Minolta-Erbe: Spiegelreflex Sony Alpha 100

Sonys A100 basiert auf Minoltas Dynax 5D, die im Zuge der Firmenübernahme an Sony gefallen ist. Man implantierte ihr dort ein höher auflösendes Display, den neuen 10-MP-Sensor und ein paar überarbeitete Bildverarbeitungsroutinen.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Dr. Klaus Peeck
Inhaltsverzeichnis

Messtechnisch liegt die Sony in unserem Vergleich vor allem im WW-Bereich und bei niedriger ISO-Stufe deutlich vorn. Das Mehr von vier Megapixeln gegenüber dem Vorgängermodell von Minolta führt aber zu stärkerem Sensorrauschen. In der Fotopraxis zeigen sich nur Aufnahmen bis ISO 200 völlig problemlos, bei ISO 400 wird das Farbrauschen deutlicher störend sichtbar, wie auch recht harsche elektronische Kompensationsversuche der Kamera-Firmware. ISO-800-Bilder erscheinen stark verrauscht, während bei ISO 1600 ein zusätzlicher eklatanter Schärfeabfall die Bilder praktisch unbrauchbar werden lässt.

Sonys neue Bildverarbeitungs-Algorithmen scheinen der Minolta-Kamera nicht nur gut getan zu haben. Vor allem das Aliasing (Sägezahn-Effekte) an schrägen Kanten war weder für die Minolta noch für diese Kameraklasse typisch, wird jetzt aber deutlich sichtbar. Schon von der Vorgängerin bekannt ist hingegen die Neigung zu schwankender Belichtung im Mehrfeld-Messmodus, die sich sowohl bei der c’t-Testkiste als auch im Freiland mit einiger Regelmäßigkeit zeigte, und das trotz der neuen, jetzt 40 Felder umfassenden Belichtungsmessung.

Eine interessante Neuerung ist hingegen die automatische Gradationskorrektur namens "Dynamic Range Optimization", die dunkle Bildanteile selektiv anheben kann, ohne die Lichter ausfressen zu lassen. Aufnahmen unserer c’t-Kiste wurden von dieser Funktion zwar nicht verbessert,manche besonders kontrastreichen Außenaufnahmen gewannen indes sichtbar. Sehr erfreulich ist das neue Display – mit 2,5 Zoll gleich groß wie zuvor, aber jetzt mit 230.000 Pixeln genau doppelt so hoch auflösend und mit großem Einblickwinkel. Das Fehlen eines extra LC-Statusdisplays erhöht den Energiebedarf und erschwert bei hellem Licht das Ablesen der ersatzweisen Datenanzeige auf dem TFT.

Über das linke Funktionswahlrad sind die meisten relevanten Einstellungen im Bildschirmmenü jetzt direkt erreichbar, von der Messfeldwahl über die Blitz-, Fokus-, Farbund Weißabgleichsmodi bis hin zur ISO-Einstellung und der Gradationskorrektur. Ansonsten bleibt das bewährte Handling erhalten, mit Funktionstasten neben dem Display, der zu flachen, aber ausreichend großen 4- Wege-Wippe und drei großen Tasten für die Belichtungskorrektur, Messwertspeicherung und den Serienbildmodus. Das Kameragehäuse ist nicht zu klein und liegt gut in der Hand, wobei ein Hochkantgriff nicht im Zubehörangebot ist.

Die Serienbildrate stieg im Test auf nunmehr rund 2,8 JPEG-Bilder pro Sekunde über 27 Aufnahmen hinweg, danach geht es mit 1,5 fps weiter, bis die Speicherkarte voll ist. Die Datenspeicherrate für die Compact-Flash-Karten hat sich drastisch verbessert. Auch die Startzeit ist mit 0,9 Sekunden etwas kürzer geworden, während die Auslöseverzögerung mit 0,42 Sekunden praktisch auf dem alten Niveau verharrt. Das Auslösegeräusch ist weiterhin ausgesprochen satt. Der Autofokus verfügt über neun Messfelder und arbeitet recht zuverlässig, inzwischen selbst bei wenig Licht.

Die Antiverwackel-Einrichtung über den beweglich aufgehängten CCD-Sensor heißt jetzt Sony-typisch "Steady shot" und wird auch zum Abschütteln anhaftender Staubpartikel benutzt. Eine neue antistatische Beschichtung des Tiefpassfilters soll die Staubanhaftung zusätzlich reduzieren. Der Wirkungsgrad der Antiverwacklung scheint nach wie vor etwas unter dem von guten objektivbasierten Stabilisierungssystemen zu liegen, macht aber preistreibende Stabilisierungseinheiten in jedem einzelnen Objektiv überflüssig.

Messtechnisch fällt neben der erwähnten hohen Auflösung, die allerdings mit einem 23-prozentigen Randabfall deutlich ungleichmäßiger ausfällt als bei den Kit-Objektiven der anderen Testkandidaten, und dem bei höheren ISO- Stufen nicht unkritischen Rauschverhalten eine deutliche Vignettierung des Kit- Objektivs im Weitwinkelbereich auf, die sich jedoch schon in Mittelstellung auf gute 0,3 Blendenstufen mildert. Auch die Verzeichnung ist nur in Weitwinkelposition mit 1,3 Prozent erhöht und ansonsten unkritisch. Bei dem "Kit"-Objektiv handelt es sich um die bekannte umgelabelte preiswerte Kunststoff-Konstruktion von Minolta mit dem leichtgängigen Zoomring und Kardan- getriebener Fokussierung, die abgeblendet eine noch knapp gute Schärfeleistung bietet. Sony hat eine Reihe von neuen Objektiven für sein Spiegelreflex-System angekündigt, darunter hochwertigere Exemplare mit Carl-Zeiss-Label.