Mars-Helikopter Ingenuity: Kontakt vorübergehend abgebrochen – naht das Ende?
Für Ingenuity steht auf dem Mars der Winter bevor. Wegen des zunehmenden Staubs in der Atmosphäre fällt es ihm immer schwerer, seine Akkus zu füllen.
Der kleine Mars-Helikopter Ingenuity hat vergangene Woche den Kontakt zu seinem Rover verloren und war damit auch von der Kommunikation mit der Erde abgeschnitten. Verantwortlich ist wohl der nahende Winter, der mit einer Zunahme des Staubs in der Atmosphäre einhergeht, erklärt die NASA. Deswegen werde es für Ingenuity schwieriger, mit der Sonnenenergie seine Batterien aufzuladen. Das Team auf der Erde hat den Kontakt wieder herstellen können und Änderungen vorgenommen, damit der Helikopter weiter einsatzbereit bleibt. Es gesteht aber ein, dass "erhebliche Herausforderungen bevorstehen". Das Ende des revolutionären Gefährts könnte also nahe sein.
Oberste Priorität: Akku wieder füllen
Wie David Agle vom Jet Propulsion Laboratory der NASA erläutert, hatte Ingenuity am 3. Mai aufgehört, mit Perseverance zu kommunizieren. Der Rover dient als Relais zur Erde. Als der Abbruch bemerkt wurde, habe man vermutet, dass der Akkustand des Helikopters zu weit gefallen war, woraufhin sich unter anderem dessen Uhr zurückgestellt haben dürfte. Damit habe er nicht mehr die vereinbarten Funktermine einhalten können. Deshalb habe Perseverance am 5. Mai seine geplante Arbeit eingestellt und durchgehend auf Signale des Helikopters gewartet. Die seien gegen Mittag Ortszeit angekommen und der Kontakt zu Ingenuity habe wieder hergestellt werden können. Sein Zustand sei in Ordnung, der Akku war zu 41 Prozent gefüllt.
Wegen der verringerten Sonneneinstrahlung wird es jetzt immer schwieriger, wichtige Komponenten des Fluggeräts mit Strom zu versorgen, ergänzt die NASA. Man habe deswegen einen Plan ausgearbeitet, um sicherzustellen, dass die Akkus am Tag so weit geladen werden, dass der Strom für die kalten Nächte reicht. Dazu soll Ingenuity seine Heizungselemente erst aktivieren, wenn die Temperatur der Batterie auf -40 Grad Celsius fällt und nicht schon bei -15 Grad Celsius. Sobald er die vorgegebene Temperatur damit erreicht hat, soll er sich direkt wieder abschalten, um Strom zu sparen. Auf diese Weise soll er jetzt über mehrere Tage die Akkus wieder so weit aufladen, dass er zum normalen Betriebsmodus zurückkehren kann.
Wenn die interne Heizung jetzt erst deutlich später aktiviert wird, heißt das, dass die Komponenten des Geräts stärker der kalten Marsnacht ausgesetzt werden. Ob und wie lange der Helikopter das aushält, wird sich zeigen: "Unsere höchste Priorität ist jetzt die Beibehaltung des Kontakts in den nächsten Marstagen, aber selbst wenn das klappt, liegen große Herausforderungen vor uns", sagt Missionsleiter Teddy Tzanetos. Wenn er ergänzt, dass er auf sein Team und dessen Leistung nicht stolzer sein könnte, dann klingt das aber bereits wie die ersten Abschiedsworte.
Mars-Helikopter: Farbfotos von Ingenuity (146 Bilder)
Ingenuity war vor einem Jahr mit Perseverance auf dem Mars gelandet und sollte dort lediglich unter Beweis stellen, dass motorisierte Fluggeräte dort abheben können. Diese Demonstration hat er mit dem historischen ersten motorisierten Flug auf dem Mars geliefert und nach mehreren weiteren Flügen hatte die NASA entschieden, Ingenuity nicht – wie ursprünglich geplant – aufzugeben. Ingenuity begleitet seitdem den Rover, dessen Mission wieder im Mittelpunkt steht und macht unter anderem hochaufgelöste Farbfotos von oben.
(mho)