TÜV-Verband: Mehrheit will verpflichtende Prüfung von KI-Systemen

Befragte wünschen sich regulierte KI-Anwendungen, zeigt eine neue Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands. Dieser will gerne KI-Kontrolleur werden.

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(Bild: photoschmidt/ Shutterstock.com)

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Der TÜV-Verband hat anlässlich der Veröffentlichung von ChatGPT vor einem Jahr eine Forsa-Umfrage zur Nutzung des Sprachmodells und anderer Künstlicher Intelligenzen veranlasst. Die Umfrageergebnisse zeichnen ein wechselhaftes Bild. Einerseits zeigen sich Befragte KI-Anwendungen gegenüber zugewandt, andererseits erkennt die Mehrzahl große Risiken, die durch Regulation in Schach gehalten werden sollten.

Laut der repräsentativen Umfrage hätten bereits 85 Prozent der Befragten schon einmal von ChatGPT gehört oder darüber gelesen. Werden KI-Angebote mittlerweile genutzt, dann geschehe dies vor allem zu Unterhaltungszwecken (52 Prozent), für Recherchen (44 Prozent), für die Erstellung von Texten (40 Prozent) oder die Generierung und Bearbeitung von Fotos oder Videos (26 Prozent). Zugleich sagen 78 Prozent, dass beim Einsatz von KI-Technologie derzeit nicht abschätzbare Risiken bestehen.

Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, schließt aus den aktuellen Entwicklungen, dass sich "ChatGPT und andere KI-Anwendungen [...] zu wichtigen Werkzeugen für das berufliche und private Leben der Nutzer [entwickeln]". Sichtbar werde aber auch die Skepsis gegenüber KI-Anwendungen. Mehr als die Hälfte der Befragten habe kein Vertrauen in die Ergebnisse generativer KI-Anwendungen (56 Prozent).

37 Prozent der Befragten haben ChatGPT bereits genutzt. Im Vergleich zum April sei das ein Zuwachs von 14 Prozentpunkten. Fast ein Viertel (23 Prozent) nutzt ChatGPT für die Lösung verschiedenster Probleme und 12 Prozent programmieren damit. Aus Sicht von 55 Prozent der Befragten, hat KI das Potenzial sie in ihrem Privatleben zu unterstützen, 58 Prozent sehen das für den beruflichen Bereich gegeben.

Fast die Hälfte der Erwerbstätigen erwartet, dass KI in fünf Jahren eine große oder sehr große Rolle für ihre berufliche Tätigkeit spielen wird. 31 Prozent befürchten, dass sie beruflich abgehängt werden, wenn sie den Umgang mit Künstlicher Intelligenz nicht beherrschen. Eine Weiterbildung zu KI für die berufliche Tätigkeit halten so auch 63 Prozent für sinnvoll. 29 Prozent glauben, dass KI ihre berufliche Tätigkeit ganz oder teilweise ersetzen könnte, während knapp die Hälfte der Erwerbstätigen der Meinung ist, dass KI-Systeme Routineaufgaben übernehmen werden oder das jetzt schon tun.

Für Bühler besteht noch Unsicherheit darüber, "inwieweit KI-Systeme eine echte Gefahr für den eigenen Arbeitsplatz sind oder diesen wie Computer, Internet oder Smartphone schrittweise verändern werden." Er ist sich aber sicher, dass Künstliche Intelligenz gekommen ist, um zu bleiben.

Dass KI insbesondere für vertrauenswürdige Nachrichten, das Mediensystem und auch den Erhalt der Demokratie eine Gefahr darstellen, sieht ein Großteil der Befragten so. 92 Prozent glauben laut Umfrage, dass mit dem Einsatz von KI kaum noch erkennbar sein wird, ob Fotos oder Videos echt oder gefälscht sind. Dass der Wahrheitsgehalt eines mithilfe von KI generierten Textes nicht mehr erkennbar ist, meinen 83 Prozent. Und 81 Prozent der Befragten erwarten, dass KI-Technologie die Verbreitung von "Fake News" massiv beschleunigen wird. Eine große Mehrheit von 91 Prozent fordert deshalb eine Transparenz- und Kennzeichnungspflicht für Inhalte, die mithilfe von KI erzeugt worden sind. 86 Prozent halten eine verpflichtende Prüfung der Qualität und Sicherheit von KI-Systemen durch unabhängige Prüforganisationen für notwendig. 83 Prozent wollen, dass es gesetzliche Vorgaben für den sicheren Einsatz Künstlicher Intelligenz gibt.

Der TÜV-Verband drängt in seiner Pressemitteilung darauf, dass die EU die europäische KI-Verordnung ("AI Act") zügig zu Ende verhandelt. Sie solle gegenüber den USA ihre Vorreiterrolle nicht verspielen. Für den Einsatz von KI-Basismodellen müssten die Beteiligten einen Kompromiss anstreben. Der von einigen Ländern geforderte vollständige Verzicht auf eine Regulierung der KI-Basismodelle widerspreche aber dem Geist des AI Act, unterstreicht der TÜV-Verband. Stattdessen solle auch hier eine grundlegende Transparenzpflicht als Mindestanforderung festgelegt werden.

Für die Prüfung von KI-Vorgaben bringt sich der TÜV-Verband in seiner PM selbst ins Spiel. Aus Sicht des Verbands müsste die Umsetzung von KI-Vorgaben auf nationaler Ebene bereits vorbereitet werden. Die TÜV-Unternehmen hätten schon das "TÜV AI.Lab" gegründet und arbeiteten mit Forschungseinrichtungen, Verbänden und Normungsinstituten zusammen.

Für die repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands wurden 1.008 Personen ab 16 Jahren, darunter 649 Erwerbstätige, befragt. Die Umfrage wurde im Oktober 2023 durchgeführt.

(kbe)