Microsoft stellt Remote Desktop App hastig ein
Ungewöhnlich rasch zieht Microsoft seine Remote Desktop App aus dem Verkehr. Der Konzern drängt zur Windows App, die aber speziell in Deutschland weniger kann.

(Bild: VDB Photos/Shutterstock.com)
Zum 27. Mai stellt Microsoft die Verbreitung und Unterstützung seiner Remote Desktop App ein. Die Anwendung erlaubt Fernzugriff auf Windows-Rechner oder einzelne Windows-Programme. Remote Desktop Apps, die über den Microsoft Store bezogen wurden, werden nach dem 27. Mai nicht mehr auf Windows 365, Azure Virtual Desktop oder die Microsoft Dev Box zugreifen können. Unabhängig davon gibt es weiter die häufig genutzte Remotedesktopverbindung.
Für Remote Desktop Apps, die über eine MSI-Datei oder auf Android respektive iOS installiert wurden, stellt Microsoft den Support ein. Das teilt der Datenkonzern mit. Microsoft möchte, dass die Nutzer zur verwirrend benannten "Windows App" umziehen. Einen Grund für die überraschend kurzfristige Einstellung der Remote Desktop App verrät der Blogpost nicht.
Dafür streicht er die Vorteile der Windows App heraus: Unterstützung für mehrere Bildschirme, sich ändernden Bildschirmauflösungen und anpassbare Darstellung; einfache Wechsel zwischen Nutzerkonten, optimiert für Microsoft Teams, einstellbare Umleitungen zu anderen Geräten; und Zugriff auf verschiedene Windows-Dienste, darunter Cloud PCs und virtuelle Desktops, über ein einheitliches Interface.
Die Nachteile der Windows App sind so umfangreich, dass der Blogpost auf einen separaten Eintrag mit mehreren Tabs sowie zusätzlich eine Umstiegsanleitung verweist. Für Android und ChromeOS gibt es noch nicht einmal eine riskante Betaversion, sondern lediglich eine Preview, die keinen Zugriff auf Windows 365 Frontline ermöglicht. Frontline ist eine Version von Windows 365, mit der Organisationen einen Cloud-PC bereitstellen, der von mehreren Benutzern mit einer einzigen Lizenz verwendet werden kann.
Was die Windows App unter Windows nicht schafft
Unter Windows bietet die Windows App keinen Zugriff auf Azure Germany, Azure Government, Azure Virtual Desktop (Classic) und das chinesische Azure operated by 21Vianet. Single Sign-On (SSO) mit Active Directory Federation Services (AD FS) wird ebenso wenig unterstützt wie der Verbindungsaufbau zu Azure Virtual Desktops mittels Private Link. Probleme gibt es zudem bei Verbindungen über Proxyserver, die Authentifizierung mittels proxy/HTTP erfordern. Die Integration in das lokale Windows-Startmenü fehlt ebenso wie die Möglichkeit, die Anwendung aus ihr selbst zurückzusetzen. Letzteres geht immerhin über die Windows-Einstellungen. Zwar gibt es Zugriff auf Windows 365, Azure Virtual Desktop oder die Microsoft Dev Box, nicht aber auf Remote Desktop Services oder Remote PC.
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Wer hofft, diese Hürden durch Nutzung der Windows App im Webbrowser zu umgehen, mag enttäuscht werden: Wie bei der nativen Windows App unter Windows fehlen Zugriff auf Azure Germany, Azure Government, Azure Virtual Desktop (Classic), Azure operated by 21Vianet, Remote Desktop Services und Remote PC, sowie Single Sign-On (SSO) mit Active Directory Federation Services (AD FS) und Verbindungsaufbau zu Azure Virtual Desktops mittels Private Link. Zudem können nur Windows 365 Dienste direkt aufgerufen werden, und der Download bestimmter .rdp
-Dateien scheitert. Wer Microsoft Defender für Cloud Apps einsetzt, muss Windows-App-URLs manuell ergänzen: Es gilt, .mcas.ms
anzuhängen. Zur Nutzung von Remote Desktop Services oder Remote PC unter Windows oder im Browser muss vorerst auf ein anderes Verfahren (RemoteApp and Desktop Connections, Remote Desktop Connection) zurückgegriffen werden, bis die Windows App erwachsen geworden ist.
In der Apple-Welt
Unter macOS gibt es mit der Windows App Einschränkungen bei der Distanznutzung Microsoft Teams': Das bei Beginn der Sitzung eingestellte Mikrofon und der voreingestellte Sprecher lassen sich nicht ändern. Die Lösung heißt HUCA: Hang Up Call Again. Außerdem gibt es beim Umstieg von der Remote Desktop App zur Windows App das Problem, dass die neue Anwendung keinen Zugriff auf gespeicherte Passwörter hat. Das lässt sich durch ein mehrstufiges Verfahren beheben, muss aber für jedes einzelne Passwort wiederholt werden.
Unter iOS und iPadOS lassen sich Kameraauflösung und -orientierung nur ändern, wenn die Kamera neu aufgerufen wird. Und im Vision Pro Headset kann die Windows App nur ein einziges Programmfenster auf einmal verwalten.
Am Anfang den Hinweis ergänzt, dass die Remotedesktopverbindung bestehen bleibt.
(ds)