Microsoft beschneidet OpenGL in Windows Vista

Microsoft nutzt den Wechsel auf den Windows-XP-Nachfolger, um die ungeliebte 3D-Schnittstelle OpenGL zusammen mit AeroGlas nur noch ĂĽber DirectX nachzubilden.

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Von
  • Manfred Bertuch

Microsoft will die 3D-Schnittstelle OpenGL im Windows-XP-Nachfolger Vista nicht mehr direkt unterstützen, wenn die mit transparenten Fenstern und anderen Effekten angereicherte Benutzeroberfläche Aeroglass aktiv ist. Dies, von Microsoft eigentlich bereits auf der Entwicklerkonferenz WinHEC bekanntgegeben, sorgt nun unter OpenGL-Protagonisten für einige Empörung.

Vista bildet OpenGL-Funktionen nur noch mittels DirectX nach, wobei der Funktionsumfang auf OpenGL 1.4 beschränkt ist und herstellerspezifische Erweiterungen (Extensions) nicht berücksichtigt werden. Microsoft ersetzt seinen OpenGL-1.1-Software-Treiber also durch einen OpenGL-1.4-D3D-Translater mit Hardware-Beschleunigung.

Damit sind 3D-Modeler mit Shader-Funktionen unter Aeroglass mit der OpenGL-Schnittstelle voraussichtlich nicht lauffähig. Selbst genügsame OpenGL-CAD-Software ohne Shader-Funktionen ist mit Aeroglass allenfalls mit einer durch die Emulation verursachte, empfindlichen Leistungseinbuße von 20 bis 50 Prozent einsetzbar, was für professionelle Anwender nicht akzeptabel sein dürfte.

Die volle OpenGL-Leistung erhält man erst nach Installation des zur Grafikkarte gehörenden OpenGL-Treibers (ICD), wobei sich Aeroglass allerdings abschaltet. Andernfalls steht OpenGL nur über den OpenGL-D3D-Translater zur Verfügung. Unklar ist derzeit, ob ATI und Nvidia für Vista nur noch einen "Doom3-Treiber" entwickeln und vollwertiges OpenGL unter Vista überhaupt nur bei Profi-Karten (FireGL und Quadro FX) ermöglichen. Bislang gab es dazu auf Anfrage von heise online noch keine genaueren Informationen.

Im Forum der OpenGL-Site heißt es zu Microsofts Plänen, sie seien eine rein politische Entscheidung, für die es keine technische Notwendigkeit gebe. Man fürchtet, dass Microsoft OpenGL zu Gunsten von DirectX weiter zurückdrängen wolle, um konkurrierende Betriebssysteme zu benachteiligen Man ruft dazu auf, über die Software- und Hardware-Industrie Microsoft von diesen Plänen abzubringen.

Im Gegensatz zu DirectX kann Microsoft OpenGL nicht allein kontrollieren. Es steht unter Kontrolle eines Industriekonsortiums (Architecture Review Board ARB), dem Microsoft nicht mehr angehört. OpenGL ist die einzige Hersteller- und Plattform-unabhängige 3D-Schnittstelle und ist von großer Bedeutung für die Verbreitung von 3D-Applikationen auch auf Linux-, Unix- und Macintosh-Systemen. OpenGL ist besonders im CAD-, VR-Bereich und bei wissenschaftlichen Anwendungen immer noch dominant und hat mit OpenGL 2.0 und einer eigenen Shader-Sprache für programmierbare Grafikeffekte zu DirectX 9 aufgeschlossen. Mit OpenGL ES gibt ist zudem eine spezielle Mobil-Variante. Auch einige PC-Spiele basieren auf OpenGL (Doom 3, Serious Sam,...), da es gegenüber DirectX immer noch ein wenig schneller sein soll und auf Grund seiner klaren Struktur beliebt ist. Spieleentwickler Id Software hat aber bereits angekündigt, bei neuen Projekten unter Umständen auch zu DirectX zu wechseln. Mit Sonys Playstation 3 wird OpenGL aber weiter im Konsumer-Markt vertreten sein.

Zu Windows Vista siehe auch:

(Manfred Bertuch) / (jk)