besucher der MacExpo anregen, sich der Kampagne anzuschließen und eine Petition an Apple zu unterzeichnen. Nach gut vier Stunden war am gestrigen Eröffnungstag aber schon Schluss: Die Messeleitung schmiss die Aktivisten raus. Als offizieller Grund werden Verstöße gegen die Messeordnung sowie Beschwerden von anderen Ausstellern und Besuchern angegeben. Greenpeace habe auf dem ganzen Gelände Flugblätter verteilt, dafür aber keine Genehmigung gehabt, erklärte ein Sprecher. Wie bei Messen üblich muss für solche Genehmigungen bezahlt werden. "Wir haben sie aufgefordert, im Bereich ihres Standes zu bleiben", rechtfertigt sich der MacExpo-Mann. Greenpeace habe das nicht befolgt, "also haben wir sie gebeten, zu gehen". Welche Aussteller sich beschwert haben sollen, will er nicht sagen.

Ziemlich einflussreich sollen sie sein, raunt man bei Greenpeace. Es gibt keine Hinweise, dass Apple selbst hinter dem Rausschmiss steckt. "Diese Reaktion ist total überzogen", findet Iza Kruszewska von Greenpeace und spannt den Bogen trotzdem bis Cupertino. "Apple will sich nicht mit unserer Kritik an ihrem Recycling und dem Einsatz gefährlicher Chemikalien auseinandersetzen. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, sollte Apple sich an die Spitze einer grünen Bewegung in der Industrie setzen, und nicht hinterhertrotten." Greenpeace will Apple und seine Fans zu mehr Umweltbewusstsein bewegen und hat dafür Ende September im Internet die Kampagnen-Website greenmyapple.org ins Leben gerufen. Greenpeace kritisiert Apple für die Handhabung des Elektroschrottproblems und die Verarbeitung von gefährlichen Substanzen, die bei anderen Herstellern längst keine Verwendung mehr fänden.

Der Rausschmiss der Aktivistengruppe allerdings dürfte der Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens einen Bärendienst erweisen. Das könnte für die verwöhnten Imagewächter des Computerkonzerns eine neue Erfahrung werden. Denn selbst PR-Praktikanten dürfte klar sein, dass sich Greenpeace nicht so einfach abschütteln lässt, wenn sie sich erst einmal in ein Thema verbissen haben. Wer sich im Schlauchboot vor japanische Walfänger setzt, hat vor der Messe-Security sicher keine Angst. Greenpeace hat bereits angekündigt, dass sie weiter machen wollen, auf der MacExpo. (vbr)