Microsoft-Prozeß: Neue Beweise der Anklage

Im Verlauf des sechsten Prozeßtages präsentierte die Anklage eine ganze Reihe neuer Zeugenaussagen und Beweise, die Microsoft schwer belasten, darunter eine handschriftliche Notiz von Apples ehemaligen Finanzchef Fred Anderson.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Im Verlauf des sechsten Prozeßtages präsentierte die Anklage eine ganze Reihe neuer Zeugenaussagen und Beweise, die Microsoft schwer belasten, darunter eine handschriftliche Notiz von Apples ehemaligen Finanzchef Fred Anderson. Laut dieser Gesprächsnotiz soll Microsoft im Sommer letzten Jahres gedroht haben, die weitere Entwicklung von Office-Anwendungen für den Apple-Macintosh zu stoppen, falls Apple seine Computer nicht mit Microsofts Internet-Explorer als Default-Browser ausliefere. Microsoft hielt dagegen, die Entscheidung von Apple für den Internet Explorer sei Teil eines umfangreichen Abkommens gewesen, welches unter anderem eine 150-Millionen-Dollar-Investition von Microsoft und den Abschluß eines älteren Gerichtsstreits beinhaltet habe.

Auch durch die Aussagen von AOL Senior Vice President David Colburn wurde Microsoft schwer belastet. Laut Anklage soll Microsoft dem Onlinedienst AOL Geld dafür angeboten haben, Microsofts Internet-Explorer statt Netscapes Navigator an neue Kunden auszuliefern. Nach Aussagen von Colburn habe Microsoft zwar kein Geld angeboten, aber die AOL-Zugangssoftware sollte zusammen mit Windows 95 ausgeliefert werden. Im Gegensatz dazu sollte AOL sicherstellen, daß an mindestens 85 Prozent aller AOL-Kunden der Internet-Explorer geliefert wird.

Das Video mit den Aussagen von Bill Gates wird vor Gericht vorgeführt, allerdings voraussichtlich erst am Donnerstag. Am späten Dienstagabend wies Richter Thomas Penfield Jackson den Einspruch der Microsoft-Anwälte dagegen zurück. Sie hatten argumentiert, die Vorführung des Videos käme einer Zeugenaussage gleich, für beide Seiten hatte der Richter die Anzahl der Zeugen jedoch auf zwölf begrenzt, um den Prozeß nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Jackson bot Microsoft jetzt an, einen zusätzlichen Zeugen zu benennen. (wst)