Marco Börries verlässt Yahoo
In Deutschland galt Börries in den Achtzigerjahren als eine Art "Wunderkind". Er entwickelte damals die Bürosoftware StarOffice, mit der der norddeutsche Jungunternehmer gegen Microsoft antrat.
Der deutsche Softwareunternehmer Marco Börries verlässt den US-Internetkonzern Yahoo Ende April. Das bestätigte Börries am Mittwoch in einem Gespräch mit dpa. Ähnlich wie in einer E-Mail an seine Mitarbeiter begründete Börries seinen Rückzug mit den Belastungen, die ein "Leben zwischen zwei Kontinenten" für ein Familienleben mit sich bringe. Börries hatte noch vor einer Woche für Yahoo auf dem Mobile World Congress in Barcelona die neue Mobilfunksoftware des kalifornischen Unternehmens präsentiert.
"Ich wollte diesen Schritt eigentlich schon im vergangenen Sommer machen, konnte aber (den damaligen Yahoo-Chef) Jerry Yang nicht hängen lassen", sagte Börries der dpa. Yahoo-Mitbegründer Yang stand im vergangenen Jahr stark in der Kritik von Großaktionären und machte im November 2008 den Weg für seine Nachfolgerin Carol Bartz frei. Börries betonte, er habe derzeit keine konkreten beruflichen Pläne, sondern wolle sich vor allem seiner Familie widmen. "Ich werde aber nicht in Rente gehen", sagte der 40 Jahre alte Software-Spezialist.
In Deutschland galt Börries in den Achtzigerjahren als eine Art "Wunderkind". Schon im Alter von 16 Jahren gründete er im Lüneburger Elternhaus seine Firma Star Division und begann damals, seine eigene Textverarbeitung StarWriter zum Dumping-Preis zu vermarkten. Anfang der Neunzigerjahre sah Börries die Zukunft seiner Firma vor allem in der plattformübergreifenden Programmierung von Standardanwendungen. Zu diesem Zweck baute er in Hamburg ein eigenes Entwicklerteam auf. Mit Hilfe der eigenen Klassenbibliothek StarView entstand zunächst die Textverarbeitung StarWriter für Windows und OS/2, die sich schließlich zum ausgewachsenen Office-Paket StarOffice für alle gängigen Betriebssysteme entwickelte, inklusive Linux und Mac OS.
In einer spektakulären Aktion gab Börries im November 1998 bekannt, das Paket fortan für den Privatgebrauch gratis abzugeben. Damit erhoffte er sich, StarOffice ohne teures Marketing weltweit bekannt zu machen. Einnahmen sollten durch den Verkauf an Firmenkunden fließen. Nach dem Verkauf seiner Firma verkündete er als neuer Sun-Vizepräsident für Desktop-Applikationen schließlich, das Office-Paket sowohl für den privaten Einsatz als auch für Firmenkunden gratis abzugeben; im Juli 2000 gab er auf einer Linux-Konferenz bekannt, den Quelltext des Office-Pakets als Open Source freizugeben – was dann im Oktober 2000 auch tatsächlich geschah. Die Open-Source-Variante von StarOffice, das Sun weiterhin vertreibt, wird seitdem als OpenOffice weiterentwickelt. (jk)