Microsoft veröffentlicht "halb-offizielle" PC-Hardware-Anforderungen für Vista

Laut Microsoft sollen fast alle aktuellen und auch viele ältere Rechner problemlos mit dem Windows-XP-Nachfolger kooperieren.

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Microsoft konkretisiert Schritt für Schritt die Hardware-Voraussetzungen, die zur optimalen Nutzung aller Funktionen des im Herbst erwarteten Windows-XP-Nachfolger Vista nötig sein werden. Während das offizielle Vista-Logo-Programm (für Hardware-Entwickler) zwar bereits mehrfach überarbeitet wurde, sich aber immer noch in einem Entwurfszustand (zurzeit 0.61) befindet, hat Microsoft den Windows-Experten Charlie Russel nun einen TechNet-Beitrag über die Hardware-Anforderungen von Windows Vista schreiben lassen.

Russel geht auf die Kern-Komponenten Hauptprozessor, Grafikkarte, Hauptspeicher, Festplatte, optische Laufwerke und Netzwerkadapter ein. Er bezieht sich ausdrücklich auf Erfahrungen mit der Beta-1-Version von Vista und formuliert Hardware-Anforderungen, die die meisten heute verkauften Mittelklasse-PCs erfüllen: Standard-Prozessor, 512 MByte Speicher, DirectX-9-Grafikkarte mit AGP- oder PCIe-Schnittstelle und 64 MByte lokalem Speicher, 7200-Touren-Festplatte, DVD-Brenner, 100-MBit-LAN-Chip und – vor allem bei Notebooks – 802.11-kompatibler WLAN-Adapter. Auch neuere Chipsätze mit eingebautem Grafikprozessor (GPU) sollen Vista-tauglich sein, wenn sie DirectX 9 unterstützen und mindestens 64 MByte vom Hauptspeicher belegen können, dann rät Russel aber zu einem Hauptspeicher von 1 GByte Kapazität – das haben heute bereits Sonderangebote aus dem Lebensmittelmarkt.

Es ist davon auszugehen, dass Windows Vista auch auf Rechnern mit weniger Speicher und schwächerer Grafikkarte funktioniert, möglicherweise sind dann aber Funktionen wie die neuartige Desktop-Darstellung Aero (Glass) nicht nutzbar; Aero setzt auf die Windows Presentation Foundation (vormals Avalon), die 3D-Funktionen des Grafikchips verwendet und den Desktop-Inhalt in Form von 3D-Texturen zur Grafikkarte schickt. Die aktuellen Vista-Logo-Richtlinien werden diesbezüglich wesentlich konkreter als Russel: Um nicht nur ein Standard-Logo, sondern die Premium-Version auf die Grafikkarte beziehungsweise den PC kleben zu dürfen, muss die Grafik-Hardware Aero voll unterstützen. Dazu benötigt sie ein Interface, das mindestens 2 GByte/s transferiert (also AGP-8X, PCI Express oder einen im Chipsatz integrierten Grafikprozessor). Die erwähnten 64 MByte Grafikspeicher reichen bei Aero nur für eine Bildschirmauflösung von 1024 × 768, bis zu 1600 × 1200 Bildpunkten sind 128 MByte nötig und darüber 256 MByte – wobei Aero-taugliche Grafikkarten mit mehreren Ausgängen an jedem Ausgang Aero-tauglich sein müssen, um das Premium- (vormals "Gold"-)Logo tragen zu dürfen. Von den DirectX-9-Funktionen setzt Aero insbesondere Pixel Shader 2.0 voraus.

Auch Microsofts strategische Ausrichtung auf HDTV wird in den Logo-Richtlinien deutlicher als es Russel beschreibt: Premium-Logo-Grafiklösungen müssen weitgehende HDTV-Unterstützung mitbringen und die zugehörigen DirectX-Video-Acceleration-Funktionen kennen (DirectX VA 2.0).

Besondere Regeln gelten für x64-Rechner: Während die x64-Version von Windows XP zurzeit mangels Treibern und sinnvollen Applikationen ein kümmerliches Schattendasein fristet, will Microsoft die x86-64-Technik mit Vista gehörig anschieben: Für die x64-Vista-Editionen soll es ein eigenes Logo geben, Microsoft macht Druck auf Hardware-Hersteller, von vornherein auch x64-Treiber zu entwickeln. Viele Fragen dazu klärt eine Vista-Logo-FAQ-Seite.

In Bezug auf die Vista-Eignung sind anscheinend die richtigen Treiber wichtiger als ein schneller Hauptprozessor oder ein riesiger Hauptspeicher: Microsoft führt mit Vista eine neue Treiber-Architektur ein, die Windows Driver Foundation (WDF). Damit will Microsoft Ziele wie höhere Stabilität, einfachere Strukturen, bessere Wiederverwendbarkeit von Treiber-Code und möglicherweise auch strengere Kontrolle der Hardware-Schnittstellen erreichen. Vista (und Longhorn Server) unterscheiden zwischen Kernel-Mode Driver Framework (KMDF) und User-Mode Driver Framework (UMDF), für Grafikkarten gibt es das spezielle Longhorn Device Driver Model (LDDM), die Windows Imaging Architecture (WIA) löst bei Scannern und anderen Bildgebern TWAIN ab.

Die wichtigsten PC-Chiphersteller – etwa AMD, ATI, Intel und Nvidia – informieren bereits über Vista-kompatible Produkte und kommende Treiber. Auch Microsoft gibt Geschäftskunden konkretere Tipps zur Hardware-Beschaffung für Vista. (ciw)