LinkedIn trainiert KI mit Nutzerinhalten – aber nicht in der EU

Mit einer überarbeiteten Datenschutzrichtlinie behält sich LinkedIn vor, KI-Modelle mit Daten der Nutzer "zu entwickeln und zu trainieren". Ausnahme: die EU.

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Die Illustration zeigt eine Frau, die ein Smartphone hält. Auf dem Smartphone ist die App LinkedIn geöffnet. Im Hintergrund ist ein aufgeklappter Laptop zu sehen, auf dem die Internetseite von LinkedIn geöffnet ist.

(Bild: PK Studio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

LinkedIn hat seine europäischen Mitglieder am Freitag über eine Änderung der eigenen Datenschutzrichtlinie informiert, die bereits am 18. September in Kraft getreten ist. Grund für die Überarbeitung der Vorgaben ist demnach, dass sich das auf die Jobvermittlung ausgerichtete soziale Netzwerk mit der Nutzung generativer Künstlicher Intelligenz (KI) voranbringen will. In der Mail an Kunden heißt es: "Wir haben eine Erklärung darüber hinzugefügt, wie wir die von Ihnen zur Verfügung gestellten Informationen dazu verwenden, die Produkte und Services von LinkedIn und seinen verbundenen Unternehmen zu entwickeln. Dazu gehören die Schulung von KI-Modellen, die für die Erstellung von Inhalten verwendet werden ('generative KI'), sowie Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen."

In der jüngst überarbeiteten globalen Datenschutzrichtlinie der Microsoft-Tochter ist nun zu diesem Punkt zu lesen: "Wir können Ihre personenbezogenen Daten verwenden, um Produkte und Dienstleistungen zu verbessern, zu entwickeln und bereitzustellen, Modelle der Künstlichen Intelligenz (KI) zu entwickeln und zu trainieren, unsere Dienstleistungen zu entwickeln, bereitzustellen und zu personalisieren." Zugleich behält sich der Netzwerkbetreiber vor, "mit Hilfe von KI, automatisierten Systemen und Rückschlüssen Erkenntnisse zu gewinnen, damit unsere Dienstleistungen für Sie und andere relevanter und nützlicher werden können".

Dazu verweist LinkedIn auf die eigenen Grundsätze für "verantwortungsvolle KI" von Anfang 2023. Ähnlich wie die Mutter Microsoft versichert der Social-Media-Konzern darin, mit KI vor allem den Erfolg und die Produktivität der Mitglieder verstärken, sowie "Fairness und Inklusion" und Transparenz gewährleisten zu wollen. Man setze auf eine interne Regulierung von KI, "die auch die Bewertung und Behebung potenzieller Schäden und der Zweckmäßigkeit umfasst sowie die menschliche Aufsicht und Rechenschaftspflicht gewährleistet".

"Derzeit ermöglichen wir keine Schulung generativer KI auf Grundlage von Mitgliederdaten aus dem Europäischen Wirtschaftsraum" (EWR), "der Schweiz und dem Vereinigten Königreich", erläutert LinkedIn weiter. Zum EWR gehören neben den 27 EU-Staaten auch Island, Liechtenstein und Norwegen. In diesen Ländern gelten die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und daran ausgerichtete Gesetze, die besondere Vorschriften für KI enthalten. Außerhalb dieser Regionen bietet LinkedIn Mitgliedern, die Ihre Informationen nicht fürs Training der Technik zur Verfügung stellen möchten, "proaktiv" eine Opt-out-Möglichkeit an.

Vor Kurzem räumte Meta ein, öffentlich bei Facebook und Instagram zugängliche Beiträge, Bilder und andere Daten australischer Nutzer für das Training eigener KI-Modelle zu verwenden. Eine Widerspruchsoption wird Usern in Down Under nicht angeboten – im Gegensatz etwa zu Europa und den USA. Im Juni blies Meta das KI-Training mit Daten, die unter die DSGVO fallen, auch vorerst ab. In Australien gibt es noch kein Pendant zu dem EU-Regelwerk. Die Konten minderjähriger australischer Nutzer hat der US-Konzern vom KI-Training grundsätzlich ausgeschlossen, von Eltern gepostete Aufnahmen des Nachwuchses aber nicht.

Microsoft baut im KI-Bereich unter anderem auf eine enge Partnerschaft mit OpenAI. Die Redmonder haben viele Milliarden in den ChatGPT-Betreiber investiert. Doch zunehmend gibt es auch Konkurrenz zwischen beiden Unternehmen. Die LinkedIn-Mutter arbeitet laut einem Bericht etwa an einem neuen, hauseigenen großen Sprachmodell mit dem Namen MAI-1, das leistungsstark genug sein soll, um es mit denen von Google und OpenAI aufzunehmen. Zuvor trainierte Microsoft nur kleinere Open-Source-Modelle für generative KI.

Parallel hat LinkedIn ein Update der Nutzungsvereinbarung angekündigt, das am 20. November in Kraft treten soll. Darin geht es unter anderem um weitere Details zu Inhaltsempfehlungen und Moderationspraktiken sowie neue Bestimmungen rund um "die von uns angebotenen generativen KI-Funktionen". Schöpferisch tätige Mitglieder sollen zudem besser befähigt werden, "ihre Marke über LinkedIn hinaus bekannt machen" zu können.

(nie)