Microsoft legt dank Vista und trotz Xbox-Desaster zu

Eine Milliarde US-Dollar an RĂĽckstellungen fĂĽr das erweitere Xbox-Garantieprogramm kann der Konzern angesichts steigender Gewinne locker verkraften.

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  • JĂĽrgen Kuri
Microsoft sorgte in den letzten Tagen ja eher für negative Schlagzeien: Mit der Xbox 360 hatte der Konzern wenig Glück. Erst das Eingeständnis mit den Hardwarefehlern der Xbox 360, die zu Rückstellungen von über einer Milliarde US-Dollar führten, dann das Ausscheiden von Xbox-Vizepräsident Peter Moore, und schließlich auch noch die Absage der jährlichen Xbox-Presseveranstaltung, auf der bislang immer die neuesten Spiele präsentiert wurden. Keine guten Omen für weitere Geschäfte mit der Spielkonsole, wenn man neben Hardwareproblemen nicht auch etwas Neues präsentieren kann, dass die Spieler zu der Plattform locken könnte.
Da wird es das Microsoft-Management doch sehr erleichtern, dass man nun Bilanzen vorlegen kann, in denen ein Betrag von einer Milliarde US-Dollar, der für die erweiterte Garantie bei der Xbox 360 zurückgestellt werden muss, wie Peanuts aussieht. Der Umsatz von Microsoft kletterte im vierten Quartal von Microsofts Geschäftsjahr 2007 im Jahresvergleich von 11,8 auf 13,4 Milliarden US-Dollar. Der Nettogewinn stieg von 2,83 auf 3,04 Milliarden US-Dollar. Der Nettogewinn pro Aktie lag bei 31 Cent, ohne die Belastung von 8 Cent pro Aktie für das Xbox-Garantieprogramm hätte er bei 39 Cent pro Aktie gelegen.
Für das Gesamtjahr 2007 verzeichnet Microsoft einen Umsatz von 51,122 Milliarden US-Dollar (im Vorjahr waren es 44,282 Milliarden US-Dollar), der Nettogewinn für das Gesamtjahr klettert von 12,599 auf 14,065 Milliarden US-Dollar. Insgesamt gab Microsoft im abgelaufenen Geschäftsjahr 31 Milliarden US-Dollar für Dividenden und Aktienrückkäufe aus.
Kevin Turner, Chief Operating Officer bei Microsoft, begründete das solide Umsatzwachstum im vierten Quartal vor allem mit der guten Akzeptanz von Vista und Office 2007 bei den Kunden. Und im Geschäftsjahr 2008 wolle man das fortsetzen durch die Einführung unter anderem von Windows Server 2008 oder SQL Server 2008, die am 27. Februar nächsten Jahres offiziell vorgestellt werden sollen.
Vista schlägt sich in den Bilanzen der Sparte Client (alle Windows-Betriebssysteme für Desktop-Rechner) nieder: Der Umsatz kletterte hier im vierten Geschäftsquartal im Jahresvergleich von 3,347 auf 3,808 Milliarden US-Dollar, der operative Gewinn von 2,546 auf 2,818 Milliarden US-Dollar. Und Office 2007 wird in der Microsoft Business Division (Office-Produkte sowie Firmenlösungen wie Great Plains und Navision) verbucht. Diese Sparte steigerte den Quartalsumsatz von 3,905 auf 4,633 Milliarden US-Dollar, den operativen Gewinn von 2,524 auf 2,994 Milliarden US-Dollar. Server and Tools(Windows-Server, SQL-Server, Entwicklungswerkzeuge etc.) schließlich steigerte den Umsatz von 2,691 auf 3,082 Milliarden US-Dollar, den operativen Gewinn von 913 Millionen auf 1,054 Milliarden US-Dollar.
Nicht alle Sparten können aber glänzen: Microsofts Sorgenkinder sind ausgerechnet zwei Bereiche, in denen der Konzern auch einen guten Teil seiner Zukunft sieht, die Sparten Online Services Business (unter anderem für Microsofts Live-Strategie zuständig und damit direkt etwa mit Google konkurrierend) und Entertainment and Devices Division (die nach der neuen Konzernstruktur sowohl die Spiele-/Xbox-Sparte als auch die Embedded Devices umfasst). Microsofts Online-Bereich konnte den Quartalsumsatz zwar um 580 auf 688 Millionen US-Dollar steigern, gleichzeitig stieg aber auch der operative Verlust von 187 auf 239 Millionen US-Dollar. Bei Entertainment and Devices ging der Umsatz gar von 1,281 auf 1,159 Milliarden US-Dollar zurück, während sich der operative Verlust massiv von 423 Millionen auf 1,199 Milliarden US-Dollar ausweitete.
Die Verluste bei den Online-Diensten führt Microsoft vor allem auf anhaltende Investments zurück, um den Bereich auszubauen. Das werde auch fortgesetzt. Die rückläufigen Umsätze bei der Spiele- und Devices-Sparte liege an rückläufigen Verkäufen der Xbox 360: Im vierten Geschäftsquartal habe man noch 700.000 Stück absetzen können, während es im gleichen Quartal des Vorjahrs noch 1,8 Millionen Stück waren – vor wenigen Tagen hatte Microsoft bereits verkündet, man habe das selbst gesteckte Ziel von 12 Millionen verkaufter Xbox 360 bis Ende Juni 2007 knapp verfehlt. Diese rückläufigen Verkäufe im vierten Geschäftsquartal seien nur teilweise durch Verkäufe des mobilen Medienplayers Zune und von Xbox-Zubehör ausgeglichen worden, hieß es nun. Der hohe Verlust der Sparte sei wiederum in der Rückstellung von 1,06 Milliarden US-Dollar begründet, die man für das Reparatur- und Garantieprogramm bei defekten Xbox-Konsolen bilanziert habe.
Die Sorgenkinder führen derzeit aber wohl nur zu ganz leicht getrübter Stimmung bei Microsoft, denn selbst die Prognosen für das Geschäftsjahr 2008 hob der Konzern leicht an: Statt eines Nettogewinns pro Aktie von 1,68 bis 1,72 US-Dollar sollen es nun 1,69 bis 1,73 US-Dollar werden.
Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft in US-Dollar
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli)
Quartal Umsatz Nettogewinn
3/00 5.660 Mio. 2.390 Mio.
4/00 5.800 Mio. 2.410 Mio.
1/01 5.800 Mio. 2.200 Mio.
2/01 6.590 Mio. 2.620 Mio.
3/01 6.460 Mio. 2.450 Mio.
4/01 6.580 Mio. 66 Mio.
1/02 6.130 Mio. 1.280 Mio.
2/02 7.740 Mio. 2.280 Mio.
3/02 7.250 Mio. 2.740 Mio.
4/02 7.250 Mio. 1.530 Mio.
1/03 7.750 Mio. 2.730 Mio.
2/03 8.540 Mio. 2.550 Mio.
3/03 7.840 Mio. 2.790 Mio.
4/03 8.070 Mio. 1.920 Mio.*
1/04 8.220 Mio. 2.610 Mio.*
2/04 10.150 Mio. 1.550 Mio.*
3/04 9.180 Mio. 1.320 Mio.*
4/04 9.290 Mio. 2.690 Mio.
1/05 9.189 Mio. (2.901 Mio.)
2.530 Mio **
2/05 10.818 Mio. 3.463 Mio.
3/05 9.620 Mio. 2.563 Mio.
4/05 10.161 Mio. 3.700 Mio.
1/06 9.741 Mio. 3.141 Mio.
2/06 11.837 Mio. 3.653 Mio.
3/06 10.900 Mio. 2.977 Mio.
4/06 11.804 Mio. 2.828 Mio.
1/07 10.811 Mio. 3.478 Mio.
2/07 12.542 Mio. 2.626 Mio.
3/07 14.398 Mio. 4.926 Mio.
4/07 13.371 Mio. 3.035 Mio.
* Gewinne unter Bilanzierung der Umstellung auf das neue Aktienprogramm für Microsoft-Mitarbeiter
** nach nachträglichem Abzug der Sonderkosten durch die Einigung mit Novell