Mehr Konto-Diebstähle bei Facebook und Instagram nach Kündigungswelle

Bei Facebook und Instagram werden immer mehr Konten gekapert und für Straftaten missbraucht. Betreiber Meta unternehme viel zu wenig, sagen US-Justizminister.​

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Rosa Schlapfen mit Facebook-Schriftzug und -Logo

Opfer fühlen sich von Meta Platforms im Stich gelassen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.

Richtig sauer auf Meta Platforms sind die Justizminister von 41 US-Staaten. Das bringen sie in einem Schreiben an Metas Chefjustiziarin Jennifer Newstead zum Ausdruck. Anlass sind eine Explosion der Anzeigen gekaperter Facebook- und Instagram-Konten sowie die als unzureichend empfundene Reaktion des Betreibers Meta. Das bereitet Behörden viel Arbeit. "Wir sind nicht bereit, als Kundendienst Ihrer Firma zu arbeiten", beschweren sich die 41 Justizminister, die zugleich auch die Chef-Staatsanwälte ihrer jeweiligen Staaten sind, bei Newstead.

Schuld an der Misere soll eine Kündigungswelle bei Meta vom November 2022 sein. "Wir können zwar nicht ganz sicher sein bezüglich eines möglichen Zusammenhangs, aber wir stellen fest, dass die Anzeigen zur gleichen Zeit zugenommen haben, als Meta eine riesige Kündigungswelle von etwa 11.000 Mitarbeitern im November 2022 angekündigt hat, die sich Berichten zufolge auf die 'Bereiche Sicherheit, Datenschutz und Integrität’ konzentriert hat", führt der Brief aus. 11.000 Stellen waren damals mehr als jeder achte Posten. Meta-Chef Mark Zuckerberg müssen die Haare zu Berge gestanden sein, war der Betriebsgewinn im dritten Quartal 2022 doch auf 713 US-Dollar pro Sekunde abgestürzt. Als Quelle für die Konzentration der Kündigungen auf die Bereiche Sicherheit, Datenschutz und Integrität verweisen die Minister auf einen CNN-Bericht, der allerdings nichts dazu aussagt.

Zu den erstatteten Anzeigen enthält der Brief ausgewählte Behördenzahlen. Im Staat New York habe es im ganzen Jahr 2019 73 Anzeigen wegen illegaler Übernahme fremder Konten bei Facebook und Instagram gegeben. Im ersten Monat 2024 seien es bereits 128 gewesen. In anderen Staaten seien die Zuwächse ebenfalls rasant. Alleine von 2022 auf 2023 ist demnach die Zahl der Anzeigen in Vermont auf mehr als das Achtfache gestiegen, in North Carolina auf mehr als das Vierfache, und auch Pennsylvania und Illinois melden mehr als dreimal so hohe Fallzahlen.

Die Vorwürfe beschränken sich nicht darauf, dass Meta zu wenig gegen die Übernahme fremder Konten unternehme. Schlimmer noch, es gäbe anschließend keinen funktionierenden Support für die betroffenen User. Dazu zitiert der Brief Berichte mehrerer Opfer.

Manche Opfer sind direkt finanziell geschädigt. Sie haben ihre Meta-Konten mit ihren Bankkonten oder Kreditkarte verknüpft, um bei Meta Online-Werbung kaufen zu können. Die Täter nutzen das aus und schalten auf fremde Kosten Werbung, gerne für tausende Dollar – zum finanziellen Nutzen Metas. Dabei bewerben die Täter gerne Angebote, die gegen Metas Vertragsbedingungen verstoßen. Das führt mitunter zu einer dauerhaften Sperre des missbrauchten Kontos. Anträge des rechtmäßigen Inhabers auf Wiederherstellung des Kontozugangs laufen dann ins Leere, weil Facebook sie als Übeltäter gebrandmarkt hat.

Andere Täter nutzen die fremde Identität, um unter dem fremden Namen auf dem Facebook Marketplace oder in direkter Kommunikation mit bestehenden Kontakten in betrügerischer Absicht Produkte oder Dienstleistungen feilzubieten. Oder sie täuschen eine Notlage vor und bitten um finanzielle Hilfe. Laut Userberichten hilft es allerdings nicht unbedingt, Meta auf solche Machenschaften hinzuweisen. Selbst mehrfache Meldungen schlägt der Datenkonzern demnach in den Wind. Das Verhalten der Täter verstoße laut Metas Entscheidung nicht gegen die Nutzungsbedingungen, berichtet ein Opfer. Ein anderes Zitat schildert wiederholte Hilfeersuchen an Meta über zwei Jahre, mit ausgefüllten Formularen, vorgelegten Identitätsdokumenten und erhobenen Berufungen, ohne von dem Konzern mit einer Antwort gewürdigt worden zu sein.

Allerdings steht Meta mit dieser Abschottung gegenüber Kunden nicht alleine dar. So dürfte Google zwar schärfere Maßnahmen gegen Kontoübernahmen gesetzt haben; schlagen diese aber falschen Alarm und sperren den rechtmäßigen User aus, gewährt Google keine Möglichkeit der Kontaktaufnahme. Das Konto bleibt dann für immer gesperrt. Manche Betroffene beschweren sich dann bei Behörden, was dort Arbeit verursacht.

"Mit diesem Brief verlangen wir, dass Meta sofort tätig wird und seine Investitionen in die Linderung von Kontoübernahmen substanziell erhöht, und außerdem Nutzern antwortet, deren Konten gekapert wurden", schreiben die Justizminister. Zusätzlich fordern sie Gespräche zum ehestmöglichen Zeitpunkt sowie die Offenlegung einschlägiger Statistiken, Unterlagen, Mitarbeiterzahlen und Abwehrmethoden.

(ds)