Metas KI-Chef: Yann LeCun glaubt nicht an die Zukunft generativer KI
Yann LeCun macht gewagte Aussagen. Der KI-Chef von Meta mag das Silicon-Valley-Mindset nicht und glaubt nicht an generative KI.

Yann LeCun in Paris
(Bild: emw)
Den Begriff AGI, Artificial General Intelligence, mag Yann LeCun schonmal gar nicht. Wer behauptet, dass wir bald eine AGI erreichen, der lügt nicht direkt, er liege aber falsch oder habe ein sehr eigenes Verständnis davon, was als AGI gelte, sagt Metas KI-Chef bei der Feier zum Jubiläum des FAIR-Teams. Das Verständnis ist mehr als ein Seitenhieb auf Konkurrent OpenAI, der zuletzt AGI als eine zu erreichende Schwelle definiert hat, die abhängig vom Gewinn ist – nicht von der Intelligenz.
FAIR steht für Fundamental AI Research, die KI-Abteilung von Meta sitzt seit zehn Jahren in Paris. Dort spricht LeCun zu geladenen Gästen. Kurz davor hatte der KI-Experte, der an zahlreichen bekannten Fakultäten der Welt lehrte und Turing-Preisträger ist, noch in Davos beim Weltwirtschaftsforum gesprochen. Vergangene Woche bekam er außerdem den Queen-Elizabeth-Preis für seine Erfolge im Bereich Machine Learning. Beim AI Summit in Paris sagt LeCun, "Regierungen sollten Open-Source-KI unterstützen". Meta bietet seine KI-Modelle zum Großteil Open-Source an, Ausnahme sind etwa die Gewichte bei Llama.
AMI statt Arroganz und AGI
Aus dem Hause Meta kommt also jemand, der vor dem Mindset des Silicon Valleys warnt. "Eine häufige Krankheit in einigen Kreisen des Silicon Valley: ein unangebrachter Überlegensheitskomplex." Dazu gehöre die Annahme, man habe das Monopol auf gute Ideen. Wenn jemand anders eine gute Idee habe, sei das "Symptom im Endstadium", dass man davon ausgehe, dass diese Idee durch Betrug gewonnen wurde.
Bei LeCun heißt das oberste Ziel nicht AGI, sondern AMI – Advanced machine intelligence. Es ist ein Langzeitprojekt und bis dahin gilt es viele kleine Schritte zu nehmen. Zunächst muss herausgefunden werden, welche Architektur man überhaupt brauche, um eine KI zu entwickeln, die intelligent ist. Die bedeutet bei LeCun etwa sogenanntes Zero-Shot-Learning. KI-Modelle schaffen es beim ersten Versuch und ohne zuvor dafür trainiert worden zu sein, eine Aufgabe zu bewältigen. Das halte der KI-Experte für eine Art menschliche Intelligenz. Auch Katzen hätten eine entsprechende Intelligenz. Dafür benötige man jedoch das Wissen über die physikalische Welt.
Weltenwissen als Basis fĂĽr Intelligenz
Generative KI basiere auf Vorhersagen. Dadurch kann man kein Weltenwissen aufbauen, sagt LeCun. Skalierung hält er schon lange für den falschen Weg und erklärt als Beispiel: "Man kann nicht vorhersagen, wie ein Raum ausschaut, man kann nicht wissen, was in einem Raum steht." Man könne vielleicht die Lage der Fenster anhand des Lichtes erkennen, aber nicht vorhersagen, wie etwa eine zweite Hälfte eines Raumes weitergeht. Auch Sora und Bildgeneratoren halte er für den falschen Weg, um die Welt abzubilden. In Paris sagt LeCun ganz konkret: "Die Zukunft von KI wird nicht generative KI sein."
Menschen lernen visuell, nicht mittels Sprache. Gedanken sind da, bevor Sprache da ist, sie werden in Sprache umgewandelt, aber wer keine Sprache hat, hat trotzdem Gedanken. Das bedeutet für LeCun, wir brauchen "natürliche Daten" – die lägen jedoch nur ungeordnet vor. Also brauche es eine neue Architektur. Wenn jemand glaubt, dass die aktuellen Modelle Aufgaben bereits lösen könnten, der werde getäuscht. "Modelle sind auf die Aufgaben trainiert."
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Ein 17-Jähriger kann schon nach wenigen Stunden Autofahren. "Und wir haben noch immer keine Level-5-Autos", resümiert LeCun. Das sind Autos ohne Fahrer, ausschließlich mit Passagieren. Waymo etwa ist Level 4 – die Strecken sind begrenzt, zudem gibt es Kameras, deren Bilder im Zweifelsfall Menschen gezeigt werden, die dann aus der Ferne eingreifen. Und immer wieder betont LeCun, man schaffe es nicht mal, einen Roboter zu entwickeln, der so schlau sei wie eine Katze.
Daran jedoch arbeitet sein KI-Team in Paris. Zunächst in Form eines Hundes. Spot läuft im Büro als Haushaltsroboter herum. Auch an smarte Brillen glaubt LeCun und daran, dass KI uns das Leben leichter machen werde. Aktuell generative KI, in der Zukunft aber etwas völlig anderes.
Transparenzhinweis: Die Autorin wurde von Meta zur Meta FAIR Jubiläumsfeier nach Paris eingeladen. Meta hat die Reisekosten übernommen. Vorgaben zur Art und zum Umfang unserer Berichterstattung gab es nicht.
AMI steht fĂĽr Advanced Machine Intelligence, nicht wie in einer ersten Version fĂĽr Advancements in human-robotic intelligence. Damit sind Schritte Richtung einer AMI gemeint.
(emw)