Metaversum: Wo virtuelle Freiheit auf reale Rechtsprechung trifft

Das Fraunhofer IAO hat eine Studie zur Regulierung des Metaversums veröffentlicht, welche zentrale juristische Fragen anspricht und Orientierung bieten soll.

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Zwei Finger von zwei verschiedenen Händen berühren sich. Links die Hand ist menschlich, die rechte Hand künstlich.

(Bild: Ole.CNX/Shutterstock.com)

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Das Metaversum könnte in naher Zukunft die Geschäftswelt transformieren. Ob das gelingt, hängt nicht zuletzt von den rechtlichen Rahmenbedingungen und juristischen Hürden ab, die es auf dem Weg zum Ziel zu überwinden gilt. Dabei stehen Unternehmen vor der Herausforderung, vorhandene Rechtsvorschriften und Gesetze auf diese neue Umgebung anzuwenden.

Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) präsentiert in seiner Studie "Regulierung des Metaversums" rechtliche Hürden und Herausforderungen, die Unternehmen bei der Metaversum-Integration in die Geschäftswelt überwinden müssen. Die Studie zeigt, dass die sichere Anwendung bestehender Gesetze und die Klärung von Gerichtsbarkeitsfragen ein zentraler Erfolgsfaktor sind.

Die Studie des Fraunhofer IAO möchte Unternehmen eine solide Basis bieten, um diese rechtlichen Herausforderungen des Metaversums zu bewältigen. Sie soll Empfehlungen bieten, um rechtliche Unsicherheiten zu überwinden und Unternehmen dazu ermutigen, aktiv die Möglichkeiten des Metaversums zu nutzen. Günter Wenzel, Leiter des Bereichs Extended Environments am Fraunhofer IAO, betont gegenüber dem Informationsdienst Wissenschaft (IDW): "Das Metaversum ist ein spannendes Terrain, das Unternehmen zahlreiche Chancen bietet. Es ist entscheidend, die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten zu nutzen, um neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten."

Die Studie empfiehlt die Schaffung von "Regulatory Sandboxes", um Unternehmen zu ermöglichen, Metaversum-Anwendungen in einem sicheren Umfeld zu testen und neue Lösungen zu entwickeln. Laut den Autoren ist die Kooperation zwischen Unternehmen, die im Metaversum tätig sind oder es werden wollen, entscheidend für die Entwicklung effektiver Strategien.

Die Studie bietet dabei zu Kernthemen konkrete Handlungsempfehlungen, um die Chancen des Metaversums effektiv nutzen zu können. Die Punkte umfassen dabei die Bereiche:

  • Rechtssicherheit schaffen: Die Politik soll bestehende Gesetze an die Gegebenheiten des Metaversums anpassen. Dazu gehört die Neugestaltung von Formvorschriften im Vertragsrecht, die Entwicklung von Beschaffenheitskriterien für virtuelle Güter sowie Lösungen für den Umgang mit Anonymität.
  • Sensibilisierung und Schulung, IT-Sicherheit: Politik, Bildungseinrichtungen und Forschung müssen Informationskampagnen zur IT-Sicherheit starten und Schulungen im Umgang mit Cyberangriffen anbieten, um das Bewusstsein für Cyberkriminalität zu schärfen.
  • Expertinnen und Experten einbinden: Für geeignete regulatorische Lösungen ohne Überregulierung sollen Fachkenntnisse von Branchenverbänden und wissenschaftlichen Instituten in die Gesetzgebung einfließen.
  • Rechtliche Fragen klären: Die Studie betont, dass im Hinblick auf die Einordnung wirtschaftsrelevanter Handlungen im Metaversum sowie dem Verkauf virtueller Güter viele offene rechtliche Fragen noch zu klären sind.

Der Aufruf der Studienautoren richtet sich dabei an die Unternehmen. Sie sollen sich aktiv an der Gestaltung des Metaversums beteiligen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln und die digitale Zukunft erfolgreich zu gestalten. Dabei sieht das IAO klare regulatorische Rahmenbedingungen als entscheidenden Faktor für den Erfolg des Metaversums.

In diesem Zusammenhang startet das Fraunhofer IAO derzeit ein Innovationsnetzwerk mit unterschiedlichen Akteuren aus der digitalen Wertschöpfungskette, um in einem geschützten Umfeld im Austausch mit anderen Unternehmen erste Erfahrungen mit Extended Reality XR und dem Metaversum zu sammeln. Das Institut bietet dafür einen Baukasten aus Hard- und Softwarelösungen an, um Unternehmen in die nächste Evaluationsstufe des Internets zu führen. Unternehmen, die an der Umsetzung von "Regulatory Sandboxes" interessiert sind, können sich direkt an das Fraunhofer IAO wenden.

Die "Regulatory Sandbox" (Deutsch: regulatorischer Experimentierraum) soll es Unternehmen ermöglichen, neue Produkte, Dienstleistungen oder digitale Geschäftsmodelle in einem von Regulierungsbehörden überwachten Umfeld zu testen und zu entwickeln.

(usz)