Microsoft verdient mehr dank Cloud und KI, doch wächst langsamer als erwartet

Microsofts Umsatz und Gewinn steigen weiter. Die Cloud ist dabei der Wachstumsmotor, der aber weniger stark ist als erhofft. Die Aktie gibt etwas nach.

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Schild "Microsoft" an Einfahrt zu Firmencampus, dahinter Bäume

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
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Microsoft hat sowohl in den vergangenen drei als auch zwölf Monaten mehr umgesetzt als zuvor – auch mehr als von Beobachtern erwartet. Künstliche Intelligenz und die Cloud treiben dabei die Geschäfte. Das PC-Geschäft geht zwar weiter zurück, aber weniger stark als befürchtet. Da das Cloud-Wachstum etwas hinter den Erwartungen der Anleger zurückbleibt, bekommt Microsofts dieses Jahr deutlich angestiegene Aktie einen kleinen Dämpfer.

In den Monaten April bis Juni 2023 erzielte Microsoft einen Umsatz in Höhe von 56,2 Milliarden US-Dollar. Das sind acht Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres und sechs Prozent mehr als im Vorquartal, als Microsoft die Erwartungen übertraf und KI als Umsatztreiber ausgerufen wurde. Jetzt ist der Betriebsgewinn um 18 Prozent auf 24,3 Milliarden Dollar und der Nettogewinn sogar um 20 Prozent auf 20,1 Milliarden Dollar angewachsen. Damit hat Microsoft die Erwartungen von Marktbeobachtern erneut etwas übertroffen.

Das größte Wachstum verzeichnete Microsoft wie gewohnt im Cloud-Bereich. Der Umsatz des Geschäftsbereichs der intelligenten Cloud ist im Jahresabstand insgesamt um 15 Prozent auf 24 Milliarden Dollar gestiegen. Das umfasst unter anderem die öffentliche Azure-Cloud, SQL-Server, Windows-Server, Visual Studio und GitHub. Der Azure-Teilbereich, der mit Amazon und Google konkurriert, ist sogar um 26 Prozent gewachsen. Das ist zwar weniger als im Quartal zuvor und auch im Vorjahr, als die Azure-Cloud 27 beziehungsweise 40 Prozent Wachstum verzeichnete, aber immer noch etwas mehr als von Beobachtern erwartet, die von 25 Prozent ausgegangen waren.

Microsofts PC-Geschäftsbereich muss hingegen dem weiterhin schwachen PC-Markt Tribut zollen. Der Umsatz ging hier im Jahresvergleich um vier Prozent zurück und sank auf 13,9 Milliarden Dollar. Die Einnahmen mit Windows-Lizenzen sanken um 12 Prozent. Das sei laut Finanzchefin Amy Hood aber besser als selbst befürchtet. Es könnte auch ein Beleg sein, dass die Talfahrt des PC-Marktes vorerst ein Ende hat, denn die großen Hersteller haben zuletzt wieder mehr Desktop-PCs und Notebooks verkauft als in den Monaten zuvor.

Der Umsatz mit Windows-Geräten wie den Surface-Produkten ging im Jahresvergleich allerdings um 20 Prozent zurück. Die Xbox-Umsätze sind hingegen um 5 Prozent gestiegen und die Einnahmen aus Bing und Suchmaschinenwerbung wuchsen um 8 Prozent. Auch der Bereich Produktivität und Geschäftsprozesse konnte insgesamt zulegen und ist um zehn Prozent auf 10,3 Milliarden Dollar Umsatz gewachsen. Dazu gehören Office und Dynamics für Unternehmen sowie Office-Produkte und Cloud-Dienste für Heimanwender, deren Umsätze um 12 beziehungsweise drei Prozent angestiegen sind. Auch LinkedIn konnte seinen Umsatz steigern – um fünf Prozent.

Bemerkenswert ist, dass Microsoft erstmals seit 2016 die Kosten für Forschung und Entwicklung gesenkt hat. Sie sanken von 6,85 Milliarden Dollar im letzten Quartal des Vorjahres auf zuletzt 6,74 Milliarden Dollar. Das dürfte auf den Stellenabbau Anfang 2023 zurückzuführen sein. Weitere Sparnahme Microsofts ist die Streichung von Gehaltserhöhungen für Vollzeitkräfte in diesem Jahr.

Für das gesamte letzte Geschäftsjahr 2023, das Ende Juni abgeschlossen wurde, meldet Microsoft einen im Jahresabstand um sieben Prozent gestiegenen Umsatz von 211,9 Milliarden Dollar. Der Betriebsgewinn erreichte 88,5 Milliarden Dollar, sechs Prozent mehr als 2022. Der Nettogewinn ist dagegen um einen halben Prozentpunkt zurückgegangen und sank von 72,74 im Vorjahr auf jetzt 72,36 Milliarden Dollar.

Davon sind die Anleger ebenso wenig angetan wie vom Ausblick auf das laufende Quartal, Microsofts erstem des neuen Geschäftsjahres 2024. Wie CNBC berichtet, prognostizierte Finanzchefin Hood im Gespräch mit Analysten im laufenden Quartal einen Umsatz zwischen 53,8 und 54,8 Milliarden Dollar. Der Mittelwert von 54,3 Milliarden Dollar würde auf ein Wachstum von erneut acht Prozent hinauslaufen und liegt unter den Erwartungen der Börse, die von 54,9 Milliarden Dollar ausgegangen war.

Es wäre das dritte Quartal in Folge, dass das Wachstum unter zehn Prozent liegt. Das gab es zuletzt 2017 und führte nun dazu, dass die Aktie im nachbörslichen Handel um fast vier Prozent gesunken ist. Allerdings hat das Papier seit Jahresanfang bis gestern rund 46 Prozent an Wert gewonnen.

(fds)