Mit neuem 3D-Druckkopf: Ultimaker 2+ im Test
Auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas im Januar hat Ultimaker das verbesserte Modell 2+ seines bewährten 3D-Druckers vorgestellt – wir bekamen eines der ersten Exemplare davon für einen Test ins Labor.
Manchmal sind es ja die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen. Beim Ultimaker 2+ fällt direkt sofort nach dem Anschalten etwas auf, das anders ist als beim Vorgänger: Der Lüfter am Extruder läuft nicht sofort los und macht deshalb auch keinen Lärm. Wer den alten Ultimaker 2 gewoht ist, denkt im ersten Moment, die Maschine ist noch gar nicht an. Eine Verbesserung ist das aber in jedem Fall.
3D-Drucker Ultimaker 2+ im Test (13 Bilder)
Die verbesserte Maschine unterscheidet sich in drei Punkten vom Vorgänger. Für das Druckergebnis am wichtigsten ist die neue Vorschubmechanik. Bisher saß direkt auf der Achse des Vorschubmotors eine Stachelwalze, gegen die das Filament gedrückt wurde. Die Stacheln gruben kleine Kerben in den Plastikdraht und schoben ihn mit gutem Griff in Richtung Druckkopf. Eine Rutschkupplung schützte die Konstruktion davor, zu viel Kraft auf die Düse zu bringen, falls sich dort das Material stauen sollte. Die Schwelle dieser Rutschkupplung ließ sich über eine Madenschraube in Maßen justieren – wobei man gefühlvoll vorgehen musste: zu locker eingestellt kam manchmal zu wenig Material aus der Düse, zu stramm angezogen betätigte sich die Stachelwalze bei Blockaden gerne mal als Schleiftrommel und arbeitete sich tief in den Materialdraht hinein.
Getriebe statt Direktantrieb
Beim Ultimaker 2+ wird die Kraft des Vorschubmotors über ein Getriebe in die Bewegung des Drahts umgesetzt. Bei unserem Testgerät traten dadurch keinerlei Probleme mit dem Materialfluss an der Düse auf. Interessanterweise kommt die neue Mechanik ohne den bisher üblichen Umlenkstift für das Filament an der Rückseite des Geräts aus, was den Widerstand beim Abrollen des Materials zusätzlich verringern dürfte. Durch das Getriebe muss der Vorschubmotor im Ultimaker 2+ pro Zentimeter transportiertem Material eine andere Anzahl von Umdrehungen leisten als beim Vorgängermodell; allerdings erledigt offenbar die Firmware im Gerät diese Umrechnung automatisch. Der Vorteil: Wer auf einer SD-Karte noch fertig aufbereitete Ultimaker-Gcode-Druckdateien für den alten 2er liegen hat, kann die problemlos auch auf einem 2+ fertigen.
Heiße Düse
Durch die ebenfalls veränderte Konstruktion des Druckkopfes lässt sich dessen Düse einfach herausschrauben, ohne dass man den ganzen Kopf zerlegen muss (was beim Ultimaker 2 der Fall war). Dem neuen Drucker liegen neben der Standarddüse mit 0,4 Millimetern Durchmesser auch noch solche mit 0,25 mm, 0,6 mm und 0,8 mm bei. Je feiner die Düse ist, desto filigranere Strukturen lassen sich damit drucken, da sie schmalere Materialbahnen innerhalb einer Schicht anlegen kann. Gleichzeitig entspricht der Durchmesser der Düsenbohrung der maximalen horizontalen Schichtdicke, die die Maschine drucken kann – größere Objekte brauchen dadurch deutlich länger in der Fertigung. Eine feine Düse verstopft aber auch schneller und ist dann schwieriger wieder frei zu bekommen. Nicht zuletzt gibt es spezielle Druckmaterialien wie etwa Kunststoff mit beigemischten Holzfasern, die eine minimale Bohrungsgröße brauchen, damit die relativ groben Partikel überhaupt durch die Düse passen. Deshalb wird der Ultimaker 2+ durch das beiliegende Düsensortiment universeller einsetztbar.
Gerät | Ultimaker 2+ |
Vertrieb | unter anderem iGo3D, Reichelt etc. |
Bauraum | 22,3 cm × 22,3 cm × 20,5 cm |
Drucktisch | Glas, beheizt |
Software | Cura (Windows, Mac OS X, Linux) |
Material | 2,85 mm |
Druck über ... | SD-Karte |
Druckqualität | sehr gut |
Preis | 2300 € |
Fazit
Ob es jetzt nur an der neuen Vorschubmechanik oder auch an der verbesserten Führung des kühlenden Luftstroms am Druckopf liegt (das ist die dritte Verbesserung des Ultimaker 2+ neben der neuen Düsenmontage) – der 3D-Drucker absolvierte unseren Testparcours an Prüfobjekten jedenfalls mit Bravour und heimste die bisher recht selten vergebene Note "sehr gut" ein. Das hatte der Vorgänger in unserem Test nicht geschaft, wohl aber IdeaBuilder von Dremel, der Daycom 3DP-100 von Pollin und – außer Konkurrenz – der Stratasys Mojo. Klar, ein Schnäppchen ist der Ultimaker nicht, Qualität, Zuverlässigkeit und Handhabung überzeugen aber.
Wer bereits einen "alten" Ultimaker 2 besitzt, soll die verbesserten Komponenten des neuen Modells demnächst auch als Upgrade-Kit bekommen – den sogenannten Olsson Block, der hinter dem Schnellwechselmechanismus für die Düse steckt, gibt es schon seit einiger Zeit als optionales Zubehör für 120 Euro zu kaufen. Wir haben diesen unserem eigenen Ultimaker schon eingebaut, was prinzipiell nicht schwierig war. Dennoch arbeitete die Maschine anschließend zunächst nicht mehr richtig, sondern meldete nach ein paar Minuten aufheizen stets einen "Heater Error". Das lag allerdings nicht an der Umrüstung, sondern an inzwischen verschlissenen Altteilen – der Temperaturfühler und die Heizpatrone hatten ihre beste Zeit hinter sich. Nach deren Ausstausch druckt unser alter Ultimaker 2 wieder prima.
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(pek)