Microsoft beschneidet Word 2007

Ab kommendem Montag darf Microsoft die bisher aktuelle Version von Word 2007 in den USA nicht mehr verkaufen. Daraufhin hat der Konzern einen Patch entwickelt, den ab diesem Datum alle Neukäufer auf das Programm anwenden sollen.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Gemäß einem inzwischen inzwischen bestätigten texanischen Gerichtsurteil darf Microsoft ab dem 11. Januar 2010 keine Version seiner Textverarbeitung Word 2007 mehr in den USA verkaufen, die in Konflikt mit dem US-Patent 5,787,449 gerät. Kurzfristig scheint der Hersteller diese Forderung dadurch umzusetzen, dass er denjenigen US-Kunden, die nach dem Stichtag Word oder MS Office 2007 erwerben, mit gesonderter Aufforderung einen besonderen Patch aufoktroyiert.

Auf der Download-Seite dazu steht nur zu lesen, der Patch enthalte Verbesserungen der Programmsicherheit und -Performance; weiter unten findet sich ein Hinweis auf das Gerichtsurteil und die vage Aussage, die aktualisierte Software enthalte "eine bestimmte Implementation von XML-Markierungen" nicht mehr. Erst wenn man auf einer gesonderten Webseite in die technischen Details einsteigt, erfährt man, das aktualisierte Word könne auch solche Dateien lesen, welche die beklagten Fähigkeiten seiner Ursprungsversion ausnutzen, es entferne aber schlicht und ergreifend die darin enthaltenen Anwender-Modifikationen. Erweiterungen der Office-2007-Ribbon-Oberfläche seien nicht betroffen.

Für Fragen, wie weit der veröffentlichte Patch auch Nicht-US-Versionen von MS Office 2007 betrifft, ob Microsoft diese Maßnahme als die endgültige Reaktion auf das Gerichtsurteil sieht, und auch, welche Anwender-Errungenschaften konkret von der Kastration betroffen sind, konnten wir bislang keinen Ansprechpartner bei dem Konzern erreichen. Ungeklärt ist bis jetzt auch, ob eine Anwendung das geistige Eigentum ihrer Benutzer, das diese mit deren Hilfe geschrieben haben, ungestraft löschen darf.

Microsoft hatte dem kanadischen Softwarehaus i4i in der Folge von dessen Patentklage nicht nur 200 Millionen US-Dollar an Schadenersatz zahlen, sondern auch versprechen müssen, Word bis zum genannten Stichtag so zu verändern, dass es das zitierte Patent nicht mehr berührt.

In der Patentschrift aus dem Jahre 1994 geht es eher kryptisch um "eine Methode, Struktur und Inhalt eines Dokuments voneinander unabhängig zu bearbeiten". Die 20 Detailbeschreibungen innerhalb der Patentschrift legen nahe, dass sie auch den Ansatz betreffen, Anwender-modifizierte Formateigenschaften etwa eines Word-2007-Dokuments als eigene sogenannte Custom-XML-Datei innerhalb des DOCX-formatinternen Verzeichnisbaums abzulegen. (hps)