Militärroboter-Leistungsschau Elrob: Roboter auf der Suche nach der Strahlung

Am zweiten Tag der Leistungsschau Elrob sind die Aufklärungsroboter dran. Sie sollen ein Gebäude erkunden und wenn möglich noch ein ganz spezielles Zielobjekt ausfindig machen. Als besonders hilfreich erwies sich dabei ein eher traditionelles Vorgehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 9 Kommentare lesen
Elrob: Auf der Suche nach der Strahlung

Ein Roboter für die gar nicht so einfache Suche

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske
Inhaltsverzeichnis

Am zweiten Wettbewerbstag stand bei der Roboterleistungsschau Elrob 2016 in Eggendorf, Österreich, Aufklärung auf dem Programm. Bei diesem Szenario geht es darum, mit Robotern das Innere eines Gebäudes zu erkunden. Besondere Herausforderung dabei: Spezialisten des österreichischen Bundesheers hatten dort radioaktives Kobalt-60 versteckt.

Eine radioaktive Strahlenquelle zu lokalisieren ist nicht einfach, da sich nur die Intensität der Gammastrahlung bestimmen lässt, nicht aber die Richtung. "Man bewegt daher den Sensor, bis der Punkt höchster Intensität erreicht ist", erklärt Andreas Ciossek vom Team Cobham. "Dann fährt man senkrecht zu der vorigen Bewegungsachse, bis wieder Maximalwerte angezeigt werden, und kreist die Quelle der Strahlung auf diese Weise ein." Daneben galt es "Objects of Potential Interest" (OPI) zu finden – das sind bei der Elrob traditionell orangefarbene ERICards, mit denen Gefahrguttransporte gekennzeichnet werden.

Da nicht alle Teams ihre Roboter mit Strahlendetektoren ausgestattet hatten, traten zunächst diejenigen an, die nach der Strahlenquelle suchen wollten. Den Anfang machte Ciossek, der seinen Roboter Telemax dafür nicht nur mit einem Gammadetektor bestückt hatte, sondern zusätzlich zwei Relaisstationen an Bord genommen hatte. Die legte er mit dem Roboterarm an geeigneter Stelle im Gebäude ab, um den Funkkontakt zum Roboter aufrechterhalten zu können. Den Teams war ein Grundriss des Gebäudes zur Verfügung gestellt worden, allerdings war der aktuelle Zustand nicht bekannt. Teilweise blockierten Schutt oder andere Gegenstände den Weg.

Ciossek gelang es, zwei OPI zu lokalisieren sowie Bereiche erhöhter Strahlung zu identifizieren. Allerdings gelang es aufgrund eines Netzwerkfehlers nicht, innerhalb der vorgegebenen Zeit von 30 Minuten die Daten an den Computer der Schiedsrichter zu übertragen. Der Lauf wurde daher nicht gewertet, am Nachmittag soll es eine Wiederholung geben.

Colin Weiss vom Team ELP konnte ebenfalls nicht ganz zufrieden sein. Zwar konnte er den Roboter Packbot sicher durchs Gebäude steuern und mehrere OPIs auf dem Bildschirm erkennen. Jedoch funktionierte die automatische Erstellung der Umgebungskarte mithilfe von Laserscannern nicht, sodass Weiss auch einen zweiten Lauf beantragte.

Aufklärungsroboter bei der Elrob 2016 (13 Bilder)

Der Roboter Telemax, kurz vor dem Lauf: In den orangenen Kästen befinden sich die Relaisstationen, die im Gebäude verteilt werden und ein Funknetzwerk aufbauen sollen. (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Das Team bebot von der Fachhochschule Bern hatte andere Probleme. Der Operator steuerte einen Packbot durchs Gebäude, der zehn Relaisstationen an Bord hatte. Dennoch ging vorübergehend der Kontakt verloren. Später kippte der Roboter um und ließ sich durch Bewegung des Arms nicht wieder aufrichten. Beim Sturz waren auch die noch übrigen Relaisstation herausgefallen. Jurymitglied Michael Gustmann vom Kerntechnischen Hilfsdienst zeigte sich gleichwohl beeindruckt, dass die Strahlenquelle auf der Umgebungskarte ziemlich genau lokalisiert werden konnte.

Einen interessanten Ansatz verfolgte das niederländische Team TNO. Mit dem tEODor kam hier nicht nur der größte Roboter zum Einsatz, auch die Kontrollstation konnte sich sehen lassen. Mithilfe eines Head-Mounted-Display und Kopfhörern versetzte sich der Roboter quasi in dieses Technikmonstrum, wo die Stereokamera seine Kopfbewegungen nachvollzog. Die Zeitverzögerung von etwa 0,2 Sekunden, mit denen die übertragenen Bilder auf die Bewegungen folgen, könne durchaus Übelkeit erzeugen, sagten Teammitglieder.

Der Operator kam jedoch offensichtlich gut damit zurecht und konnte den klobigen Roboter sicher selbst durch enge Durchgänge steuern. Die Signale der Strahlungsdetektoren nahm er dabei akustisch wahr. Für die Übertragung der Daten war dann ein zweiter Operator zuständig, der damit bei den Schiedsrichtern für überraschtes Gelächter sorgte: Die "Daten" bestanden in der Digitalaufnahme einer von Hand gezeichneten Karte. Angesichts des schweren technischen Geräts, das hier aufgefahren wurde, eine irritierende Lösung. Aber sie funktioniert. Und nur darum geht es.

Lesen Sie zur Elrob 2016 auf heise online auch:

Fahrzeuge bei der Elrob 2016 (9 Bilder)

Der Regen machte den Fahrzeugen des Teams MuCAR nichts aus... (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

(mho)