Microsoft will Militär und Geheimdienste beliefern
Microsoft ist trotz Protesten von Mitarbeitern bereit, dem Militär und den Geheimdiensten des Landes KI-Systeme und sonstige Technologien zu verkaufen.
Microsoft sieht keinen Grund, auf Geschäfte mit dem US-amerikanischen Militär und den Geheimdiensten zu verzichten. Laut einem Bericht der New York Times kommentierte Brad Smith, Chefsyndicus des Unternehmens, diesen Standpunkt so: "Microsoft wurde in den Vereinigten Staaten geboren, hat seinen Hauptsitz in den Vereinigten Staaten und ist aufgrund der Vorteile großgeworden, die es mit sich bringt, in diesem Land angesiedelt zu sein."
Smith und weitere Firmenvertreter erklärten ihre Absicht, Militär und Geheimdienst zu unterstützen, dem Bericht zufolge auf einer Veranstaltung am gestrigen Freitag in einem ungewöhnlich kleinen, bescheidenen Rahmen. Inzwischen veröffentlichte Smith auf dem Microsoft-Blog ebenfalls eine Stellungnahme zu Microsofts Engagement bei Militär-Projekten.
Erst in der vergangenen Woche hatten Mitarbeiter von Microsoft und Amazon sich anonym gegen eine Beteiligung ihrer Unternehmen an Militärprojekten ausgesprochen. In einem offenen Brief kritisierten Microsoft-Mitarbeiter, dass ihr Unternehmen an der 10 Milliarden schweren Ausschreibung des US-Verteidigungsministeriums zum Betrieb des Cloud-Systems Joint Enterprise Defense Infrastructure (Jedi) teilnimmt und fordern das Unternehmen dazu auf, die Beteiligung an Projekten dieser Art künftig auszuschließen.
Google zog Konsequenzen
Google hatte sich kürzlich unter ähnlichem Druck durch die eigenen Mitarbeiter befunden und beschloss als Konsequenz daraus, die Teilnahme am Drohnenprojekt "Maven" des US-Militärs nicht zu verlängern. Google-Mitarbeiter hatten die Beteiligung an dem Projekt kritisiert, einige von ihnen deswegen sogar das Unternehmen verlassen. Bei ihrem Protest hatten die Google-Mitarbeitern Unterstützung von führenden Wissenschaftlern erhalten.
Die New York Times berichtet von großen Unterschieden zwischen Google und Microsoft in Bezug auf deren Unternehmenskultur. Zwar hätten einige Microsoft-Mitarbeiter gegen das Engagement ihrer Firma in Militär-Projekt protestiert, doch der Wiederstand der Belegschaft insgesamt habe bei Google ein ganz anderes Ausmaß. Andererseits sei Microsoft eher bereit, Forderungen an die US-amerikanische Regierung zu stellen. So habe der Softwareriese dort in der Vergangenheit auf die Notwendigkeit einer Art digitalen Genfer Konvention hingewiesen – bisher allerdings ohne Erfolg. (dwi)