Microsoft: Das Justizministerium feuert zurück

Nach der einstweiligen Verfügung eines amerikanischen Bezirksgerichts muß Microsoft den PC-Herstellern erlauben, Windows ohne Web-Browser auszuliefern.

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Von
  • Egbert Meyer

Nach der einstweiligen Verfügung eines amerikanischen Bezirksgerichts muß Microsoft den PC-Herstellern erlauben, Windows ohne Web-Browser auszuliefern. Wenn es die PC-Hersteller so wünschten, wolle man widerspruchslos den Explorer entkoppeln, gab sich die Gates-Firma zunächst geläutert und goß sogleich neues Öl ins Feuer: Durch nachträgliches Löschen der Explorer-Files würden aktuelle Versionen das Betriebssystem inoperabel. Das System lasse sich schlicht nicht mehr starten. PC-Produzenten müßten deshalb mit zwei älteren Windows-Versionen (950 und 950a) oder der neuesten mit integriertem Browser vorlieb nehmen.

Diese Firmenpolitik widerspreche der Verfügung von Richter Thomans Penfield Jackson, empörte sich ein Sprecher der Justizbehörde. Die Ultima Ratio könne schließlich nicht darin bestehen, PC-Hersteller vor die Wahl eines nicht funktionierenden oder veralteten Betriebssystems zu stellen. MS-Rechtsanwalt William Neukom beeilte sich sogleich, dem Justizministerium eine Lektion zu erteilen: „Die Regierung bekommt, was sie verlangt hat. Und das funktioniert nicht". Damit sei wohl endgültig bewiesen, daß Windows und Browser eine Einheit darstellten.

Die Belehrungen aus Redmond erweisen sich jetzt als fataler Fehlgriff. Mittlerweile konterte die Justizbehörde und rief Richter Jackson auf, Microsoft wegen Mißachtung des Gerichts mit einer Strafe von einer Million US-Dollar pro Tag zu belegen. Die Summe soll solange gezahlt werden, bis Redmond den Explorer von der aktuellen Windows-Version abkoppelt. Das vorläufige Schlußwort in der Angelegenheit blieb Joel Klein, dem Leiter des Anti-Trust-Büros im Justizministerium, vorbehalten: Microsoft habe die Verbindung von Browser und Betriebssystem gelöst, um „nun den PC-Herstellern die Fesseln anzulegen". (em)