Mikroauto statt Rollstuhl: Mehr Mobilität für Menschen mit Behinderung

Der Canta ist ein kompaktes, vierrädriges, zweisitziges Mikroauto, das die Mikromobilität in den Niederlanden vorantreibt.

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Der Canta Inrijwagen.

(Bild: Screenshot: Video von Waaijenberg Mobiliteit)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Niamh Ní Hoireabhaird

Die Niederlande und die Fahrradkultur – das gehört zusammen. Jetzt ergänzt dort ein weiteres Vehikel die Fortbewegung: der Canta.

Für Menschen mit Behinderungen in den Niederlanden ist das kompakte vierrädrige, zweisitzige Fahrzeug zur wichtigsten Form der Mikromobilität geworden – ein Begriff, der eine Reihe von kleinen, leichten Fahrzeugen umfasst, die in der Regel mit etwa 24 km/h fahren. Der Canta sieht ein wenig aus wie ein kleiner Fiat oder Mini und hat alle wichtigen Merkmale eines Autos: Motor, Antrieb, Dach, Fenster und Türen. Was ihn aber besonders macht, ist seine Kompaktheit. Es handelt sich um ein Kleinstfahrzeug, das nur etwas mehr als einen Meter breit ist. Damit ist es schmal genug, um auf den breiteren Radwegen der Niederlande zu fahren, aber auch in der Lage, Rollstühle und andere Mobilitätshilfen aufzunehmen.

Der Canta wurde 1995 von einem kleinen niederländischen Fahrzeughersteller namens Waaijenberg Mobiliteit speziell für Menschen mit Behinderungen entwickelt. Er fährt normalerweise mit einer Geschwindigkeit von weniger als 45 km/h und ist auf den großen Autobahnen nicht zugelassen.

"Wir haben mit der Herstellung des Canta begonnen, weil es eine Nachfrage gab", sagt Frank Vermin, Eigentümer von Waaijenberg Mobiliteit. Viele seiner Kunden seien aufgrund ihrer Behinderung nicht in der Lage, einen Führerschein zu machen, erklärt er. "Canta sieht zwar aus wie ein Auto. Aber es ist als Mobilitätshilfe eingestuft, was bedeutet, dass die Menschen ohne Führerschein von Tür zu Tür mobil sein können."

Die verschiedenen Canta-Modelle sind individuell anpassbar, sodass das Fahrzeug die Mobilitätsbedürfnisse eines breiten Spektrums von Fahrern, einschließlich Rollstuhlfahrern, erfüllen kann. Der Canta 2 Inrijwagen zum Beispiel hat keine Sitze und lässt sich absenken, damit ein Rollstuhl durch eine Tür am Heck hineinrollen kann. Je nach Fahrer können verschiedene Arten von Steuerungen für Gas oder Bremsen eingebaut werden. Der Canta ist nicht das einzige Kleinstfahrzeug, das in den Niederlanden unterwegs ist, aber er ist das einzige mit diesen Anpassungen und Mobilitätsvorteilen. Die Preise reichen von rund 15.500 Euro für den Canta Comfort bis zu mehr als 23.000 Euro für den Canta 2 Inrijwagen.

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Ältere Modelle des Canta waren Benziner, aber das neueste Modell fährt elektrisch, im Einklang mit den städtischen Bemühungen. Amsterdam zum Beispiel will bis 2025 eine emissionsfreie Stadt werden. Die Mikromobilität kann und muss dabei eine große Rolle spielen.

"Wenn wir die Nicht-Automobilität betrachten, eröffnet sich ein riesiger Raum an Möglichkeiten für Mobilitätslösungen", sagt Horace Dediu, Experte für die Zukunft der Mikromobilität. "Das bedeutet nicht nur effizientere und weniger anspruchsvolle Alternativen für Kurzstrecken, sondern auch Fahrzeuge für Menschen, die zu jung, zu alt oder behindert sind."

Dediu weist darauf hin, dass "acht Milliarden Menschen Mobilität brauchen. Nur eine Milliarde kann derzeit Auto fahren". Alle, sagt er, "werden von der Mikromobilität bedient werden".

(jle)