Mastodon und Threads als Vorbild: Elon Musk kündigt Designänderungen bei X an
Wer bei X bisher durch die Timeline scrollt, sieht direkt, welche Beiträge am beliebtesten sind und viele Interaktionen sammeln. Das will Elon Musk abschaffen.
Elon Musk hat angekündigt, dass auf dem Kurznachrichtendienst künftig nicht mehr direkt zu sehen sein soll, wie oft die Beiträge favorisiert und geteilt wurden. Auf den ersten Blick soll dann nur noch erkennbar sein, wie oft ein Beitrag angesehen wurde. Wenn die Ankündigung umgesetzt wird, würde der jahrelang als Twitter bekannte Dienst einen weiteren Markenkern verlieren. Beiträge, die dort besonders beliebt waren und häufig geteilt wurden, waren unter anderem regelmäßig Grundlage für Berichterstattung in der Presse. Wenn diese Information künftig versteckt wird, würde X/Twitter zugleich ein zentrales Element von Mastodon übernehmen. Dort sind diese Informationen in den meisten Oberflächen ebenfalls nicht direkt zu sehen.
Weniger Informationen auf den ersten Blick
Angekündigt hat Musk die angeblich geplanten Änderungen in einer Reihe von Antworten auf Beiträge anderer Nutzer auf X. An einer Stelle schreibt er da, dass er seit mehr als einem Jahr darauf brennt, diese Designänderungen vorzunehmen. In der Timeline soll bei Beiträgen demnach nur noch zu sehen sein, wie alt sie sind und wie oft sie angezeigt wurden. Um mehr zu erfahren, müsste man ihn anklicken und würde dann etwa wieder zu sehen bekommen, wie viele Likes und Retweets der Beitrag angesammelt hat. "Sehr sauber", nennt Musk das. Auf der Plattform selbst findet der Plan dagegen wenig Zustimmung, unter den Beiträgen von Musk hagelt es Kritik. Immer wieder wird darauf hingewiesen, wie wichtig die Zahlen für die erste Einschätzung der Relevanz eines Beitrags sind.
Ironischerweise würde der Kurznachrichtendienst mit der Designänderung eine Vorgehensweise übernehmen, mit der sich die Twitter-Alternative Mastodon seit Jahren gezielt von dem Dienst abgrenzen will. Scrollt man dort in der Standardansicht durch die Timeline, sieht man ebenfalls nicht, wie beliebt die einzelnen Beiträge sind. Um zu erfahren, wie oft die geteilt oder favorisiert wurden, muss man sie einzeln anklicken. Damit sollte die Jagd nach vielen Interaktionen eingedämmt und die Qualität der Konversationen verbessert werden. Es gibt aber alternative Oberflächen, die das bislang von Twitter gewohnte Vorgehen auch für Mastodon umsetzen.
Ebenfalls angekündigt hat Musk derweil eine Gestensteuerung für den Kurznachrichtendienst. Dort soll man Beiträge künftig nach rechts schieben können, um direkt eine Antwort zu verfassen, eine Bewegung in die entgegengesetzte Richtung soll ein Herz verteilen. Das wiederum wäre dann ein Vorgehen, dass erst vor wenigen Tagen von einer anderen Alternativplattform umgesetzt wurde. In der iOS-App von Threads kann man über ein Wischen nach links ebenfalls ein Herz vergeben, ein Wischen nach rechts soll der App signalisieren, dass der Beitrag nicht von Interesse ist. Damit dürfte der Algorithmus zur Anzeige der Inhalte trainiert werden. Mehrfach wird auf dem Dienst von Meta darauf verwiesen, dass diese Art der Steuerung ursprünglich von Drittanbieter-Apps für Twitter kommt.
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(mho)