Mensch gegen Maschine: Google-KI AlphaGo schlägt Lee Sedol 3:0
Da geht sie hin, die Million Dollar, aber auch die Krone des Menschen im Strategiespiel Go: In ihrem dritten Match gegen den koreanischen Spitzenprofi Lee Sedol hat Googles künstliche Intelligenz AlphaGo zum dritten Mal gesiegt.
Um 5 Uhr morgens (13 Uhr koreanischer Ortszeit) trafen Googles künstliche Intelligenz AlphaGo und der koreanische Spitzenspieler Lee Sedol (9p) zu ihrem dritten Match von insgesamt fünf aufeinander. Für den Menschen ging es bereits um alles oder nichts: Zwei Partien hatte er bereits verloren, bei der dritten stand sein Preisgeld von einer Million US-Dollar auf dem Spiel.
Bisherige Ergebnisse:
- 1. Partie: Sieg der Google-KI AlphaGo gegen Lee Sedol, kommentierter Stream
- 2. Partie: Googles KI AlphaGo gewinnt auch ein zweites Mal
- 3. Partie: Google-KI AlphaGo schlägt Lee Sedol 3:0
- 4. Partie: AlphaGo verliert das vierte Spiel gegen Lee Sedol
- 5. Partie: 1:4 – AlphaGo gewinnt auch das letzte Spiel
Die Partie verlief – durch die Augen eines Nicht-Profis betrachtet – nervenzerreißend spannend. Lee Sedol (Schwarz) verbrauchte fast anderthalb Stunden seiner zwei Stunden Bedenkzeit, um in einem komplizierten Kampf das Leben seiner zentralen Gruppe sicherzustellen. Danach konnte er wieder etwas zügiger spielen und einen Gegenangriff starten, in dessen Verlauf aber am unteren Rand des Brettes ein riesiges weißes Gebiet entstand.
Der kommentierende Profi-Spieler Michael Redmond (9p) maßte sich zu diesem Zeitpunkt mit japanischer Zurückhaltung noch keine klare Aussage an, zählte jedoch vor, dass es für Lee Sedol (Schwarz) sehr schwierig würde, den großen Gebietsvorteil aufzuholen.
Hinzu kam für den Menschen das Zeitproblem: Lee Sedol hatte zu diesem Zeitpunkt seine Kernbedenkzeit vollständig aufgebraucht und musste pro Minute einen Zug machen, während AlphaGo noch komfortabel mehr als eine halbe Stunde auf der Uhr hatte. Ab hier ging es um alles oder nichts für Lee Sedol, als er mit den Zügen 115 und 125 ins weiße Gebiet eindrang – und dem Kommentator rutschte zum ersten Mal das Wort Verzweiflung heraus.
Und so endete dann der verzweifelte Kampf nach komplizierten Verwicklungen mit mehreren Kos mit Aufgabe: AlphaGo hat Lee Sedol zum dritten Mal in Folge geschlagen.
Update: Auf der anschließenden Pressekonferenz outete sich Google-Gründer Sergey Brin selbst als Go-Spieler und meinte, dass es Google fast nicht gegeben hätte, weil er in seiner Uni-Zeit so viel Go gespielt habe … zum Glück war er nicht wirklich gut darin.
Lee Sedol rang sichtlich um Fassung, als er sagte: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich muss mich wohl entschuldigen: Leider habe ich die Erwartungen der Zuschauer nicht erfüllt. Ich fühle mich machtlos. Sogar wenn ich das erste Match wiederholen dürfte, ich wüsste nicht, wie ich es gewinnen sollte. Die zweite Partie lief besser, floss durchaus so, wie ich es mir gedacht hatte, aber ich habe einige gute Gelegenheiten verpasst. In der dritten Partie habe ich so viel Druck gespürt wie nie zuvor und war nicht in der Lage, diesen Druck zu überwinden. Weil ich das dritte Match verloren habe, gibt es nun einen klaren Gewinner. Ich hoffe aber, dass Sie auch nach wie vor Interesse haben und auch das vierte und fünfte Match verfolgen."
Michael Redmond (9p) kommentierte: "AlphaGo hat alle komplizierten Kämpfe bestanden und auch keine Angst vor komplizierten Ko-Gefechten gehabt – es hat Lee Sedol mit seinen eigenen Mitteln geschlagen. Wer weiß, vielleicht kommt jetzt mit dem Computer-Go eine dritte große Erneuerung der Go-Eröffnungstheorie auf uns zu."
Frage aus dem Publikum: AlphaGo war viel stärker, als jeder erwartet hatte. Wie sehen Sie das als professioneller Go-Spieler, kann ein Computerprogramm wie AlphaGo wirklich die Go-Eröffnungstheorie revolutionieren?
Lee Sedol: Obwohl es ein starkes Programm ist, würde ich es nicht als perfekt bezeichnen. Im Vergleich zu Menschen waren seine Züge anders und oft überlegen. Ich denke aber noch nicht, dass jetzt schon der Zeitpunkt ist, wo Computer das Go übernehmen. Heute habe ich, Lee Sedol, verloren, nicht die Menschheit.
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(bo)