Medizin-Nobelpreis für Forschung an mRNA-Impfstoffen gegen das Coronavirus

Katalin Karikó und Drew Weissman bekommen zusammen den diesjährigen Nobelpreis für Medizin für ihre Verdienste an der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie.

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Karikió und Weissman.

(Bild: nobelprize.org)

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Der Nobelpreis 2023 für Medizin geht an die ungarische Biochemikern Katalin Karikó und den US-amerikanischen Immunologen Drew Weissman für die Entwicklung wirksamer mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19. Karikó arbeitete zeitweise für den deutschen Impfstoffhersteller Biontech.

"Die Entdeckungen der beiden Nobelpreisträger waren entscheidend für die Entwicklung wirksamer mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 während der Pandemie", teilte das Karolinska Institutet mit. Ihre Forschung habe grundlegend das Verständnis verändert, wie mRNA mit dem Immunsystem interagiert. Dadurch hätten Karikó und Weissman "zur beispiellosen Impfstoffentwicklung während einer der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit" in der heutigen Zeit beigetragen.

Karikó arbeitete zeitweise für den deutschen Impfstoffhersteller Biontech. Zusammen mit Weissman forschte sie an der Universität Pennsylvania. Sie hatte bereits in den 2000er Jahren erste Belege dafür geliefert, dass fremde RNA (also etwa mRNA-Impfstoffe) eher attackiert, wenn sie nur die üblichen RNA-Bausteine enthält. Umgekehrt verwenden viele Organismen in ihren eigenen mRNAs seltene (modifizierte) Bausteine.

Karikó und Weissman hätten 2008 und 2010 in Studien gezeigt, dass die mit Basenmodifikationen erzeugte Abgabe von mRNA die Proteinproduktion im Vergleich zu unmodifizierter mRNA deutlich erhöhte, erläutert das Karolinska Institutet. Durch ihre Entdeckungen, dass Basenmodifikationen sowohl Entzündungsreaktionen als auch eine erhöhte Proteinproduktion reduzierten, hatten Karikó und Weissman erhebliche Hindernisse auf dem Weg zu klinischen Anwendungen von mRNA beseitigt.

Unternehmen arbeiteten zu der Zeit bereits daran, Impfstoffe gegen das Zika-Virus und MERS-CoV zu entwickeln. "Letzteres steht in engem Zusammenhang mit SARS-CoV-2", erläutert das Institut. Nach dem Ausbruch der Coronaviruspandemie seien zwei basenmodifizierte mRNA-Impfstoffe mit Rekordgeschwindigkeit entwickelt worden. Die Impfstoffe seien bereits im Dezember 2020 zugelassen worden.

"Die beeindruckende Flexibilität und Geschwindigkeit, mit der mRNA-Impfstoffe entwickelt werden können, ebnen den Weg für die Nutzung der neuen Plattform auch für Impfstoffe gegen andere Infektionskrankheiten", begründet das Institut die Preisvergabe. Künftig könne die Technologie auch verwendet werden, um therapeutische Proteine zu liefern und einige Krebsarten zu behandeln.

Der Nobelpreis für Medizin oder Physiologie ist mit umgerechnet 950.000 Euro dotiert. Voriges Jahr ging er an den in Leipzig forschenden Schweden Svante Pääbo für seine Erkenntnisse zur menschlichen Evolution. Er sequenzierte unter anderem als erster Forscher das Neandertaler-Genom.

Der Nobelpreis für Medizin oder Physiologie wird seit 1901 verliehen, so wie es der Stifter Alfred Nobel in seinem Testament beschrieben hat. Seitdem wurde der Preis bis 2022 113-mal verliehen, er ging an insgesamt 225 Personen, darunter 12 Frauen.

(anw)