Mannesmann will das Kabelnetz komplett

Mannesmann will das Kabelnetz der Deutschen Telekom vollständig übernehmen und in nur 16 Monaten umrüsten.

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  • dpa

Der Düsseldorfer Mannesmann-Konzern will das zum Verkauf stehende Kabelnetz der Deutschen Telekom vollständig übernehmen. In nur 16 Monaten würde das Unternehmen das Netz aufrüsten und 1,7 Millionen Haushalte mit Multimedia-Diensten versorgen können, sagte der Vorstandsvorsitzende, Klaus Esser, am Mittwochabend in Düsseldorf vor Journalisten. Insgesamt sind rund 18 Millionen Haushalte an das Kabelnetz der Telekom angeschlossen.

Zugleich warnte der Mannesmann-Chef vor einer regionalen Lösung, wie sie die Telekom derzeit anstrebt: "Durch die künstliche Zersplitterung wird sich der Netzausbau um weitere zwei Jahre verzögern". Eine Mehrheitsübernahme des Kabelnetzes sei die attraktivste, zugleich aber auch teuerste Lösung, sagte Esser weiter, ohne Angaben zum Preisgebot zu machen. "Nur wenn das ganze Geschäft da ist, hat es Wert, und die Telekom bekommt einen vernünftigen Preis". Ein Zerteilen auf Regionen führe dagegen zu einer deutlichen Schwächung des Wettbewerbs.

Als Wunschzahl bezeichnete er den in der Öffentlichkeit genannten Betrag von 20 Milliarden DM als einen möglichen Preis für das Kabelnetz der Telekom. Sollte Mannesmann den Zuschlag erhalten, würde ein erheblicher Finanzierungsbedarf entstehen, den das Unternehmen mit Eigenkapital und Fremdmitteln bedienen müsste. Die Investitionskosten für die Modernisierung des Kabelnetzes bezifferte Esser auf eine Summe zwischen fünf und zehn Milliarden DM.

Mannesmann sei in seinem Konzept offen für Partner. Für den Fall, dass ein Mehrheitserwerb nicht in Frage kommt, strebt das Unternehmen eine Konsortiallösung an. In diesem Gebilde wolle Mannesmann aber die unternehmerische Führung. Dabei nannte Esser eine logische Untergrenze von 20 bis 25 Prozent. Mannesmann werde den bundesweiten Ausbau des Netzes übernehmen und als Betreiber fungieren. Die Netzkommunikation stehe dann allen Unternehmen einschließlich der Deutschen Telekom zur Verfügung.

Vor gut zwei Wochen war das Bieterverfahren für das 460.000 Kilometer lange TV-Kabelnetz der Telekom ausgelaufen. Dabei hatten zahlreiche Unternehmen aus dem In- und Ausland ihre Angebote für Beteiligungen an einigen oder allen Regionalgesellschaften eingereicht. Nach Aussagen des Telekom-Vorstandes sollen noch in diesem Jahr die ersten Zuschläge für Beteiligungen erteilt werden.

Esser geht davon aus, dass das Unternehmen im TV-Kabelgeschäft, mit dem die Telekom bislang keine Gewinne erzielte, noch rund drei Jahre nach Übernahme Verluste erwirtschaften wird. Insgesamt soll das Konzernergebnis hierdurch aber nicht belastet werden, weil andere Töchter wie unter anderem Mannesmann Arcor und Otelo dann in der Gewinnzone seien.

Als "Zutrittssperre" kritisierte Esser die von der Telekom angestrebte Sperrminorität von 25,1 Prozent an den regionalen Kabelgesellschaften. Dies führe nur dazu, dass sich bei jeder Entscheidung der Ausbau des Netzes verzögere. "Wenn wir Wettbewerb wollen, darf es keine Behinderungen geben", forderte der Mannesmann-Chef. (dpa) (dz)