Microsoft-Prozeß: Ist IBM erpreßt worden?

Die Ankläger im Microsoft-Prozeß bekommen neue Munition: IBM-Manager Garry Norris, der als Zeuge der Ankläger aussagen wird, hat ein Tagebuch über seine früheren Verhandlungen mit Microsoft geführt.

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Von
  • Wolfgang Stieler

IBM-Manager Garry Norris, der als Zeuge der Ankläger im Anti-Trust-Prozeß gegen Microsoft aussagen wird, hat Notizen über seine Verhandlungen mit Microsoft gemacht. Norris, der von 1995 bis 1997 für IBM die Lizenzverhandlungen mit Microsoft geführt hat, beschreibt darin laut US-Presseberichten detailliert, auf welche Weise Microsoft IBM unter Druck gesetzt habe. Die Redmonder sollen unter anderem verlangt haben, daß IBM Konkurrenzprodukte wie OS/2 oder Lotus Notes nicht weiter unterstützt, sonst würde der Preis für Windows-Lizenz erhöht oder die Lizenz gar nicht verkauft.

Im Rahmen ihrer Prozeßvorbereitungen haben die Microsoft-Anwälte am Mittwoch den Princeton-Dozenten Edward Felten verhört. Felten hatte im Herbst letzten Jahres ein Programmm vorgestellt, mit dem sich der Internet-Explorer aus Windows herauslösen läßt. Microsoft argumentiert dagegen, daß Feltens Programm den Browser nicht entfernt, sondern nur ausgeschaltet habe. Der Anti-Trust-Prozeß soll am 1. Juni fortgesetzt werden.

Entlastung für Microsoft gibt es dagegen möglicherweise im Prozeß gegen Caldera: Der für die Klage der Softwarefirma zuständige Richter Dee Benson hat bezweifelt, daß es überhaupt zu einem Prozeß kommen wird. Im Rahmen einer Anhörung sagte Benson zu Caldera-Anwalt Stephen Susman: "Es scheint mir, daß das Fehlen von Fakten ihren Fall schwächen könnte." Caldera, Besitzer des früheren MS-DOS-Konkurrenten DR-DOS, führt seit zwei Jahren einen privaten Antitrust-Prozeß gegen Microsoft. Laut Caldera soll Microsoft in Windows 3.1 einen vorgetäuschten Bug eingebaut haben, der bei Einsatz von Windows auf DR-DOS statt MS-DOS zu einer Fehlermeldung führte. Ziel dieser Maßnahme sei es gewesen, das Konkurrenzprodukt aus dem Markt zu drängen. (wst)