Microsoft und Sun schmieden Allianz

Sun wird künftig x64-Systeme mit dem Windows Server des einstigen Erzfeindes Microsoft verkaufen; beide Firmen wollen zudem unter anderem bei Virtualisierungslösungen und IPTV zusammenarbeiten.

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Von
  • Jürgen Kuri

Eigentlich hatte der Sun-Mitgründer, langjähriger Firmen-CEO und jetziger Verwaltungsratsvorsitzender Scott McNealy nie ein gutes Wort für Microsoft übrig. Unter dem neuen CEO Jonathan Schwartz, der im April vergangenen Jahres den CEO-Posten von McNealy übernahm, hat sich das geändert: Die Erzrivalen Microsoft und Sun Microsystems wollen künftig ihre Zusammenarbeit deutlich ausbauen. Die Kontrahenten rücken enger zusammen – und das kurz vor dem Urteilsspruch des EU-Gerichts erster Instanz über die Kartellrechtsentscheidung der EU-Kommission gegen Microsoft, die unter anderem auf Sun-Beschwerden zurückging.

Sun Microsystems werde künftig eigene 64-Bit-Serversysteme mit Intel- oder AMD-Prozessoren (x64-Systeme) erstmals auch mit Microsofts Windows Server vertreiben. Für die bessere Zusammenarbeit der Produkte beider Firmen wollen die Partner auf dem Microsoft-Campus in Redmond ein gemeinsames Entwicklungszentrum gründen. Die Partner werden nach Angaben von Sun und Microsoft künftig auch daran arbeiten, dass Microsofts Windows-Software problemlos auf allen Servern und mit allen Speicherprodukten von Sun läuft. Die Allianz umfasst zudem Pläne für eine bessere Zusammenarbeit von Suns und Microsofts Virtualisierungssoftware mit Solaris und Windows Server: Man werde dafür sorgen, dass Solaris problemlos als Gast unter den Virtualisierungstechniken von Microsoft arbeite und dass der Windows Server ohne zu Mucken unter Suns Virtualiserungslösung laufe. Schlussendlich wollen die beiden Firmen auch IPTV fördern: Die Einführung von Microsofts IPTV-Lösung auf Basis von Sun-Servern soll bei den Carriern weltweit durchgesetzt werden.

Im April 2004 hatte Microsoft mit der Zahlung von insgesamt 1,6 Milliarden Dollar an Sun zur Überraschung der Branche alle Rechtsstreitigkeiten mit dem Unix- und Server-Spezialisten beigelegt; dabei waren auch erste Möglichkeiten zur Zusammenarbeit ausgelotet worden. Zuletzt hatten Sun-Manager aber Microsoft immer noch des "Patent-Terrorismus" bezichtigt. Erste schüchterne Zusammenarbeitsvorhaben gab es aber bereits 2005 – bezogen auf Web-Services, Identitäts- und Systemmanagement wollte man Interoperabilität fördern. Nach Händeschütteln zwischen einem strahlenden Scott McNealy und einem fröhlichen Steve Ballmer war von dieser Zusammenarbeit aber nicht mehr viel zu hören. Die neue Zusammenarbeit soll nach Ansicht der beiden Firmen aber eine andere Geschichte schreiben: Es bekräftige die Unterstützung von Microsoft für 64-Bit-Systeme, erklärte Microsfts Bob Muglia, und mache Sun, ergänzte John Fowler von Suns Systems-Gruppe zu einer Bezugsquelle "für die gesamte Palette der heutzutage führenden Betriebssysteme (Solaris und Windows) auf den fortgeschrittensten x64- und Speicher-Systemen". (jk)