Microsoft mit Wachstum in allen Bereichen, doch Anleger enttäuscht von der Cloud

Obwohl die Microsoft-Finanzen die Erwartungen übertreffen, gibt der Aktienkurs nach. Der Konzern will vor allem 2025 beim Cloud-Geschäft stärker wachsen.

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Microsoft-Schild vor Bürogebäude in New Taipei City, Taiwan

Microsoft-Schild vor Bürogebäude in New Taipei City, Taiwan

(Bild: fds)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Frank Schräer
Inhaltsverzeichnis

Microsoft hat in den vergangenen drei Monaten erneut deutlich mehr umgesetzt und eingenommen als im Jahr zuvor. Das gilt für praktisch alle Unternehmensbereiche. Beim Cloud-Geschäft hatten Investoren allerdings mehr Wachstum erwartet, schließlich wird hier Künstliche Intelligenz (KI) berechnet. Obwohl der Konzern für 2025 stärkeres Cloud-Wachstum verspricht, bleibt auch der nähere Ausblick hinter den Erwartungen der Anleger zurück. Die Aktie sackt etwas ab.

In den drei Monaten April bis Juni 2024 verzeichnete der Konzern einen Gesamtumsatz von 64,7 Milliarden US-Dollar – 15 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres, als Microsoft dank Cloud und KI mehr verdiente, doch langsamer wuchs als erwartet. Der Betriebsgewinn steigt in gleichen Maße auf 27,9 Milliarden Dollar (+15 Prozent). Unter dem Strich bleibt dem Konzern ein Nettogewinn von 22 Milliarden Dollar, das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Quartalszahlen Microsofts haben die Erwartungen der Beobachter übertroffen.

Der Blick in einzelne Geschäftsbereiche Microsofts hat die Investoren allerdings enttäuscht, weil diese mehr Wachstum erwartet hatten. So ist der Umsatz der sogenannten intelligenten Cloud des Konzerns zwar um 19 Prozent auf 28,5 Milliarden Dollar gewachsen, doch Analysten waren laut CNBC von 28,7 Milliarden Dollar ausgegangen. Dieser Bereich umfasst unter anderem die öffentliche Azure-Cloud, SQL-Server, Windows-Server, Visual Studio und GitHub.

Der Umsatz von Azure für Geschäftskunden und andere Cloud-Dienste ist sogar um 29 Prozent angestiegen, wobei acht Prozentpunkte davon auf KI-Dienste entfallen. Allerdings hatten Beobachter hier ein Wachstum von 31 Prozent erwartet. In diesem Geschäftsbereich nennt Microsoft keine weiteren Zahlen, aber das gesamte Serversegment des Konzerns ist im Jahresabstand um 21 Prozent gewachsen.

Nachdem Microsofts PC-Geschäftsbereich zuvor unter dem schwachen PC-Markt gelitten hatte, profitiert dieses Segment jetzt von dessen Erholung. Hier ist der Umsatz um 14 Prozent angestiegen auf 15,9 Milliarden Dollar, wobei der Windows-Umsatz um 7 Prozent zulegen konnte. Das Geschäft mit Windows-Lizenzen ist um 4 Prozent angestiegen, der Umsatz mit kommerziellen Windows-Produkten und Cloud-Diensten sogar um 11 Prozent.

Der Umsatz im Gaming-Bereich rund um Xbox und Spiele ist sogar um 61 Prozent gewachsen, was allerdings zum allergrößten Teil (58 Prozent) auf Folgen der Übernahme von Activision Blizzard zurückzuführen ist. Zwar konnte Microsoft mit Spielen mehr Einnahmen generieren, aber die Verkäufe von Xbox-Spielkonsolen und -Komponenten sind stark rückläufig. Der Hardware-Umsatz ist hier um 42 Prozent eingebrochen.

Sorgenkind bleibt auch die PC-Hardware. Der Umsatz mit Windows-Geräten wie den Surface-Produkten ging im Jahresvergleich um 11 Prozent zurück. Microsoft begründet dies mit dem Fokus auf Premium-Produkte. Die Einnahmen aus Bing und Suchmaschinenwerbung sind im Jahresvergleich um 19 Prozent gewachsen. Auch LinkedIn konnte seinen Umsatz steigern – um 10 Prozent.

Für das gesamte letzte Geschäftsjahr 2024, das Ende Juni abgeschlossen wurde, meldet Microsoft einen im Jahresabstand um 16 Prozent gestiegenen Umsatz von 245,1 Milliarden Dollar. Der Betriebsgewinn erreichte 109,4 Milliarden Dollar, 24 Prozent mehr als 2023. Der Nettogewinn ist um 22 Prozent gewachsen auf jetzt 88,1 Milliarden Dollar.

Für das Anfang Juli angelaufene erste Quartal des Geschäftsjahres 2025 erwartet Microsoft einen Umsatz zwischen 63,8 und 64,8 Milliarden Dollar, was auf ein Wachstum von rund 13,8 Prozent hinauslaufen würde. Beobachter hatten sich allerdings einen Quartalsumsatz von 65,2 Milliarden Dollar erhofft und wurden ob der vorsichtigen Prognose etwas enttäuscht.

Microsoft-Finanzchefin Amy Hood erklärte, dass die Nachfrage nach KI-Angeboten der Azure-Cloud die Kapazitäten übersteigt. Deshalb sei auch das Azure-Wachstum in einigen Teilen Europas im Juni niedriger ausgefallen als erwartet. Für die nächsten beiden Quartale prognostiziert Microsoft ein Azure-Wachstum von 28 und 29 Prozent, aber Analysten waren von mindestens 30 Prozent ausgegangen. Microsoft verspricht höhere Zuwächse erst für die zweite Hälfte dieses Geschäftsjahres.

Da sowohl der Ausblick als auch das Cloud-Geschäft etwas hinter den Erwartungen der Investoren zurückgeblieben ist, sackte der Aktienkurs Microsofts nach Börsenschluss zunächst um rund 7 Prozent ab. Das Papier konnte sich aber schon wieder etwas erholen, sodass es nachbörslich bei einem Tagesminus von 2,8 Prozent bleibt. Seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs allerdings bereits um 12 Prozent geklettert.

(fds)