Microsoft Flight Simulator angespielt: Das erste echte Next-Gen-Spiel

14 Jahre musste die Sim-Community auf einen neuen Flight Simulator warten. Der erste Eindruck zeigt: Das Warten hat sich gelohnt.

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Erster Eindruck vom Flight Simulator: Das erste echte Next-Gen-Spiel

Der neue Flight Simulator ist zugänglich für Anfänger und herausfordernd für Profis.

(Bild: heise online/asp)

Lesezeit: 7 Min.
Inhaltsverzeichnis

Microsofts Flight Simulator war schon immer mehr als ein bloßes Spiel. Die 1982 ins Leben gerufene Serie zog über die Jahre mehrere Generationen von Spielern in ihren Bann, die die Faszination vom Fliegen und das Interesse an Computertechnik teilten. Jede neue Spielversion setzte neue Maßstäbe, schraubte die Hardware-Anforderungen massiv nach oben und gewann noch mehr Fans.

Nun erscheint nach 14 Jahren Wartezeit am 18. August der elfte Teil der Serie schlicht als "Microsoft Flight Simulator" – der in der Geschichte wohl ambitionierteste Teil. Er verschmilzt zwei Petabyte an Online-Weltdaten von Bing mit einer aktuellen 3D-Engine, die dadurch an manchen Stellen tatsächlich fotorealistische Bilder aufs Display zaubert. Erst die Auslagerung der Weltdaten an die Microsoft-Server ermöglicht wahre Next-Gen-Grafik, ohne die Hardwareanforderungen ins Unermessliche zu steigern. Dazu kommen realistisch anmutende Wettereffekte und Flugzeugmodelle mitsamt hochdetaillierter, interaktiver Cockpits, integrierter Live-Flugverkehr und ein Mehrspielermodus. Und, für viele Spieler am wichtigsten, ein offenes SDK mit einer Vielzahl von Erweiterungsmöglichkeiten.

Den Flight Simulator gibt es in drei Editionen für 70 Euro (Standard), 90 Euro (Deluxe) und 120 Euro (Premium-Deluxe), die jeweils mehr Flugzeuge und mehr fein nachgebildete Flughäfen enthalten. Neben den Online-Verkaufsversionen via Windows Store und Steam gibt es die Standard- und Premium-Ausgaben auch als Disc-Version mit 10 DVDs, die Aerosoft vertreibt.

Wer abheben will, muss zunächst eine ganze Menge Platz auf seiner SSD freiräumen – auf einer herkömmlichen Magnetfestplatte sollte man Flight Simulator nicht installieren. Microsoft schickte uns einen Schlüssel für die Windows-Store-Version, den wir einlösten und schließlich selbst mit einer VDSL-250-Leitung eine ganze Weile warten mussten. Die Premium-Deluxe-Version lädt und entpackt, lädt und entpackt, lädt und ... entpackt schließlich über 62.000 Dateien, die insgesamt gut 100 GByte wiegen. Microsoft empfiehlt, auf der Flight-Simulator-Partition zwischen 150 und 200 GByte vor der Installation frei zu räumen.

Ist endlich alles runtergeladen und fertig eingerichtet, muss der Spieler noch ein paar Voreinstellungen vornehmen – sollen die Welt-Daten gestreamt werden oder nicht, braucht der Spieler eine passende Farbgebung wegen Rot-Grün-Blindheit, will man mit speziellen Joysticks, Gamepads oder Maus und Tastatur fliegen? Wir entschieden uns zunächst für die Maus-und-Tastatur-Steuerung, um die Zugänglichkeit für absolute Neulinge beurteilen zu können. Nach ein paar Minuten Ladezeit kommt man schließlich im Hauptmenü an.

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Für Flugsimulator-Einsteiger ist die Flugschule quasi Pflicht – dort lernt man das Fliegen einer Cessna 152 in acht Missionen – von der grundlegenden Steuerung des Flugzeugs und Bedienung des Cockpits über Starts, Landungen und Navigation bekommt man wahlweise auch in deutscher Sprache alles Notwendige beigebracht. Überraschenderweise geht die vergleichsweise komplexe Maus-Tastatur-Steuerung schnell in Fleisch und Blut über und erlaubt sogar feine Flugmanöver – klar, mit Spezialhardware geht das noch genauer und immersiver, aber trotzdem müssen wir sagen: Der Flight Simulator macht auch ausschließlich mit Maus und Tastatur viel Spaß und ist gut bedienbar. Gerade das (optionale) Anklicken und Ziehen der vielen kleinen Schalter und Hebel im Cockpit macht mit der Maus Freude und gibt einem das Gefühl, eine komplexe Flugmaschine tatsächlich zu kontrollieren.

Direkt bei den ersten Flugübungen beeindrucken die realitätsnahe Grafik und das plastisch wirkende Innenleben des Flugzeugs – und das, obwohl wir beim ersten Test bewusst keine High-End-Hardware benutzten. Eine GeForce GTX 1070 stellte das Spiel, getrieben von einem Core i7-3770K und 16 GByte RAM, problemlos in der zweithöchsten Detailstufe "Hoch" samt ordentlicher Kantenglättung (Temporal Anti-Aliasing) in Full HD dar. Der sichtbare Unterschied zur Ultra-Detailstufe ist gering. Mit steigender Auflösung steigen die Anforderungen allerdings beträchtlich, wie ein Blick in unseren ausführlichen Performance-Guide verrät.

Flight Simulator 2020: Bildqualität (25 Bilder)

Qualitätsvergleich Flight Simulator 2020: 1080p, Ultra-Preset, Renderauflösung 200

Essentiell für eine hohe Grafikqualität ist dabei natürlich das Streaming der Weltdaten. Damit das problemlos klappt, empfiehlt Microsoft eine Internet-Transferrate von 20 MBit/s, erachtet aber erst 50 MBit/s als ideal. Microsoft ist sich offenbar bewusst, dass da im Monat so einiges an GBytes zusammenkommen kann und hat im Spiel sogar eine optionale Datenbegrenzung für Spieler mit Volumentarifen integriert. So kann man im Menü einstellen, wie viel GByte das Spiel im Monat austauschen darf. Alternativ lassen sich Regionen auch vorab herunterladen; über das Menü muss man dafür die maximal gewünschte Cachegröße auf der SSD und die jeweilige Region festlegen. Diese Streaming-Daten kommen dann natürlich noch zum Grundspiel hinzu, weshalb Spieler mit langsamen Internet-Leitungen, die mehrere Regionen vorladen wollen, eine mindestens 512 GByte fassende SSD nur für den Flight Simulator reservieren sollten.

Nach dem Absolvieren der Flugschule haben wir uns an Landeherausforderungen ausprobiert. Noch vollgepackt mit den Endorphinen aus den erfolgreichen Cessna-Flugstunden wagten wir in einem Anflug von Hochmut eine Landung bei starkem Wind in Gibraltar mit dem Airbus A320 – und steuerten die Passagiermaschine von allerlei Warntönen begleitet zielsicher ins Meer. Anfänger sollten sich daher erstmal weiterhin der Cessna widmen, Starts und Landungen bei verschiedenen Wetterverhältnissen üben. Alternativ kann man den Schwierigkeitsgrad auch kräftig runterschrauben, doch dann verliert man viel vom Flug-Flair.

Wer eine langsame Internetleitung hat, kann Regionen vorab herunterladen. Dafür muss man festlegen, wieviele GBytes man auf der SSD dafür reservieren möchte.

(Bild: heise online/mfi)

Über die "Weltkarte", einem 3D-Globus mit Echtzeit-Bewölkung und Tages-/Nachtansicht, lässt sich ein beliebiger Abflughafen wählen, auf Wunsch auch die direkte Landebahn. Wetter und Tageszeit am jeweiligen Abflugort lassen sich entweder in Echtzeit vom Server holen oder händisch einstellen. So gibts beispielsweise verschiedene Grade von Bewölkung, Sturm, Schnee und Regen. Die Wettereffekte sind hübsch anzusehen und haben eine spürbare Auswirkung aufs Fliegen selbst. Auch der jeweilige Flugverkehr sowie die anstehenden Starts und Landungen lässt sich live im Spiel verfolgen – inklusive Flugnummer und Abflugzeit. Per Klick auf einen "echten" geplanten Abflug lässt sich daraufhin auch ein auf diesem Flug basierender Flugplan erstellen und abheben.

Der Flight Simulator holt die Echtzeit-Flugbewegungen von Flughäfen direkt aus dem Netz.

(Bild: heise online/mfi)

Der erste Eindruck zeigt: Microsoft Flight Simulator dürfte ein gelungener Nachfolger des alten Flight Simulator X werden. Das offene SDK erlaubt zahlreiche Erweiterungen – etwa um kostenlose und kostenpflichtige Flugzeuge, Flughäfen und Missionen. Die Performance geht für die gebotene Bildqualität in Ordnung – das Spiel lässt sich im Unterschied zum damaligen FSX auch mit Mittelklasse-Hardware hübsch und flüssig spielen. Und die für Herbst angekündigte VR-Integration dürfte in Verbindung mit der hervorragenden Grafik für ein überaus immersives Flugerlebnis sorgen, das den Flight Simulator wohl noch viele Jahre einen Spitzenplatz im Simulationsgenre einräumen dürfte.

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(mfi)