Mediamarkt kontert Aldis Weihnachts-PC-Angebot

Der Elektronik-Discounter heizt die vorweihnachtliche Angebotsschlacht mit einem 100 Euro billigeren Fujitsu-Siemens-PC an.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 438 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.

Die traditionelle Vorweihnachts-Angebotsschlacht im Heim-PC-Markt wird auch in diesem Jahr spannend: Die Elektro-Fachmarkt-Kette Mediamarkt kontert das aktuelle Aldi-Angebot mit einem 100 Euro billigeren Fujitsu-Siemens-PC.

Zu großen Teilen ist die Ausstattung der beiden Rechner vergleichbar: Auch der Fujitsu-Siemens Scaleo Tix PH3225971C kommt in einem Midi-Tower-Kasten, arbeitet mit einem Intel-Prozessor (Pentium 4 540, 3,2 GHz), einem Mainboard mit Intel-Chipsatz (ebenfalls i915P), einer 250-GByte-Festplatte (ebenfalls Western Digital mit SATA-Schnittstelle) und einem 16X-Dual-Layer-DVD-Brenner (NEC ND3500A).

Der Prozessor läuft bei Mediamarkt/Fujitsu-Siemens also 200 MHz oder 6 Prozent langsamer als bei Aldi, dafür gibt es aber doppelt so viel Hauptspeicher (1 GByte). Die etwas langsamere CPU könnte zu einem deutlich leiseren Betrieb beitragen, wenn Fujitsu-Siemens (FSC) den Rechner sorgfältig konfiguriert hat. Es ist aber nicht zu erwarten, dass in einem extra-preiswerten PC der Scaleo-Heimrechner-Baureihe eines der (relativ teuren) FSC-Mainboards aus eigener Produktion sitzt, die mit einer sehr guten Temperaturregelung den Lärmpegel reduzieren helfen.

Bei der Grafikkarte setzt Mediamarkt auf ATI statt auf Nvidia: es kommt eine Radeon X700 Pro mit 128 MByte DDR3-RAM zum Einsatz. Von Prozessor und Grafikkarte her dürften die beiden Kontrahenten ungefähr dasselbe hohe Leistungsniveau erreichen, sofern sich keiner der Hersteller wesentliche Konfigurationspannen geleistet hat.

Auch der FSC Scaleo Tix PH3225971C kann mit analogen und digitalen (DVB-T-)Fernsehsignalen umgehen, er arbeitet dabei mit einem Pinnacle-Kombi-Tuner. Als Betriebssystem dient Windows XP Media Center Edition 2005, dazu gibt es auch die passende (Funk-)Fernbedienung. Die Pinnacle-Software kommt offenbar nicht zum Einsatz.

Genau wie der Aldi-Rechner besitzt der Scaleon Tix einen HD-Audio-Chip mit 8 Kanälen, bietet aber nur einen SPDIF-Ausgang und keine digitalen Eingänge. FireWire- und USB-2.0-Ports sind ebenfalls reichlich vorhanden, auch analoge TV-Signale lassen sich einspeisen (S-Video-In). Auch einen TV-Out-Anschluss verspricht Mediamarkt, aber von einer SCART-Buchse ist ebensowenig die Rede wie von digitalen Grafikanschlüssen (DVI-Ports).

Auf der Frontplatte findet sich ein Speicherkarten-Lesegerät für 11 unterschiedliche Medien-Typen (bei Aldi sind es 9), aber die praktische frontseitige Anschlussplatte, von Medion ConnectXL genannt, fehlt hier.

Sehr interessant ist die Analyse, an welchen Stellen Mediamarkt/FSC die 100 Euro Kosten im Vergleich zu Aldi/Medion eingespart haben. Beide Konkurrenten bekommen wegen ihrer Marktbedeutung und der großen Stückzahlen sicherlich ähnlich satte Rabatte der Hardware-Zulieferer. Die Produktionskosten dürften ebenfalls vergleichbar sein -- FSC produziert im eigenen Werk im thüringischen Sömmerda, Medion vergibt große Aufträge oft an die nur wenige Kilometer entfernt am "traditionell günstigen Standort" Kölleda sitzende Produktionsfirma Logatec.

Beide Konkurrenten können nicht zaubern -- irgendwo müssen Mediamarkt und FSC also gespart haben. Die Minderkosten des etwas langsameren Prozessors dürfte der größere Speicher wieder ausgleichen; Gehäuse, Mainboard, Festplatte, DVD-Brenner und wahrscheinlich auch die Grafikkarte dürften ähnlich teuer sein. Der Scaleo verzichtet auf einige Anschlüsse (SCART, SPDIF-In, TV-In auf der Frontplatte, Parallelport und möglicherweise auch DVI-Ausgänge), hat zwar die Media Center Edition, aber weniger Software-Beilagen und bietet weniger Ausstattung: Weder ein zweites optisches Laufwerk noch ein Radio-Tuner, ein Modem, ein WLAN- oder ein Bluetooth-Adapter scheinen vorhanden zu sein. Und die Herstellergarantie bei Fujitu-Siemens läuft nur während der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von 24 Monaten -- Medion will drei Jahre lang für sein Produkt gerade stehen.

Sowohl beim Medion Titanium MD8383 als auch beim Scaleo Tix PH3225971C bekommt man also ziemlich genau das, was man bezahlt -- wer die Zusatzfunktionen des Aldi-Rechners nicht braucht, kommt mit dem Mediamarkt-Angebot billiger weg, aber es geht sicherlich auch noch günstiger. Die Integration und Bedienung der TV-Funktionen ist bei der Media-Center-Software von Microsoft wahrscheinlich besser gelöst als beim Aldi-Rechner, zumindest war das bei den Angeboten im vergangenen Jahr so.

Die Konkurrenz der so genannten Schnäpppchen-Rechner ist im Übrigen auch ein interessanter Branchenspiegel: Einerseits der Lebensmittel-Discounter der superreichen Gebrüder Albrecht im Team mit dem ebenfalls auf höchste Profitabilität ausgerichteten Zulieferspezialisten Medion mit einem so genannten "White-Box"-Produkt, andererseits der (wie auch Saturn, Real oder Kaufhof zur Metro Group gehörende) Fach-Discounter im Verbund mit dem traditionellen IT-Konzern und einer etablierten Marke. Noch anlässlich der Präsentation der Unternehmensergebnisse während der CeBIT 2004 hatte FSC-Spartenchef Peter Eßer angesichts sinkender Umsatzzahlen seines Unternehmens im Segment der Heimrechner betont, dass man sich bewusst nicht am ruinösen Preis-Wettstreit beteilige. Nun scheint man es sich in Maarssen anderes überlegt zu haben und kämpft mit harten Kosten-Bandagen und Spezial-Angeboten wie dem Deutschland-PC (mit Athlon-64-Prozessoren "aus Dresden") um Marktanteile. (ciw)