Meteorit von Elmshorn "Glücksfall für die Planetenforschung"

Der Meteoritenfall von Elmshorn erweist sich als "kleine Sensation für die Meteoritenforschung", weil die Fragmente so schnell gefunden und gemeldet wurden.

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Eines der Fragmente, die Hausdächer trafen.

(Bild: Carsten Jonas, Arbeitskreis Meteore (AKM) / DLR)

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Bei dem Meteoritenfall von Elmshorn im vorigen Monat handelt es sich um einen Chondriten vom Typ H, der aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammt. Das ergeben nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) vorläufige Ergebnisse der Untersuchung von Bruchstücken, die am 25. April dieses Jahres über der Stadt in Schleswig-Holstein niedergingen. Zuvor waren sie als Tageslicht-Feuerkugel gesichtet worden.

Insgesamt wurden in Elmshorn etwa vier Kilogramm Meteoritengestein gefunden, zwei Fragmente hatten Hausdächer getroffen, andere wurden in Gärten gefunden. "Das größte Objekt wiegt 3724 Gramm", sagt Dieter Heinlein, Meteoritenexperte des DLR. Das allein sei für die Forschung großartig. "Das Beste an diesem Meteoritenfall ist aber der Umstand, dass die Funde so schnell gemeldet und dadurch einer sofortigen Untersuchung zugeführt werden konnten." Die Möglichkeit, schnell eine Radionuklidmessung vorzunehmen, sei ein Glücksfall für die Planetenforschung. Mit der raschen Untersuchung können kurzlebige Radioisotope – instabile und schwach strahlende Nuklide oder "Sorten" von radioaktiven Elementen – untersucht werden und wichtige Hinweise zur Herkunft und Geschichte des Steinmeteoriten liefern.

Heinlein wurde kurz nach dem Meteoritenfall von Journalisten informiert. Schon anhand von Fotos konnte er laut DLR sicherstellen, dass Steinmeteoriten die Hausdachpfannen beschädigt hatten. Das erste gefundene Meteoritenstück sei noch handwarm gewesen. Die Eigentümer stellten die Fragmente für Untersuchungen zur Verfügung.

Meteorit "Elmshorn" (5 Bilder)

Diese Tagesfeuerkugel wurden am 25. April 2023 um 14:14 MESZ von der Videokamera an der Station AMS62 in Bremerhaven in Richtung Nordost aufgenommen.
(Bild: Maciej Libert, Jan-Gerd Mess, AllSky7 Fireball Network, allsky7.net)

"Elmshorn", wie der Meteorit genannt wird, weise eine intensive Brekziierung auf. Brekzien sind Gesteine, die aus Bruchstücken zusammengesetzt oder durch Hitze zusammengebacken wurden. Das weist darauf hin, dass der Meteorit durch vorherige Impakte im Asteroidengürtel zusammen mit den Planeten des Sonnensystems vor viereinhalb Milliarden Jahren entstanden ist.

Nach dem Meteoritenfall von Flensburg im Herbst 2019 ist es laut DLR der nächste beobachtete Meteoritenfall in Deutschland, bei dem Bruchstücke eines fremden Himmelskörpers, der mit der Erde kollidierte, gefunden wurden. Analysen jenes Meteoriten hatten ergeben, dass er einer extrem seltenen Meteoritenklasse angehört. Der Meteorit "Elmshorn" wird als "gewöhnlicher Chondrit" mit relativ hohem Eisenanteil klassifiziert.

Vor zwei Wochen hatte sich ein ähnlicher Meteoritenfall wie in Elmshorn in Hopewell im US-Bundesstaat New Jersey ereignet. Eine Bürgerin des Ortes fand im Schlafzimmer ihres Vaters einen 984 Gramm schweren Meteoriten auf dem Boden, er hatte die Decke durchgeschlagen. Auch bei der Gelegenheit sprach eine Expertin von einer "seltenen und aufregenden" Gelegenheit der Erforschung.

(anw)