Mit Bildern gegen chronische Schmerzen

Eine klinische Studie will nun beweisen, dass angenehme Bilder auch chronische Schmerzen lindern können. Unterstützung kommt von Nikon.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Mit Bildern gegen Schmerzen

(Bild: Nikon, Kraft der Bilder)

Lesezeit: 3 Min.

Die Studienarbeit lag und liegt bei Dr. Böger und seinem Team in Kassel sowie der Universitätsklinik Hamburg Eppendorf und der Universität Göttingen.

(Bild: Nikon, Kraft der Bilder)

Kann das reine Betrachten von Fotos chronischen Schmerzpatienten helfen? Dieser Frage ist das Schmerzzentrum des Roten Kreuz Krankenhauses in Kassel in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen und dem Universitätsklinikum in einer Studie nachgegangen. Erste Daten wurden bereits im Sommer 2013 erhoben. Nun legen die Studienpartner das Ergebnis von "Kraft der Bilder" vor: Die schmerzlindernde Wirkung des Betrachtens von Bildern wurde erstmals unter klinischen Bedingungen nachgewiesen, heißt es in einer Mitteilung zur Studie.

Vor und nach den "Bildersitzungen" füllten die Studienteilnehmer Fragebögen zur aktuelle empfundenen Schmerzintensität aus.

(Bild: Nikon, Kraft der Bilder)

Zu den 88 Studienteilnehmern in Kassel gehörte auch die Patientin Manuela Spangenberg, die seit vier Jahren unter starken Kopfschmerzen leidet. Im Rahmen ihrer multimodalen Schmerztherapie, einer Mischung aus Medikamenten, psychologischer Schmerztherapie und Physiotherapie, schaute sie auch mehrere Tage in der Woche digitale Bilder von ihren Angehörigen an. Außerdem gehörten Fotos fremder Personen, schöner Landschaften oder optische Täuschungen zum Fotopool. Vor und nach dem Betrachten füllten die Patienten Fragebögen zur aktuell empfundenen Schmerzintensität aus.

„Wir wissen nun, dass positiv empfundene Bilder chronische Schmerzen lindern können und das sollte uns inspirieren, Nachfolgestudien durchzuführen und zu schauen, ob der Effekt weiter verstärkt werden und somit vielen Menschen geholfen werden kann“, erklärt Dr. Andreas Böger vom Schmerzzentrum Kassel in der Mitteilung. Er und sein Team entwickelten die Studie aus dem experimentellen Projekt "A Picture’s Worth" der Universität Los Angeles.

Nikon wurde seinerzeit auf dieses Projekt aufmerksam, griff es auf und suchte nach einem Partner für ein Folgeprojekt. Den fand der Kamerahersteller im Roten Kreuz Krankenhaus in Kassel. "Nikon ist also Absender und Initiator der Studie, bleibt jedoch als Marke im Hintergrund. Das Unternehmen sieht sich in gesellschaftlicher Verantwortung und möchte mit dem Projekt die allgemeine Lebensqualität verbessern", heißt es von der zuständigen Presse-Agentur gegenüber heise Foto.

Nikon unterstützt die Studie konkret mit den Tablets, auf denen die Patienten die Bilder abrufen können. Außerdem stellt der Hersteller einen Großteil der Fotos, die im Krankenhaus genutzt werden.

Dass Bilder, insbesondere Naturdarstellungen, eine positive Auswirkung auf uns haben können, wurde bereits in etlichen Studien bestätigt. Noch neu ist allerdings der systematische Ansatz bei der Therapie chronischer Schmerzen.

Ein Großteil der Fotos, insbesondere die Landschaftsaufnahmen, für die Studie "Kraft der Bilder" kam vom Kamerahersteller Nikon.

(Bild: Nikon, Kraft der Bilder)

Für Prof. Dr. Matthias Karst, Leiter der Schmerzambulanz der Medizinischen Hochschule Hannover, ist dies allerdings bezogen auf Fotos von Angehörigen nicht ganz unproblematisch. Bei chronischen Schmerzpatienten mit hohen psychosozialen Belastungen kann das familiäre Umfeld unbewusst in die Schmerzsituation eingebunden sein. In dieser Patientengruppe müsse deshalb sorgfältig eruiert werden, ob das System "Familie" eine unterstützende Funktion hat.

Bei akuten Schmerzen oder Tumorschmerzen kann dagegen das Betrachten von Bildern naher Angehöriger, zu denen eine positive emotionale Verbindung besteht, die entsprechenden mentalen Repräsentationen anregen und so zu einer Schmerzlinderung beitragen.

Für die Studie "Die Kraft der Bilder" wurde tatsächlich nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, welche Bilder der Patient bei den Sitzungen jeweils betrachten konnte. Die Teilnehmer in der "Angehörigen-Guppe" durften zudem selbst wählen, welche Personen sie sehen wollten. Am häufigsten wurden hier demnach Kinder und Enkel ausgewählt. (ssi)