Midem: YouTube-Gründer für pan-europäische Lizenz für Inhalte

Für die auf der Musikmesse in Cannes vertretenen Unternehmen der IT-Branche stellen regionsspezifische Abgeltungen von Verbreitungsrechten die größte Hürde dar.

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Von
  • Monika Ermert

Eine pan-europäische Lizenz für Inhalte könnte Internetplattformen wie YouTube das Leben leichter machen, sagte der Gründer des Videoportals Chad Hurley. Derzeit sei es für Anbieter wie YouTube extrem schwierig, die für die Plattform notwendigen Rechte einzukaufen, besonders bei den Verwertungsgesellschaften, sagte Hurley auf der Musikmesse Midem in Cannes. Die Abgeltung der verschiedenen Urheber-, Aufführungs- und Verbreitungsrechte in verschiedenen Regionen gilt den Midem-Teilnehmern aus der IT-Branche als größte Hürde auf dem Markt der digitalen Inhalte.

Wäre die Musikbranche in diesem Bereich flexibler, unterstrich Hurley, "hätten wir nicht nur einen einzigen großen Kanal wie iTunes, wir hätten viele verschiedene Dienste". Die großen Musiklabels hätten in die Infrastruktur investiert, um die Nutzungsintensität beziffern zu können. Bei den Verwertungsgesellschaften dagegen wisse man nicht, wer welche Rechte halte und wie diese abgegolten werden müssten. Eine Lizenz von einem Verwerter, die dem Lizenznehmer eine einstweilige Verfügung des Künstlers einbringt, weil dieser die speziellen Rechte nicht an die Gesellschaft vergeben habe, sei nichts wert, sagte Jonathan Porter, Executive Director der Digital Media Association. Er forderte eine gesetzliche Regelung, die Klarheit über die Verteilungsmodelle der Verwerter schafft.

Hurley kritisierte den Vorstoß der EU-Kommission, der Rechteinhabern die Möglichkeit eröffnet hatte, ihre digitalen Rechte bei einer Gesellschaft ihrer Wahl zu konzentrieren. "Sicherlich war es gut von der europäischen Kommission, Wettbewerb einzuführen", sagte Hurley, allerdings hat das alles noch schlimmer gemacht." Von dieser Möglichkeit hat etwa EMI Gebrauch gemacht und die Lizenzierung seines Repertoires für digitale Nutzung an die neu gegründete Celas gegeben. Aus Sicht von Hurley gebe es damit noch eine weitere Anlaufstelle im Rechtedschungel.

Beschwerden wie die über ein Musikvideo, auf dem ein kleines Kind zu einem Prince-Song tanzt, gehören für Hurley fast schon zum Tagesgeschäft. Mit Blick auf die zahlreichen Lizenzierungsverhandlungen meinte er aber auch, es gehe inzwischen klar in die richtige Richtung. Dazu gehöre die von den kleinen und unabhängigen Labels vor einem Jahr ins Leben gerufene Dachorganisation Merlin, die YouTube als eine der ersten Firmen wegen einer Lizenzierung ihrer Werke ansprechen will.

Anders als für YouTube habe es für KaZaa bei dessen Start noch wenig Chancen für solche Verhandlungen gegeben, sagte KaZaa/Skype/Joost-Gründer Jan Friis, ein weiterer von der Musikwirtschaft nach Cannes geladener Star der "New Economy". "Es war einfach zu früh zu der Zeit," sagte Friis. Zwar sei auch bei Kazaa das Thema diskutiert worden, Lizenzen waren aber nicht zu bekommen. Vielmehr seien die Kosten für die Abwehr von Klagen noch deutlich schneller gewachsen. Bei der neuen Video-Plattform Joost hat man nun, so betonte Friis, bereits eine lange Liste von Lizenzpartnern, darunter auch einige ehemalige Gegner.

Siehe zur Musikmesse Midem auch:

(Monika Ermert) / (anw)