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Mesa 3D 9.2 mit AMDs UVD-Treiber freigegeben

Thorsten Leemhuis

Die Version 9.2 von Mesa 3D enthält nicht nur verbesserte OpenGL-Grafiktreiber für Grafikchips von AMD, Intel und Nvidia, sondern auch einen Treiber für den Video-Beschleuniger in AMDs aktuellen Radeon-Grafikkernen.

Einen Treiber für AMDs Unified Video Decoder (UVD) [1] ist die größte Neuerung des jetzt erhältlichen Mesa 3D 9.2 [2]. Der Treiber für den Video-Beschleuniger ist allerdings für seine Arbeit auf Unterstützung durch den Kernel angewiesen, die der offizielle Linux-Kernel erst seit Version 3.10 bietet [3]. Zudem unterstützt der Treiber die ersten Radeon-Karten mit UVD nicht, sondern nur jene mit UVD 2.2 oder neuer; solche finden sich bei Grafikkernen seit der Radeon HD 4330. Anwendungen können AMDs UVD unter anderem über das Video Decode and Presentation API for Unix (VDPAU) [4] zur Hilfe nehmen; eine von Nvidia initiierte Schnittstelle, die auch bei Nvidias proprietäre Grafiktreiber zum Ansprechen der Video-Beschleunigung verwendet wird.

Die neue Mesa-3D-Version [5] bringt zudem verbesserte Ausführungen der OpenGL-Grafiktreiber, die Linux-Distributionen typischerweise standardmäßig bei PC-Grafikchips von AMD, Intel oder Nvidia einrichten. Der Treiber "radeonsi", der Radeon-Grafikchips seit der Southern-Islands-Generation (Radeon HD 7750 und neuer) unterstützt, soll durch solche Verbesserungen nun alltagstauglich sein; ihn manuell einzurichten ist allerdings aufwendig, da er einen recht aktuellen LLVM [6] inklusive dessen R600-Backend benötigt.

Die neue Version der Grafikbibliothek enthält zudem den auf Gallium3D aufbauenden OpenGL-Treiber freedreno [7]. Er unterstützt die Adreno-GPUs der Reihen a2xx und a3xx, die Qualcomm entwickelt hat und in verschiedenen ARM-Prozessoren einsetzt; unter anderem jenen, die in HPs TouchPad oder im Nexus 4 von Google stecken. Der mit Hilfe von Reverse Engeneering entstandene OpenGL-Treiber erfordert allerdings einen Kernel-Treiber, der bislang nicht [8] Bestandteil des offiziellen Linux-Kernels ist.

Wie Mesa 3D 9.1 unterstützt auch 9.2 die OpenGL-Version 3.1, wobei manche Treiber nur ältere OpenGL-Versionen implementieren. Die Entwickler der Grafikbibliothek arbeiten indes bereits an Unterstützung von OpenGL 3.2 und höher, und haben dazu unter anderem die Erweiterungen GL_ARB_texture_buffer_range, GL_ARB_texture_multisample, GL_ARB_texture_storage_multisample und GL_ARB_texture_query_lod implementiert. Entfernt haben die Entwickler den kaputten und von niemand betreuten DirectX-10-State-Tracker [9] d3d1x.

Mesa 9.2 gilt als Entwicklerversion; auf Stabilität bedachte Anwender sollen bis zum Erscheinen der Version 9.2.1 ein aktuelles Release der 9.1er-Reihe einsetzen. Einigen Distributionen setzen Vorabversionen von Mesa 9.2 aber bereits seit einer Weile ein; Fedora etwa bei Version 19. (thl [10])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1942975

Links in diesem Artikel:
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Unified_Video_Decoder
[2] http://lists.freedesktop.org/archives/mesa-announce/2013-August/000061.html
[3] https://www.heise.de/hintergrund/Kernel-Log-Was-3-10-bringt-4-Treiber-1897241.html
[4] http://en.wikipedia.org/wiki/VDPAU
[5] http://mesa3d.org/relnotes/9.2.html
[6] http://llvm.org/
[7] https://github.com/freedreno/freedreno/wiki
[8] http://thread.gmane.org/gmane.linux.ports.arm.msm/4970
[9] https://www.heise.de/news/Direct3D-9-Unterstuetzung-fuer-Open-Source-Grafiktreiber-1920593.html
[10] mailto:thl@ct.de