Cebit

Macher des "Merkel-Phone" wollen mit Vodafone in den Massenmarkt

Die Leichtigkeit, mit der Telefongespräche abgehört werden könnten, hat Unternehmen und Verbraucher aufgeschreckt. Unter der Devise "ein Kanzler-Handy für alle" soll jetzt Sprachverschlüsselung breit vermarktet werden.

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  • dpa

Die Entwickler der Technik für die abhörsicheren Handys der Bundesregierung wollen verschlüsselte Telefongespräche in den Massenmarkt bringen. Die Düsseldorfer Firma Secusmart geht dafür eine Kooperation mit dem Telecom-Riesen Vodafone ein. Der Dienst "Secure Call" soll über eine App als Software-Lösung auf verschiedenen Smartphone-Plattformen verfügbar sein. Die Idee sei "ein Kanzler-Handy für alle", sagte Secusmart-Chef Hans-Christoph Quelle vor Beginn der Computermesse CeBIT in Hannover. Im vergangenen Herbst hatten Enthüllungen für Aufsehen gesorgt, wonach ein Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel jahrelang vom US-Geheimdienst abgehört worden sein soll.

Die Partner sehen zunächst vor allem Unternehmen als Zielgruppe. Der Preis werde bei etwa 12 Euro im Monat pro Gerät liegen, sagte Vodafone-Manager Philipp Lacor. Als ersten Schritt werde es eine Anwendung für das Google-System Android geben und danach für andere Plattformen, sagte Quelle der dpa.

Technisch wird dabei das Gespräch in verschlüsselten Daten statt über die üblichen Telefonnetze übertragen. "Wir versuchen, die Technologie in die gewohnten Abläufe einzubinden und so gut es geht den Weg über eine separate App zu vermeiden", sagte der Secusmart-Chef. Der Dienst sei in das offenere Android-System aber leichter zu integrieren als bei Apple. Auch Metadaten wie die Nummer des Anrufers sind vor einem illegalen Abgreifen geschützt, die Behörden hätten gemäß der rechtlichen Vorgaben aber nach wie vor Zugriff auf die vorgeschriebenen Informationen.

Vodafones Deutschland-Chef Jens Schulte-Bockum deutete an, dass sein Unternehmen bei einem Erfolg in Deutschland auch an einer internationalen Vermarktung des Angebots interessiert wäre. Bereits in der ersten Stufe werde der Dienst auch von ausländischen Gesellschaften teilnehmender deutscher Unternehmen genutzt werden können. Auch wenn eine Firma SIM-Karten eines anderen Mobilfunkanbieters im Einsatz hat, können diese Geräte eingebunden werden.

Secusmart war im vergangenen Jahr im Tandem mit dem Gerätehersteller Blackberry als ein Lieferant abhörsicherer Smartphones für Bundesbehörden ausgesucht worden. Bei diesem Auftrag ist der Secusmart-Dienst für verschlüsselte Telefonate an die Handys des angeschlagenen Smartphone-Pioniers gebunden. Der zweite Lieferant des Bundes ist die Deutsche Telekom mit einem abgesicherten Telefon auf Basis von Samsungs Galaxy S3. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach dpa-Informationen ein Gerät von Blackberry und Secusmart bekommen. (hos)