Microsoft droht hohe Strafe der EU-Kartellwächter

Die EU könnte im Verfahren gegen Microsoft wegen Behinderung der Ermittlung eine hohe Strafe verhängen und die Herausnahme von Features aus Windows verlangen.

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Von
  • Karsten Violka

Die Europäische Union könnte in dem im August offiziell eingeleiteten Kartellrechts-Verfahren gegen Microsoft eine hohe Strafe verhängen und den Konzern dazu zwingen, Features aus Windows zu entfernen. Dies geht aus einem vertraulichen Dokument der EU-Kommission hervor, das dem Wall Street Journal vorliegt. Das US-Wirtschaftsblatt berichtet, dass die Kommission in ungewöhnlich scharfem Ton feststelle, Microsoft habe versucht, die Ermittler in die Irre zu führen und das Verfahren zu behindern. Aus diesem Grund werde eine mögliche Strafe höher ausfallen, als wenn Microsoft kooperiert hätte. Die EU-Kommission könnte eine Strafe verhängen, die 10 Prozent von Microsofts Jahresumsatz beträgt, das sind 2,5 Milliarden US-Dollar.

Die Ermittler der EU-Kommission seien der Ansicht, dass Microsoft auf illegale Weise seine Vormachtstellung bei Windows- und Office-Software missbraucht habe, um sich im schnell wachsenden Markt für Business- und Internet-Software durchzusetzen. Ausserdem habe Microsoft versucht, Audio- und Video-Software anderer Hersteller mit dem Windows Media Player zu verdrängen, zitiert das Wall Street Journal aus dem EU-Papier. Die Kommission stellt außerdem fest, das die Redmonder ihr Betriebssystem Windows 2000 und andere Anwendungen mit Absicht so gestaltet hätten, dass diese nicht mit Software der Konkurrenten zusammenarbeiten. In dem Dokument schlagen die Ermittler vor, Änderungen an den Produkten zu fordern, um solche Verstöße in Zukunft zu verhindern.

Die Kommission griff außerdem Microsofts "missbräuchliche und diskriminierende Lizenzpolitik" an, sowie die Weigerung der Firma, Schnittstellen für Konkurrenten offen zu legen. Die Kritik richtet sich zwar nicht offen gegen das neue Windows XP, dies könne sich aber ändern.

Die Vorlage von 34 Briefen, in denen Microsofts Kunden den Konzern in dem Verfahren angeblich unterstützen, wertet die Kommission als Versuch, das Verfahren zu behindern. Viele dieser Briefe seien von Microsoft selbst verfasst worden, in anderen Fällen wussten die betroffenen Firmen nicht, dass ihre Äußerung als Beweismittel dienen sollten, stellt die EU-Kommisssion fest. (kav)