Ministerin: Webverzeichnis "Kaufhaus Österreich" ist eine werthaltige Plattform

Die Regierungs-Alternative zu Amazon "Kaufhaus Österreich" ist ein Millionen-Flop. Die verantwortliche Ministerin verteidigt das Projekt.

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Margarete Schramböck an Tisch sitzend

Margarete Schramböck (ÖVP) in der ORF Pressestunde am 14. 2. 2021

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 2 Min.

Statt bei ausländischen Webshops sollten österreichische Verbraucher im Weihnachtsgeschäft bei inländischen Händlern bestellen. Dafür ließ Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck ein staatliches Webverzeichnis erstellen und Anfang Dezember online stellen: das "Kaufhaus Österreich". Es geriet zur Lachnummer. Doch die Ministerin ist weiterhin vom Wert der Investition überzeugt.

Das hat die ÖVP-Politikerin am Sonntag in der ORF Pressestunde betont. Das Kaufhaus Österreich "wird immer als Website bezeichnet. Das ist es definitiv nicht. Es ist eine werthaltige Plattform", sagte die Digitalisierungsministerin. Die Kosten von rund 1,3 Millionen Euro seien dadurch begründet, dass zwei bestehende Register miteinander verbunden wurden, nämlich das Mitgliederverzeichnis der Wirtschaftskammer mit dem Unternehmensservice-Portal der Republik.

Auszug aus den Kosten des Kaufhaus Österreich laut ORF:
Technik vor dem Launch € 603.670,32
Umfrage, Webinare, Videoclips, Entwicklung der Marke etc. € 243.141,80
Technik nach dem Launch € 192.286,44
Reklame in Online- und Printmedien € 183.853,56
Reklame im Fernsehen € 36.870,29
Reklame in Sozialen Netzwerken € 216,33
Laufende monatliche Betriebskosten:
Technik € 2.642,50
Wartung € 2.566,00

"Jeder, der Schnittstellen gebaut hat in seinem Leben, weiß, dass das mehr ist als eine Webseite", erzählte Schramböck. "Ich habe nie gesagt, dass es eine Amazon-Kopie ist, sondern dass es eine Hilfe ist für die Händler in dieser kritischen Zeit. Jetzt geht es in die Zukunft." Die Schnittstelle werde noch anderweitig Verwendung finden.

Für den Online-Einkauf hat sich das Angebot als unbrauchbar erwiesen. Entsprechend erntete das Kaufhaus Österreich Spott und Kritik. Die Umsetzung hat Schramböck dem staatlichen Land-, forst- und wasserwirtschaftlichen Rechenzentrum überlassen, das für Teile des Projekts Accenture und eine Tochter der Telekom Austria beauftragt hat. Jetzt wird das Händlerverzeichnis eingestellt, das Kaufhaus Österreich als Regierungs-Alternative zu Amazon ist gescheitert.

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Auf der Website des "Kaufhaus Österreich" sind auch Ratschläge für Vorbereitungen auf den Einstieg in den Online-Handel zu finden. Dieser Teil ist für die Ministerin "ein wichtiger Teil dieser E-Commerce-Initiative. Denn wir haben in Österreich ein Problem mit dem E-Commerce, und ich werde es auch entsprechend weiterführen." Bereits diese Woche sollen Händler dort anhand neuer Videos lernen können, "wie sie besser sein können im Internet".

"Wichtig ist, dass wir die Händler unterstützen", unterstrich die Ministerin in der Fernsehsendung, "Was mir die Händler draußen sagen: 'Ich bin nicht im E-Commerce. Wie komme ich da rein?'. Und da sind ganz viele Kleine dabei, viele Frauen dabei, die stationären Handel betreiben." Laut Schramböck bietet derzeit ein Viertel der österreichischen Händler Waren online feil.

(ds)