Microsoft will Shared Source vereinfachen

Das Programm des Softwarekonzerns, um Entwicklern, Institiutionen und Regierungen teilweise Einblick in die Quelltexte von Microsofts Software zu geben, soll künftig mit drei einfachen Lizenzen auskommen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Microsoft sieht in seinem Shared-Source-Programm, mit dem Entwickler, Institutionen und Regierungen teilweise Zugang zu den Quelltexten der Software aus Redmond bekommen können, schon immer eine ausgewogene Balance zwischen den Schutzbedürfnissen der Hersteller und den Forderungen der Anwender. Nun möchte man den Zugang vereinfachen, in dem man mit nur noch drei simplen Lizenzen operiert. Bislang gab es in Microsofts Shared-Source-Programm mehr als 10 verschiedene Lizenzen, teilweise abhängig vom einzelnen Produkt, für das man Zugang zum Sourcecode haben wollte.

Jason Matusow, Chef des Shared-Source-Programms, betonte zur Vorstellung der Lizenzen: "Sourcecode ist Eigentum", aber es gebe keinen einzig richtigen Weg, um Quelltexte zu lizenzieren. Wer seinen Code nur für Leute mit lila Haaren, denen dreibeinige Hunde gehörten, lizenzieren wolle -- "nur zu: Die potenzielle Gemeinschaft dafür mag begrenzt sein, aber vielleicht will man genau das mit so einer Lizenz erreichen". Für Microsoft gelte aber, dass den Entwicklern ermöglicht werden müsse, sich auf die Programmierung zu konzentrieren statt darauf, eine Lizenz zu verstehen: "Unsere Sourcecode-Lizenzen müssen einfach und vorhersehbar sein."

Unter den drei neuen Lizenzen ist die Microsoft Permissive License die Lizenz mit den wenigsten Einschränkungen: Unter ihr darf man sich den Code anschauen, ihn verändern und für kommerzielle ebenso wie für nicht-kommerzielle Zwecke weitervertreiben. Auch kann man für eigenen Code, der auf dem lizenzierten Code aufbaut, Lizenzgebühren verlangen. Irgendwelche Zahlungen an Microsoft für Copyrights und Patentrechte in dem Code, der unter dieser Lizenz steht, werden nicht fällig. Eine spezielle Version der Lizenz, die Microsoft Limited Permissive License, schränkt die Lizenz dahingehend ein, dass die Rechte zur Veränderung und Weitergabe nur für die Windows-Plattform gültig sind.

Die Microsoft Community License richtet der Konzern vor allem an Projekt-Communities. Die Lizenz verlangt, dass alle Dateien, in denen unter ihr lizenzierter Microsoft-Code benutzt wird, ebenfalls offengelegt werden -- grundsätzlich muss also unter dieser Lizenz aus dem Microsoft-Code abgeleiteter Code ebenfalls unter der Microsoft Community License freigegeben werden (reciprocal license). Microsoft vergleicht die Lizenz explizit mit der Open-Source-Lizenz der Mozilla-Foundation. Auch hier gibt es aber bei Microsoft eine eingeschränkte Version, die nur für die Windows-Plattform Gültigkeit hat.

Schließlich hat Microsoft als Drittes noch eine Reference License im Angebot. Sie dient lediglich dazu, Einblick in den Sourcecode zu geben, der weder verändert noch weiterverbreitet werden darf.

Microsoft scheint eine ähnliche Gefahr in der internen Organisation gesehen zu haben, wie sie auch in der öffentlichen Open-Source-Szene diskutiert wird: den Wildwuchs von Software-Lizenzen. Trotz der bereits existierenden 10 Lizenztypen sei die Gefahr groß gewesen, dass die Zahl noch weiter anwachse, meinte Matusow: Immer mehr für einzelne Produkte verantwortliche Microsoftgruppen wollten Zugang zum Sourcode ermöglichen , um mit den Entwicklern von außen enger zusammenarbeiten zu können. Dies habe man verhindern wollen: "3 ist besser als mehr als 10", betonte Matusow bezogen auf die neu vorgestellten Shared-Source-Lizenzen. Eine Übersicht der im Shared-Source-Programm verfügbaren Quelltexte und wer wie an sie herankommen kann, gibt Microsoft auf einer eigenen Webseite. (jk)