Microsoft-CEO: "Copilot ist das User-Interface für KI"

Auf seiner "AI Tour" rührt Microsoft die Werbetrommel für Künstliche Intelligenz. In Berlin stellt CEO Satya Nadella seine Vision einer "Welt der Agenten" vor.

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CEO Satya Nadella bei Microsofts "AI Tour" auf der Bühne des CityCube in Berlin.

CEO Satya Nadella macht im Rahmen von Microsofts "AI Tour" in Berlin Station.

(Bild: heise online / vbr)

Lesezeit: 4 Min.

Microsoft geht mit künstlicher Intelligenz (KI) "all in" und auf Tour: Mit neuen Produkten und Anwendungsfällen für KI tingelt der Software-Riese derzeit durch weltweit 39 Städte, um der Kundschaft aus Unternehmen und öffentlicher Hand die Vorzüge der hauseigenen KI-Lösungen nahezubringen. Am Donnerstag in Berlin sprach CEO Satya Nadella über die immense Geschwindigkeit, mit der sich KI-Technologie weiterentwickelt – und wie die Wirtschaft davon profitieren kann.

Mit KI seien für die Wirtschaft erhebliche Effizienzgewinne möglich, betonte Nadella vor rund 3000 Teilnehmern in Berlin. Die Leistungsfähigkeit von KI-Systemen werde sich etwa alle sechs Monate verdoppeln. "Nun geht es um die Frage, wie übertragen wir das in die reale Welt", sagte der Microsoft-CEO. "Wie kann KI wirklich einen Unterschied auch für kleine und mittlere Unternehmen machen."

Wie das geht, zeigt Microsoft auf der "AI Tour" anhand einiger Beispiele aus der Praxis. Etwa beim Maschinenbauer Thyssen Krupp Automation Engineering, der Fertigungsstrecken für die Autobranche herstellt, hilft der von Siemens und Microsoft gemeinsam entwickelte Siemens Industrial Copilot bei der Einrichtung und Wartung der komplexen Maschinen.

"In jeder dritten Industriemaschine steckt Hardware von uns", sagte Erik Scepanski, der bei Siemens neue Lösungen mit generativer KI entwickelt. Der hauseigene Copilot für Industrieanwendungen kann zum Beispiel bei der Programmierung der Anlage unterstützen, indem er Anweisungen in korrekten Automatisierungscode übersetzt. Oder er hilft im laufenden Betrieb dabei, Fehler zu analysieren und zu beheben.

Copilot ist der in Microsofts Produkten und Diensten allgegenwärtige Zugang zu den KI-Tools. "Stellen Sie sich Copilot wie ein User-Interface für KI vor", erklärte Nadella und erinnerte an den alten Traum der Informatik, "Computer zu haben, die uns verstehen, anstatt dass wir Computer verstehen müssen". Das sei nun Realität.

Mit KI wird das Geschäftsleben zu einer "Welt der Agenten", wie es Nadella formulierte. Erst kürzlich stellte Microsoft sogenannte autonome Agenten vor, die sich mit Copilot Studio erstellen lassen – ganz "low code", betonte Nadella. Diese Agenten reagieren auf bestimmte Trigger und erledigen dann ihre Aufgabe.

So ein Agent kann etwa bei Eingang einer E-Mail an eine Sammeladresse den geeigneten Ansprechpartner im Unternehmen herausfinden und die Anfrage weiterleiten. Die Unternehmensberatung McKinsey habe damit die Zeit, die zwischen der Kontaktaufnahme neuer Interessenten und der Bearbeitung durch den zuständigen Mitarbeiter vergeht, um 90 Prozent reduzieren können, erklärte Microsoft-Manager Jared Spataro.

Microsoft hält Deutschland für einen wichtigen KI-Markt. Auch deshalb sei es wichtig, die Menschen in den Unternehmen für die Anwendung von künstlicher Intelligenz zu qualifizieren. "Die Zukunft der Arbeit hängt von der Fähigkeit aller ab, die Arbeitnehmenden in großem Umfang weiterzubilden", sagte Microsofts neue Deutschlandchefin Agnes Heftberger in Berlin.

Zusammen mit Unternehmen, Verbänden und Vertretern der öffentlichen Hand hat Microsoft daher die "Allianz für KI-Kompetenz in Deutschland" an den Start gebracht. Mit von der Partie sind unter anderem der Arbeitgeberverband, der Bitkom, die Deutsche Telekom und Siemens Energy. Ziel ist, den Beschäftigten in kleinen und großen Unternehmen die Weiterbildung in KI-Themen zu ermöglichen.

"Die Verbände und Unternehmen leisten bereits hervorragende Arbeit bei der Weiterbildung im Bereich KI", sagte Heftberger. "Unser Ziel ist es, voneinander zu lernen und bewährte Erfolgsrezepte zu übernehmen. Niemand muss das Rad neu erfinden."

(vbr)