Meta Quest 3 ausprobiert: Apple Vision Pro in bezahlbar

Die Meta Quest 3 hat einen ähnlichen Funktionsumfang wie Apples Vision Pro, kostet aber nur 550 Euro. Im ersten Hands-on überzeugte Metas neues VR/AR-Headset.

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Die Meta Quest 3 beherrscht nicht nur Virtual Reality, sondern auch Augmented Reality.

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
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Die Meta Quest 3 erkennt man auf den ersten Blick: Drei auffällige Kamera-Aussparungen prangen vorn am Gehäuse des kombinierten Virtual- und Augmented-Reality-Headsets. Die Kameras dienen der sogenannten "Passthrough"-Funktion, die die echte Umgebung erfasst und auf den beiden Displays darstellt. Der Effekt ist überzeugend: In einem ersten Quest-3-Probelauf vor der Ankündigung am Mittwochabend konnten wir uns mühelos im Raum bewegen und auch die Abstandseinschätzung stimmte mit der Realität überein. Es war problemlos möglich, nach echten Objekten zu greifen. Etwa eine Stunde lang konnten wir die Quest 3 bei einer Meta-Veranstaltung in London ausprobieren.

Dank Pancake-Linsen kann die Quest 3 flacher gebaut werden.

In anderen Headsets wie der Pico 4 wirkt die Passthrough-Darstellung der echten Welt verzerrter, weshalb man hier häufig ins Leere greift, wenn man die Hand nach Objekten ausstreckt. Die Quest 3 zeigt die echte Welt auch deutlich originalgetreuer an als die Quest 2 (hier ist das Bild zudem nur schwarzweiß) und auch als die Quest Pro, die zu überbelichteter Darstellung neigt. Meta gibt die genaue Kamerauflösung nicht an, schreibt aber im Datenblatt, dass die Passthrough-Darstellung der Quest 3 zehnmal so viele Pixel zeige als die Quest 2 und dreimal mehr als die Quest Pro. Allerdings vergaßen wir beim Ausprobieren nie, dass wir ein Headset auf dem Kopf hatten – so gut war die grafische Qualität dann doch nicht. Eine solch perfekte Illusion schafft nach ersten Erkenntnissen aber auch die deutlich teurere Apple Vision Pro nicht.

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550 Euro verlangt Meta für die günstigste Quest-3-Variante mit 128 GByte Flash-Speicher (siehe Tabelle unten). Die Version mit 512 GByte kostet 700 Euro. Das ist mehr als der Vorgänger Quest 2, aber deutlich weniger als Apple Vision Pro, für die mindestens 3500 US-Dollar fällig werden. Die Funktionalität ist ähnlich: Auch die Meta Quest 3 kombiniert auf Wunsch die echte Umgebung mit digitalen 3D-Objekten; ausprobiert haben wir das zum Beispiel mit einem Spiel zur Netflix-Serie "Stranger Things", bei dem wir in einer real existierenden Wand ein Portal öffneten, aus dem auf einmal fiese Monster hineinflatterten. Die meisten der im Meta-Store erhältlichen Apps sind aber nach wie vor "VR-only". Die Auswahl ist groß, mehr als 1000 Apps und Spiele stehen zur Verfügung. Meta verspricht mindestens 100 an die Quest 3 angepasste Titel bis Ende des Jahres, davon sind die Hälfte brandneue Titel wie "Asgards Wrath 2", der Rest grafisch verbesserte ältere Titel wie "Red Matter 2", "The Walking Dead: Saints & Sinners 2" und "Les Mills Bodycombat".

Auffällig: Die drei Kameras an der Quest-3-Vorderseite.

Die Quest 3 arbeitet wie die Vorgängerinnen komplett autark, man muss also keinen PC anschließen. Als System-on-a-Chip ist ein Snapdragon XR2 Gen 2 von Qualcomm eingebaut, der laut Meta doppelt so viel Grafikleistung bietet wie die Gen-1-Version in der Quest 2. Außerdem gibts nun 8 statt 6 GByte RAM. Die grafische Anmutung wirkt in der Praxis häufig deutlich besser als bei der Quest 2, zum Beispiel beim Adventure "Red Matter 2", das wir in einer an die Quest 3 angepassten Version probespielen konnten (siehe Vergleichsvideo). Das Bild wirkte nicht nur weniger pixelig (die Displays der Quest 3 zeigen pro Auge über 4,5 Millionen Pixel statt 3,5 Millionen wie bei der Vorgängerin), sondern auch bei Beleuchtung, Schattenwurf und Texturqualität besser. Dennoch: Das eingebaute Android-SoC kann natürlich nicht mit einem High-End-PC oder einer Spielkonsole mithalten. Will man aufwendigere Titel wie "Half-Life: Alyx" mit der Quest 3 spielen, lässt sich aber ein Gaming-PC koppeln, das geht per USB-Kabel oder per 5-GHz-WLAN.

Statt Fresnel-Linsen kommen jetzt flachere Pancake-Linsen zum Einsatz. Die Bildqualität gefiel uns gut, das Sichtfeld wirkte ähnlich wie bei der Quest 2. Der Augenabstand lässt sich bei der Quest 3 im Unterschied zum Vorgänger nun stufenlos einstellen, außerdem wird ein größerer Bereich abgedeckt, nämlich 53 bis 75 Millimeter. Da das Headset insgesamt kleiner geworden ist, passen größere Brillen nicht mehr gut drunter. Kurzsichtige Menschen sollten deshalb spezielle Korrekturaufsätze vor die Linsen montieren, die entweder von Drittanbietern oder jetzt erstmals auch als offizielles Lizenzprodukt direkt von Meta gekauft werden können. Die in den Raum abstrahlenden Lautsprecher klingen ebenso schlecht wie bei der Vorgängerin, für ordentliche Immersion kann man wie gehabt "echte" Kopfhörer anschließen, eine 3,5mm-Klinkenbuchse ist vorhanden. Der eingebaute Akku soll rund zwei Stunden durchhalten.

Wie die Quest 2 wird die Quest 3 nur mit einem Behelfs-Kopfriemen ausgeliefert, der schon nach kurzer Tragezeit unangenehm drückt. Das verheimlicht Meta nicht einmal, denn in der Pressemitteilung zum 80 Euro teurem optionalen "Elite Strap" heißt es: "Dieser leichte Riemen nimmt den Druck vom Gesicht und verteilt das Gewicht gleichmäßig für ein komfortableres Tragen". Tatsächlich wurde den Journalisten in London die Quest 3 auch ausschließlich mit dem Elite-Strap vorgeführt – da kann man sich schon wundern, warum das Headset nicht von vorneherein mit der komfortablen Tragevorrichtung ausgeliefert wird.

Braucht man: Der optionale "Elite"-Riemen.

Insgesamt hat Meta etliches, nicht ganz preisgünstiges Quest-3-Zubehör im Programm: Ein Silikon-Gesichtspolster als Schweiß- und Lichtblocker (60 Euro), einen "Elite"-Riemen mit Zusatzakku (150 Euro), ein Ladedock (150 Euro), ein USB-Kabel zur PC-Verbindung (100 Euro) und eine Tragebox (80 Euro).

Vielversprechend: Nexus, das erste Assassin's Creed in VR.

(Bild: Ubisoft)

Bei unserem Probelauf konnten wir sechs Software-Titel ausprobieren: "Assassin's Creed Nexus", "First Encounters", "Samba de Amigo", "Stranger Things" und "Les Mills Bodycombat" und "Red Matter 2". Spielerisch mit Abstand am gehaltvollsten war der "Assassin's Creed"-Ableger: Auch wenn die Grafik etwas altbacken wirkte, fühlte sich das Herumklettern auf den Dächern von Venedig in VR ziemlich aufregend an. Sehr spaßig war auch Segas Rhythmus-Spiel "Samba de Amigo", auch wenn es bei unserem Probelauf noch deutlich unpolierter wirkte als beispielsweise der VR-Musikspiel-Klassiker "Beat Saber". Den ambitioniertesten und wohl auch umfangreichsten Launch-Titel "Asgards Wrath 2" konnten wir noch nicht anspielen.

Die Meta Quest 3 kann man ab sofort vorbestellen, ausgeliefert werden soll sie am 10. Oktober. "Asgard's Wrath 2" liegt sowohl der 128- als auch der 512-GB-Variante gratis bei.

Headset Quest 3 Quest 2 Quest Pro Pico 4 Vive Focus 3
Hersteller, URL Meta, meta.com/de Meta, meta.com/de Meta, meta.com/de Pico, picoxr.com/de HTC, vive.com/de
SoC XR2 Gen 2 XR2 Gen 1 (untertaktet) XR2+ Gen 1 XR2 Gen 1 XR2 Gen 1
RAM 8 GByte 6 GByte 12 GByte 8 GByte 8 GByte
Akku / Laufzeit k. A. / ca. 2,2 h 3640 mAh / ca. 2,5 h k.A. / ca. 2 h 5300 mAh / ca. 2,5 h k.A. / ca. 2 h
Auflösung pro Auge [Pixel] 2064 × 2208 1832 × 1920 1800 × 1920 2160 × 2160 2448 × 2448
Display / Bildwiederholrate LCD / 90, 120 Hz LCD / 72, 90, 120 Hz QD-LCD mit Local-Dimming / 72, 90 Hz LCD / 72, 90 Hz LCD / 90 Hz
Linsen Pancake Fresnel Pancake Pancake Fresnel
Augenabstand 53 mm - 75 mm drei Stufen (58, 63, 68 cm) 55 mm—75 mm 58 mm—72 mm 57 mm—72 mm
Eye-Tracking – (optional)
Gesichtsausdruck-Tracking ✓ (obere und untere Gesichtshälfte) – (optional / nur unten)
Passthrough farbig (maßstabsgetreu) monochrom farbig (maßstabsgetreu) farbig (nicht maßstabsgetreu) monochrom
PCVR-Unterstützung USB & Wireless USB & Wireless USB & Wireless USB & Wireless USB & Wireless
erhältliche Apps > 1000 > 1000 > 1000 > 200 > 60
Controller passiv mit 1 × AA-Batterie passiv mit 1 × AA-Batterie aktiv (mit eigenen Kameras) und integriertem Akku passiv mit 2 × AA-Batterien passiv mit integriertem Akku
Lieferumfang 2 Handcontroller, 18W-Netzteil + Kabel 2 Handcontroller, Abstandshalter für Brillenträger, Netzteil + Kabel 2 Handcontroller, Netzteil, Ladeteller für Headset und Controller, Stiftspitzen, Lichtblocker 2 Handcontroller, Abstandshalter für Brillenträger, Nasenauflagen, Netzteil + Kabel 2 Handcontroller, Netzteil + Kabel
Gewicht Headset / Controller 515 g / 126 g 647 g / 154g 746 g / 165 g 590 g / 178 g 785 g / k.A.
Preis 550 € (128 GByte), 700 € (512 GB) 350 € (128 GByte),400 € (256 GByte) 1800 € (256 GByte) 430 € (128 GByte), 500 € (256 GByte) 1400 € (128 GByte)

(jkj)