Mal wieder ein Gewinn bei Netzwerkausrüster Nortel

Der kanadische Telecomausrüster Nortel Networks muss die Bilanzen der letzten drei Jahre neu berechnen, da Restrukturierungskosten falsch verbucht wurden.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der kanadische Telecomausrüster Nortel Networks kann im dritten Quartal des Geschäftsjahrs trotz sinkender Umsätze einmal wieder einen Gewinn machen. Der Nettogewinn lag bei 179 Millionen Euro, der Umsatz erreichte 2,27 Milliarden US-Dollar. Analysten waren von einem ausgeglichenen Ergebnis bei einem Umsatz von 2,33 Milliarden US-Dollar ausgegangen. Firmenchef Frank Dunn rechnet mit einem steigenden Umsatz für das vierte Quartal, außerdem soll für das Gesamtjahr ein Gewinn abfallen.

Für Aufregung sorgte allerdings die Ankündigung, man müsse die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre neu berechnen: In Folge einer Prüfung der Bilanzen sei dies notwendig geworden, in den Jahren 2000, 2001 und 2002 würden die Verluste dann niedriger ausfallen als ursprünglich gemeldet. Auch das nun bekannt gegebene Ergebnis für das dritte Quartal könne sich nach der Neuberechnung noch ändern; auf künftige Bilanzen werde dies dann aber keinen Einfluss mehr haben. Für etwas Kopfschütteln sorgte dabei, dass Nortel die Neuberechnung der Bilanzen in Zusammenhang mit falscher Verbuchung von Restrukturierungskosten brachte -- angesichts von Rekordverlusten, die bei bis zu 19,4 Milliarden US-Dollar lagen, und massenhaften Stellenstreichungen (von den 95.000 Mitarbeitern im Dezember 2000 blieben bis Mitte 2002 gerade noch 35.000 übrig) sollte man erwarten, dass man auf die Verbuchung der Restrukturierungskosten besondere Sorgfalt aufwende, hieß es unter Analysten. Auf einen Termin, zu dem die neuberechneten Bilanzen vorgelegt werden sollen, wollte sich Nortel nicht festlegen -- dies werde zum "frühestmöglichen Zeitpunkt" geschehen, meinte Finanzchef Doug Beatty.

Nortel zählte in den Zeiten des Booms der Internet-Ökonomie zu den eigentlichen Profiteuren, da sich mit den exorbitanten Ausgaben für die Infrastruktur gutes Geld verdienen ließ. Mit dem Zusammenbruch der New-Economy-Blase und angesichts aufgebauter Überkapazitäten bei den IP-Carriern traf es dann aber auch die Telecom-Ausrüster besonders hart. Mittlerweile beruhigt sich die Lage für Nortel ebenso wie auch für den Konkurrenten Lucent, der ebenfalls endlich einmal wieder schwarze Zahlen schreiben konnte. Nortel etwa führt die besseren Bilanzen auf bessere Geschäfte mit der Infrastruktur für Mobilfunknetze zurück, während die Umsätze mit klassischer Festnetztechnik weiter zurückgingen.

[anchor entwicklung]Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Nortel in US-Dollar[/anchor]

Quartal Umsatz Gewinn/Verlust
1/00 6,32 Mrd. -383 Mio.; 347 Mio. pro forma
2/00 7,82 Mrd. -745 Mio.; 561 Mio. pro forma
3/00 7,31 Mrd. -586 Mio.; 574 Mio. pro forma
4/00 8,82 Mrd. -1,41 Mrd.; 825 Mio. pro forma
1/01 6,18 Mrd. -2,58 Mrd.
2/01 4,61 Mrd. -19,4 Mrd.; -1,54 Mrd. pro forma
3/01 3,7 Mrd. -3,5 Mrd.
4/01 3,46 Mrd. -1,83 Mrd.
1/02 2,9 Mrd. -463 Mio.
2/02 2,8 Mrd. -697 Mio.
3/02 2,35 Mrd. -1,8 Mrd.; -420 Mio. pro forma
4/02 2,52 Mrd. -248 Mio.; -62 Mio. pro forma
1/03 2,4 Mrd. 54 Mio.
2/03 2,33 Mrd. -14 Mio.
3/03 2,27 Mrd. 179 Mio.